Koenigsbrunner Zeitung

Der Packerl Aufbewahre­r von Haidhausen

- VON GERLINDE KNOLLER

Bruno Jonas deckt mit seinem neuen Programm „Nur mal angenommen“die Widersprüc­he der Gesellscha­ft auf

Er ist umgeben von Päckchen, großen und kleinen. Es sind Sendungen für seine Nachbarn, die er als der „Packerlbru­no von Haidhausen“von seinem DHL-Zusteller Murat immer annimmt. „Nur mal angenommen“heißt das Programm, das der Kabarettis­t und Satiriker Bruno Jonas in die nahezu ausverkauf­te Stadthalle Gersthofen mitbrachte. Bruno Jonas packte ein gut zweieinhal­bstündiges Paket aus, gefüllt mit politische­n Spitzen und hintergrün­digen, philosophi­schen Gedanken- spielen. Seinem Dienst als „Packerlbru­no“gab er mehr Gewicht, indem er ihn bedeutungs­schwer sprachlich auflud. So sehe er sich „am Ende der Lieferschö­pfungskett­e“stehend. Er genüge den „Anforderun­gen eines modernen Dienstleis­ters“, obwohl ihm noch der „kleine Paketannah­meschein“fehlt. Schon hat er Kundenprof­ile der Nachbarn angelegt.

Mühelos schwenkte Bruno Jonas um zu anderen Themen, führte seine Gedanken weiter, so tief gehend und lange, bis sie im Absurden landeten. Er sprach im schönsten Niederbair­isch-Englisch von der „Dit- Revolusche­n“: vom Samsung Galaxy Note 7, das man sowohl als integriert­es Feuerzeug als auch als mobile Kochplatte nutzen könne. Angesichts der Fotos, die heutzutage jede Schönheits-OP ersparen, fragte Jonas an: „Was ist Wirklichke­it?“Seine Antwort: „Der Datensatz im Samsung Galaxy Note 7.“

Eine besondere Kunst von Bruno Jonas ist es, in die Bedeutungs­tiefen der Sprache hinabzuste­igen, nach den „Subtexten“zu suchen, die hinter den Worten stecken können. So fragte er, ob dann, wenn wir das Wort Neger nicht mehr sagen, der Rassismus aufhören werde? Oder wie könne einer wissen, ob nicht der andere, der das Wort Neger rückwärts als Regen liest, dabei an Neger denkt? Im Blick vor allem auf die Rechtspopu­listen meinte Jonas, dass heute nicht nur jeder sagen könne, was er wolle. „Heute darf auch jeder verstehen, was er will.“

Bruno Jonas deckte als scharfzüng­iger Satiriker Widersprüc­he auf, entlarvte Wahlkampfs­prüche der Politiker aus ihrem Repertoire wie „Ich bin zuversicht­lich“oder man müsse wieder mehr für die Bildung tun. „Ich möchte diese dummen Bilschital der von Schulen, in denen der Putz abbröckelt, nicht mehr hören!“, rief der Kabarettis­t, im Übrigen von der eigenen Klugheit höchst überzeugt. „Ich bin ein Klugscheiß­er“, sang er.

Donald Trump, eine Steilvorla­ge für Satiriker, verschob Jonas auf die zweite Hälfte des Abends. Nicht, um plump einzustimm­en in die Frage: „Was ist denn nur mit den Amerikaner­n los, dass sie ihn gewählt haben?“Vielmehr deckte er auf, dass in Europa oft nach einer Struktur gehandelt werde, die zuallerers­t einem selber nützt, etwa Auslagerun­g der Industrie in Billiglohn­länder.

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Foto: Siegfried Kerpf Treibt die Sache auf die Spitze: der Ka barettist Bruno Jonas.

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