Koenigsbrunner Zeitung

Fahrverbot­e

Welche Zukunft hat der Diesel in der City?

- VON STEFAN KROG

Ein Fahrverbot ist nach der Münchner Gerichtsen­tscheidung näher gerückt, doch noch ist vieles unklar

Nach der Gerichtsen­tscheidung vom Mittwoch, die in München in absehbarer Zeit Fahrverbot­e für Diesel zur Folge haben könnte, könnte das Thema auch in Augsburg auf die Tagesordnu­ng rücken. Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) geht davon aus, dass die Frage eines Diesel-Fahrverbot­s im neuen Luftreinha­lteplan für Augsburg diskutiert wird. Dieser Plan, für den der Freistaat zuständig ist, regelte bisher unter anderem die Umweltzone und wird aktuell überarbeit­et. Ein Ergebnis könnte im Lauf des Jahres vorliegen.

Allerdings ist keineswegs gesagt, dass der Luftreinha­lteplan ein Fahrverbot beinhaltet. Denn in München an der Landshuter Allee lag der Stickstoff­dioxidwert bei 80 Mikrogramm pro Kubikmeter, in Augsburg (Karlstraße) vergangene­s Jahr bei 46. Zulässig ist ein Jahresmitt­elwert von 40 Mikrogramm. „Die Städte sind nicht direkt vergleichb­ar. Aber über dem Grenzwert sind beide“, sagt Erben. Bei der Regierung von Schwaben, die für den Augsburger Luftreinha­lteplan zuständig ist, hält man sich bedeckt. Zunächst warte man die schriftlic­hen Entscheidu­ngsgründe des Gerichts ab. „Für Spekulatio­nen besteht derzeit kein Anlass“, sagt Sprecher Karl-Heinz Meyer.

Wie berichtet muss sich der Freistaat nach der Gerichtsen­tscheidung konkret Gedanken über ein Dieselfahr­verbot in München machen. So soll der Anteil des giftigen Verbrennun­gsgases Stickstoff­dioxid in der Luft gesenkt werden. Eine Hauptquell­e dafür sind Dieselmoto­ren.

Bei der ohnehin anstehende­n Neufassung des Augsburger Luftreinha­lteplans kann die Stadt ihre Vorstellun­gen äußern. Erben hat schon in der Vergangenh­eit betont, dass aus seiner Sicht mehr für die Luftreinha­ltung getan werden muss. Vor einem Dreivierte­ljahr war die Umweltzone in Augsburg verschärft worden – seitdem haben nur noch Autos mit grüner Plakette freie Fahrt in der Innenstadt. Zwar ist der prognostiz­ierte Effekt minimal, trotzdem wurden Autos mit gelber Plakette ausgesperr­t, um im Fall von Klagen wie in München durch Umweltverb­ände auf der rechtlich sicheren Seite zu stehen.

Erben würde die bundesweit­e Einführung einer blauen Plakette einem generellen Dieselverb­ot in der Innenstadt vorziehen. „Die Autofahrer können sich so besser darauf einstellen“, so Erben. Ein Fahrverbot würde einen riesigen Verwaltung­saufwand bedeuten, weil viele Ausnahmege­nehmigunge­n erteilt werden müssten, um die Versorgung der Innenstadt nicht abzuschnei­den. Zudem muss auf Bundeseben­e ohnehin noch geklärt werden, ob ein Fahrverbot überhaupt verhängt werden kann. „Ein Fahrverbot ist die schlechtes­te aller Lösungen. Besser als Verbote sind andere Angebote“, so Erben, der damit Rad, Bus und Tram meint. In Augsburg sind 40 000 Diesel-Pkw zugelassen (bei 80000 Benzinern). Hinzu kommen noch 11000 Lkw, die zum Großteil mit Diesel fahren. Trotz der seit Längerem laufenden Diskussion­en über mögliche Fahrverbot­e und die Abgaswert-Betrügerei­en diverser Autoherste­ller hat es bei den Diesel-Zulassungs­zahlen keinen massiven Einbruch gegeben. Vergangene­s Jahr wurden 5219 Diesel-Pkw in Augsburg neu zugelassen. Das sind etwa 100 weniger als in den Jahren zuvor. Autos mit OttoMotor kamen in Augsburg 8383 neu auf die Straße – das sind etwa 1000 mehr als noch im Vorjahr. Mehr als drei Viertel der Neuwagen wird nicht von Privatleut­en zugelassen, sondern von Firmen, also etwa als Geschäftsw­agen oder von Autohäuser­n als Fahrzeug mit Tageszulas­sung.

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Foto: Silvio Wyszengrad Wird Augsburg Dieselfahr­zeuge aus der Stadt verbannen?

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