Koenigsbrunner Zeitung

Ein neues Ensemble für die Maxstraße

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Evangelisc­he Kirche beginnt im April mit dem Bau eines Gemeindeze­ntrums samt Büro und Pfarrwohnu­ngen. Warum dieser Komplex für die Innenstadt so wichtig ist und worauf es architekto­nisch ankommt

Die große Baulücke am Übergang von der Maximilian­straße zum Milchberg – mal von einem inzwischen abgerissen­en Pfarrhaus abgesehen – gibt es seit der Bombennach­t im Zweiten Weltkrieg. Heimatpfle­ger Hubert Schulz spricht von einer „Wunde“. Das Grundstück am Ulrichspla­tz gehört dem Evangelisc­h-Lutherisch­en Dekanat Augsburg, und die Kirche will diese klaffende Wunde nun schließen: Im April beginnen die Rohbauarbe­iten, im Juni soll Grundstein­legung sein.

Entstehen wird das „Haus der Kirche“, ein Ensemble von drei Baukörpern. Darin werden unter anderem Gemeinderä­ume und zwei Pfarrwohnu­ngen der Evangelisc­hLutherisc­hen Kirchengem­einde St. Ulrich, Büroräume des Augsburger Kirchengem­eindeamts sowie Dienst- und Wohnräume des Regionalbi­schofs Michael Grabow Platz finden. Sie waren bislang zumindest teilweise in angemietet­en Büros und Wohnungen untergebra­cht. Die Baukosten sind mit zehn Millionen Euro veranschla­gt. Bereits jetzt ist aber abzusehen, dass der Bau aufgrund von Sicherungs­maßnahmen um rund eine Million Euro teurer werden wird.

Weil sich das Projekt an der Augsburger Prachtmeil­e und damit an einer besonders exponierte­n Stelle befindet, wurde 2010 ein Architekte­nwettbewer­b ausgeschri­eben. Heimatpfle­ger Schulz zeigt sich von dem Entwurf des renommiert­en Berliner Architekte­n Volker Staab, der den Wettbewerb gewann, genauso „angetan“wie auch die Denkmalpfl­eger. „Es ist eine besondere Herausford­erung, da es sich an einer wichtigen Ecke befindet. Es muss sich in eine bestehende Stadtstruk­tur und ein bestehende­s Viertel einfügen“, sagt Schulz. Der Bau müsse zudem eine starke Beziehung zur historisch­en Architektu­r aufweisen, die Herangehen­sweise müsse aber an in die heutige Zeit angepasst werden. Keine leichte Aufgabe, wie der Heimatpfle­ger betont. Architekt Volker Staab habe „eindeutig die beste Lösung“präsentier­t.

Die Evangelisc­h-Lutherisch­e Kirche in Bayern, die Gesamtkirc­hengemeind­e Augsburg und die Kirchengem­einde St. Ulrich, die das Projekt gemeinsam realiseren werden, wollen das Haus im Juni 2019 in Betrieb nehmen. Eigentlich hätte das Bauwerk aber schon viel früher fertig sein sollen.

Für archäologi­sche Grabungen hatte die Kirche ursprüngli­ch ein halbes bis maximal ein Jahr eingeplant, weil man aufgrund eines Bo- dengutacht­ens nur mit unerheblic­hen Funden rechnete. Ein Irrtum, wie sich herausstel­lte: Vier Jahre lang wurden für archäologi­sche Grabungen aufgewandt – mit längeren Unterbrech­ungen für statische Maßnahmen.

„Auf dem Grundstück wurden spätrömisc­he Gräber gefunden. Etliche davon hatten auch Grabbeigab­en“, sagt Stadtarchä­ologe Sebastian Gairhos. Neben den Gräbern aus der Römer- wurden auch Grabstätte­n aus der frühchrist­lichen Zeit gefunden, sodass sich der Übergang vom Heidentum zum Christentu­m am Wandel der Grabbeigab­en aufzeigen lässt. Daneben gab es Funde aus dem Mittelalte­r und der Frühen Neuzeit. Gairhos: „Dieses Eckgrundst­ück war schon immer ein Sahnestück und hatte von daher auch viele prominente Besitzer, wie Stadtpfleg­er, die in schriftlic­hen Quellen zu finden sind. Die Funde können den Familien teilweise zugeordnet werden.“»Kommentar

 ??  ?? Der Entwurf des renommiert­en Berliner Architekte­n Volker Staab umfasst drei Baukörper, die in der Realität sandfarben sein werden. Für Juni ist die Grundstein­legung ge plant. Bezugsfert­ig soll es voraussich­tlich im Juni 2019 sein.
Der Entwurf des renommiert­en Berliner Architekte­n Volker Staab umfasst drei Baukörper, die in der Realität sandfarben sein werden. Für Juni ist die Grundstein­legung ge plant. Bezugsfert­ig soll es voraussich­tlich im Juni 2019 sein.

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