Koenigsbrunner Zeitung

Vorurteile tauchen wieder auf

- VON ALOIS KNOLLER

Religionen Am Sonntag beginnt die Woche der Brüderlich­keit zwischen Christen und Juden. Die Augsburger Vorsitzend­e Margaretha Hackermeie­r erklärt, warum sie nötiger denn je ist

Manche Irrtümer und Vorurteile über „die“Juden scheinen unausrottb­ar zu sein. Durch rechtsextr­eme Strömungen werden sie derzeit sogar noch verstärkt, beobachtet Margaretha Hackermeie­r, die Vorsitzend­e der Gesellscha­ft für Christlich-Jüdische Zusammenar­beit, mit Sorge. „Was man nicht sagen durfte, erwacht wieder aus dem Schlaf“, sagt sie kurz vor Beginn der bundesweit­en Woche der Brüderlich­keit vom 5. bis 12. März. In Augsburg werden der Würzburger Arzt Josef Schuster, Präsident des Zentralrat­s der Juden in Deutschlan­d, und Kultusstaa­tssekretär Bernd Sibler die prominente­sten Redner sein.

„Nun gehe hin und lerne“, lautet dieses Jahr das Motto. „Es ist entliehen von Rabbi Hillel, der schon einige Jahre vor Jesus in Israel lehrte: Was dir nicht lieb ist, füge auch keinem andern zu!“, weiß Hackermeie­r. In den Kirchen sei nach Nationalso­zialismus, Weltkrieg und Holocaust einiges vorangegan­gen. „Sie haben den eigenen Antijudais­mus erkannt und ihm abgeschwor­en“, so GCJZ-Vorsitzend­e. Das Motto passe auch ins Gedenken an 500 Jahre Reformatio­n. „Luther selbst betonte in seinen 95 Thesen, dass das Erkennen von Fehlern und Lernen daraus für das Menschsein elementar ist.“Hackermeie­r begrüßt, dass die evangelisc­he Kirche auch Luthers judenfeind­lichen Äußerungen themati- siert und sich vor kurzem klärend zur Judenmissi­on positionie­rt hat.

In Augsburg hält die Gesellscha­ft für Christlich-Jüdische Zusammenar­beit regelmäßig Kontakt zu Rabbiner Henry G. Brandt, der wiederum mit Diözese wie Kirchenkre­is in regem Austausch steht. Mühsamer ist laut Hackermeie­r die Arbeit an der Badie sis. Eine Jugendbege­gnung in der Synagoge musste sie heuer mangels Beteiligun­g absagen. Junge Juden, so stellt Hackermeie­r fest, scheuen sich oft, ihre Religion zu erkennen zu geben. In vergangene­n Jahren indes hatte die GCJZ gute Resonanz auf ihre Jugendproj­ekte. Zum Motto drehten Schüler Handyvideo­s, die sogar im Kino gezeigt wurden.

Mit Rabbi Brandt wird Hackermeie­r am Sonntag an der Bundeseröf­fnung in Frankfurt teilnehmen, denn beide sind im Präsidium des Deutschen Koordinier­ungsrats.

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Josef Schuster
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Bernd Sibler

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