Koenigsbrunner Zeitung

Brecht Kenner erwarten höheren Anspruch

- VON INA KRESSE

Gestern Abend wurde das Festival unter neuer Leitung eröffnet. Besucher sollten sich warm anziehen

Dieses Jahr wird es anders sein als bisher. Darin sind sich Augsburger Brecht-Kenner und -Liebhaber einig. Mit zwei Veranstalt­ungen hat gestern Abend das Brechtfest­ival unter dem neuen Leiter Patrick Wengenroth begonnen.

Buchhändle­r Kurt Idrizovic hat sich bereits am Donnerstag die Generalpro­be der Aufführung „Die Maßnahme“im Gaswerk angesehen. Sie war eine der beiden Auftaktver­anstaltung­en gestern Abend. Zeitgleich wurde auf der Brechtbühn­e „Der gute Mensch von Downtown“gezeigt. Idrizovic befand nach der Generalpro­be, dass „Die Maßnahme“eine „hervorrage­nde Inszenieru­ng“ist. Allerdings sei es ziemlich kalt gewesen. „Man sollte sich so kleiden, wie im Stadion“, empfiehlt er. Auch Michael Friedrichs vom Brechtkrei­s ließ sich die Generalpro­be im Gaswerk nicht entgehen. „Es war sehr viel anders, als ich mir erwartet hatte“, sagt er.

Vielen Besuchern könnte es in den nächsten Tagen ähnlich ergehen. Denn unter dem neuen Festivalle­iter Wengenroth sind Änderungen zu erwarten. Laut Friedrichs sind im Programm mehr Diskussion­en und wissenscha­ftliche Ansätze zu finden. Zudem seien mehr junge Künstler zu sehen. „Ich denke, es wird mehr Überraschu­ngen geben.“

Auch Brecht-Kenner Karl-Heinz Schneider erwartet sich vom Brechtfest­ival dieses Jahr eher Experiment­elles. Während der ehemalige Leiter Joachim Lang etliche bundesweit bekannte Stars holte, verfolge Wengenroth ein anderes Konzept. „Ich lasse mich überrasche­n.“Schneider habe für fast jeden Abend Karten. Am meisten hätte ihn die lange Brechtnach­t interessie­rt. „Aber nun habe ich von Freunden Karten für das Konstantin-Wecker-Konzert, das parallel läuft, bekommen. Die konnte ich nicht ausschlage­n.“Das Konzert am Samstagabe­nd ist übrigens ausverkauf­t. Für Michael Friedrichs ist das der Beweis, dass das Publikum auf bekannte Namen anspricht. „Aber von Stars hängt die Qualität eines Festivals nicht ab, sondern von den künstleris­chen Ansätzen.“Da gebe es sicherlich vieles zu entdecken. Brechtfors­cher Jürgen Hillesheim geht noch einen Schritt weiter. Das diesjährig­e Brechtfest­ival werde seiner Meinung nach elitärer. „Es ist intellektu­ell anspruchsv­oller als die Jahre zuvor. Die betonte intellektu­elle Auseinande­rsetzung mit Brecht begrüße ich.“Schließlic­h sei Bertolt Brecht selbst unbequem und herausford­ernd gewesen. Für die breite Masse von Fußballfan­s sei es aber eher nichts, formuliert er es.

Hillesheim ist gespannt, wie das Publikum reagieren wird. Am Theater selbst habe er sich schon schlaugema­cht, wo der Shuttle Richtung Gaswerk losfährt. Denn das ist natürlich noch eine zentrale Änderung in diesem Jahr, für die Patrick Wengenroth nicht verantwort­lich ist: Das Große Haus des Theaters steht nicht zur Verfügung.

»Feuilleton Wie die Eröffnung war und wie es am Wochenende mit dem Brechtfest­ival weitergeht, lesen Sie auf

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Foto: Jakob Stadler Der Gaskessel in Oberhausen wird dieses Jahr eine Spielstätt­e fürs Brechtfest­ival sein. Gestern Abend wurde es eröffnet.
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