Gegen die Gleichgültigkeit
Der Bombenangriff vor 72 Jahren traf die Schwabmünchner mitten ins Herz. Zwar fielen schon 1940 Bomben auf Bobingen und Königsbrunn. Doch mit der Nutzung der stillgelegten HolzheySpinnerei durch Messerschmitt wurde die Stadt zum Ziel der Alliierten. Die Angst vor einem Angriff war da; die Hoffnung, nicht bombardiert zu werden, auch.
Diese Ängste kennen jedoch nur die Schwabmünchner, die vor 1945 geboren wurden, oder heute die Menschen aus Sanaa oder Aleppo. Die anderen reden unter dem Gesamteindruck der nun bekannten historischen Fakten. Darum sollten wir Menschen wie Gertrud K. oder Flüchtlingen aus Syrien zuhören, wenn sie erzählen. Die rationale Frage nach dem Grund der Ereignisse ist nicht genug. Die Antwort auf die zu ziehenden Konsequenzen ist das alles entscheidende Moment. Allein die Beobachtung der grausamen Geschehnisse in der Welt im Fernsehen, begleitet vom Geräusch knackender Kartoffelchips und einem frischen Bier, und schlaues Reden bringen keine Lösung.
Die 61 Toten des Bombenangriffs sind tragisch. Doch waren sie die Konsequenz eines menschenverachtenden Staatsapparates, der zu Beginn seiner Existenz bei der Reichstagswahl im März 1933 in Schwabmünchen knapp die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Daraus müssen wir heute unsere Lehren ziehen. Die in den Chroniken festgehaltenen Zahlen über den Zerstörungsgrad der Gebäude lösen immer noch Betroffenheit aus. Das Erscheinungsbild der Stadt wurde durch die Bomben zerstört. Heute werden Gebäude aus wirtschaftlichen Gründen abgerissen, und kein Offizieller bedauert dies.