Koenigsbrunner Zeitung

Das Rätsel um die gestohlene Katze

- VON JAN KANDZORA

Voriges Jahr nahm ein unbekannte­r Mann den Kater Feli aus Mühlhausen mit. Die beiden Besitzer des Tieres gehen nun einen ungewöhnli­chen Weg, um den Täter zu erwischen

Affing/Pöttmes Katzen verschwind­en – das kommt vor, und nicht einmal selten. Einige laufen davon, andere werden von einem Auto erfasst. Oftmals erfahren die Besitzer nicht, was aus ihren Tieren wurde. Wäre Feli eine dieser Katzen, der Fall wäre kaum berichtens­wert. Doch der Kater mit dem schwarzen Fell mit weißen Flecken verschwand nicht einfach: Er wurde gestohlen. Ein Mann nahm das Tier vor dem Haus seiner Besitzerin Karin Karsten im Affinger Ortsteil Mühlhausen mit. Er packte den Kater und machte sich davon.

Man weiß das deshalb so genau, weil eine Überwachun­gskamera der Nachbarn die Szene vom 3. Dezember des vergangene­n Jahres festgehalt­en hat. Ein Mann mit Bomberjack­e und kurzen Haaren ist auf der Aufnahme zu erkennen. Ein Mann, den Karsten vorher schon einmal gesehen hatte. Er war wohl Mitte 20, hatte helle Haare und hatte Karsten gut 45 Minuten vorher nach der Derchinger Straße in Affing gefragt. Unterwegs war er mit einem schwarzen Kleinwagen mit Augsburger

Die Besitzer haben nicht nur eine Belohnung ausgesetzt

Kennzeiche­n. Schon kurz nach Verschwind­en des Katers hatten Karsten und ihr Lebengefäh­rte Gerhard Platzer angefangen, nach Feli zu suchen, über Tierschutz­organisati­onen in der Region. Seitdem sie wissen, dass der Kater gestohlen wurde, haben die beiden ihre Bemühungen intensivie­rt. Sie setzten eine Belohnung von 1000 Euro aus, um Feli zu finden. Das war im Januar.

Mittlerwei­le wollen Karsten und Platzer noch einen Schritt weiter gehen. Über die Tierschutz­organisati­on Katzen in Not in Pöttmes sammeln sie Spenden, um für „potenziell­e Informante­n einen Anreiz zu schaffen“. Eine ungewöhnli­che Aktion. Dabei, sagt Platzer, habe er keine Hoffnung mehr, den Kater wiederzuse­hen. Auch wenn viele Menschen anriefen und sagten, sie hätten Feli gesehen. „Das geht bis nach Hamburg hoch“, sagt Platzer. „Doch aus meiner Sicht können wir nichts mehr tun.“

Ihm und Karsten geht es um etwas anderes. Sie wollen „für potenziell­e Informante­n einen Anreiz schaffen“, um „die Hintermänn­er der Organisati­onen zu fassen“. Dazu sei ein fünfstelli­ger Betrag notwen- dig, eine vierstelli­ge Summe wollen die beiden selbst beisteuern. Auch die Kriminalpo­lizei Augsburg ermittelt in dem Fall. Platzer sagt, er sehe mehrere Möglichkei­ten, was aus dem Kater geworden sein könnte. Jemand könnte Feli gestohlen haben, um das Tier zu Tode zu quälen oder um das Fell zur Herstellun­g von Rheumadeck­en zu verwenden. Vielleicht auch, um das Tier in ein Labor zu verfrachte­n.

Es sind Vermutunge­n, die Katzenbesi­tzer vor allem im Internet auch in anderen Fällen öfter äußern. Zum Teil ist dort auch von einer „Katzen-Mafia“die Rede, von organisier­ten Banden. Es sei jedoch die absolute Ausnahme, sagt Sabina Gaßner vom Tierschutz­verein Augsburg, dass Katzen gestohlen werden. Einige Tiere liefen jemandem zu und würden mitversorg­t, ohne dass dies gemeldet werde. An- dere würden überfahren. Zwar gebe es auch Leute, die bestimmte Tierarten nicht mögen würden, doch was jemanden antreibe, eine Katze mitzunehme­n, sei ihr unerklärli­ch. Dass es eine „Katzen-Mafia“geben könnte, hält Gaßner für unwahrsche­inlich – schon aus wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten. Es sei doch leicht, sich auf legalem Wege Katzen zu besorgen oder sie zu züchten.

Laut dem Zentralver­band Zoologisch­er Fachbetrie­be leben in deutschen Haushalten etwa 12,9 Millionen Katzen. 3,4 Millionen von ihnen waren 2016 beim Haustierre­gister „Tasso“gemeldet. Bei der Organisati­on wurden in dem Jahr knapp 49000 Katzen als vermisst gemeldet, 32 000 der Tiere vermittelt­e „Tasso“wiederum zurück. Über eine „Katzen-Mafia“wisse man nichts, sagt Sprecherin Laura Simon. Organisier­ter Katzenklau für Rheumadeck­en oder Tierlabore in Deutschlan­d? Simon glaubt das nicht. Versuchsti­ere etwa müssten aus registrier­ten Zuchten kommen. Bis in die 1980er-Jahre sei das noch anders gewesen, heute könne es jedoch nicht sein, dass privat gefangene Katzen als Versuchsti­ere herhalten müssten, sagt Simon.

Dass jemand Feli gestohlen hat, ist jedoch unstrittig, die Video-Aufzeichnu­ng beweist es. Die Polizei spricht von einer „organisier­ten Begehungsw­eise“bei der Tat und sagt, dass die Spendenakt­ion hilfreich sein könnte zur Aufdeckung des Diebstahls des Tieres. Das hoffen auch Karsten und Platzer. Sollte die Aktion zum Erfolg führen, geht die Belohnung aus den Spenden an den Informante­n. Sollte die Kripo die Ermittlung­en ergebnislo­s einstellen, bleibt der Betrag bei der Tierschutz­organisati­on.

 ?? Fotos: Karin Karsten ?? Kater Feli aus dem Affinger Ortsteil Mühlhausen ist weg. Seine Besitzerin Karin Karsten hat ein Überwachun­gsvideo, auf dem zu sehen ist, wie ein Mann das Tier vor dem Haus „entführt“.
Fotos: Karin Karsten Kater Feli aus dem Affinger Ortsteil Mühlhausen ist weg. Seine Besitzerin Karin Karsten hat ein Überwachun­gsvideo, auf dem zu sehen ist, wie ein Mann das Tier vor dem Haus „entführt“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany