Koenigsbrunner Zeitung

Das Duell um die SPD-Landtagska­ndidatur Diese Woche

- VON MICHAEL HÖRMANN

Margarete Heinrich hat ihre Ambitionen frühzeitig angemeldet. Ihr innerparte­ilicher Kontrahent Dirk Wurm taktiert anders. Das hat er schon einmal gemacht

Der Messias heißt Martin Schulz. Er soll es richten bei der SPD. Wer die Stimmung beim Politische­n Aschermitt­woch in Augsburg erlebt hat, spürt, dass die Partei aus ihrer Lethargie erwacht ist. Die SPD-Mitglieder sind willens, für Martin Schulz in den Bundestags­wahlkampf zu ziehen. Eine Wahl, deren Ausgang zum jetzigen Ausgang völlig offen ist. Nur eines ist sicher: Die SPD kann überhaupt nicht so schlecht abschneide­n, als dass die Augsburger Bundestags­abgeordnet­e und SPD-Chefin Ulrike Bahr den Wiedereinz­ug ins Parlament verfehlen könnte. Abgesicher­t auf einem sehr guten vierten Platz der bayerische­n Liste kann die 52-Jährige fest davon ausgehen, dass ihr politische­s Tätigkeits­feld auch nach Herbst 2017 in Berlin liegt. Ulrike Bahr ist gesetzt.

Noch sind es sechseinha­lb Monate bis zur Bundestags­wahl, die gegenwärti­g vieles überstrahl­t. Auch hier vor Ort. Da gerät schnell mal aus dem Blickfeld, dass es für eine andere Wahl eine höchst spannende Konstellat­ion in der Augsburger SPD geben wird. Wer tritt im Herbst 2018 bei der Landtagswa­hl im Stimmkreis Augsburg-Ost an? So lautet die Frage. Die Antwort wird wohl noch im Herbst 2017 gegeben. Es wird ein Duell. Der Zweikampf mit allerdings unterschie­dlichen Voraussetz­ungen ist dabei längst eröffnet. Margarete Heinrich, die Vorsitzend­e der SPDStadtra­tsfraktion, macht kein Geheimnis um ihre Ambitionen. Von ihrem Ortsverein Haunstette­n ist sie als Kandidatin für die Landtagswa­hl vorgeschla­gen. Ihr Gegner lässt sich nicht in die Karten schauen. Wenn Margarete Heinrich einen ernst zu nehmenden Kontrahent­en zu fürchten hat, hat sie diesen in Stadtratss­itzungen stets vor Augen. Der Mann sitzt auf der Regierungs­bank. Es ist SPD-Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, der zudem für den Sport zuständig ist. Dass Wurm ambitionie­rt sei, ist von vielen SPD-lern zu vernehmen. Wurm hat sein Interesse bislang aber nicht offiziell bekundet. Wie aus seinem Umfeld zu vernehmen ist, will sich Wurm noch mit nahestehen­den Verantwort­lichen besprechen. Er taktiert. Margarete Heinrich geht offensiv heran. Das muss nicht zwingend die Chancen erhöhen. Natürlich lotet Wurm aus, wie seine Perspektiv­en stehen. Reicht es für die Mehrheit in der Delegierte­nversammlu­ng?

Die Erfahrung, wie es ist, als Bewerber für die Landtagska­ndidatur anzutreten, hat der Ordnungsre­ferent schon einmal gemacht. Es war im Oktober 2012, als er mit seiner Bewerbung denkbar knapp gescheiter­t ist. Linus Förster, damaliger SPD-Landtagsab­geordneter im Stimmkreis, setzte sich in einer Kampfabsti­mmung mit 25:22 Stimmen durch. Wurm war damals fast im letzten Moment aufgesprun­gen und hatte seine Ambitionen angemeldet. Dieses Mal dürfte er, um den innerparte­ilichen Frieden nicht zu gefährden, wohl nicht so lange seine eigenen Ambitionen zurückhalt­en. Wenn es zur Entscheidu­ng zwischen Heinrich und Wurm kommen sollte, wird es auf einen Zweikampf hinauslauf­en, bei dem sich die beiden Kandidaten dann auch frühzeitig in den Ortsverein­en mit ihren jeweiligen Vorstellun­gen präsentier­en. Dass die Kandidatur im Stimmkreis Augsburg-Ost frei wird, hängt mit dem unfreiwill­igen Abgang von Linus Förster zusammen. Der Politiker, der sein Parteibuch abgegeben hat und bereits aus dem Landtag ausgeschie­den ist, sitzt nach wie vor in Untersuchu­ngshaft in Gablingen. Ihm wird unter anderem schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfe­n. Da Förster gegenüber seiner ehemaligen Partei die Konsequenz­en gezogen hat, ist die Affäre für die SPD tatsächlic­h ausgestand­en. Sie hat auch nichts mit den persönlich­en Verfehlung­en Försters zu tun. So ist es von allen Seiten zu hören.

Die Karten werden neu gemischt. Die Kandidatur im Stimmkreis Augsburg-Ost ist wegen des Wahlsystem­s für einen SPD-Bewerber chancenrei­ch. Die Nähe zum Stimmkreis AugsburgWe­st macht sich bezahlt, da Erstund Zweitstimm­e addiert werden. Im Stimmkreis Augsburg-West wird Landtagsab­geordneter Harald Güller weitermach­en. Es sieht hier nicht danach aus, dass er Gegenwind aus den eigenen Reihen erhält.

Die Entscheidu­ng liegt bei den Delegierte­n

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Margarete Heinrich
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Dirk Wurm
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