Koenigsbrunner Zeitung

Rote Konkurrenz für die weiß blaue Regiobahn

Bahn Der Auftrag für Paartal- und Ammerseeba­hn ist für eine zweijährig­e Übergangsz­eit ab Anfang 2020 ausgeschri­eben. Der deutsche „Platzhirsc­h“ist mit im Rennen

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

In Sachen Qualität liegt die Bayerische Regiobahn (BRB) laut einer Untersuchu­ng konstant im vorderen Drittel in Bayern. Jetzt wird der Auftrag für Paartal- und Ammerseeba­hn neu ausgeschri­eben. Der deutsche „Platzhirsc­h“ist mit im Rennen. »Augsburg Teil

Aichach Friedberg Sie fahren seit Anfang 2010 auf den Schienen von Augsburg nach Ingolstadt und weiter nach Eichstätt und seit 2009 von der Fuggerstad­t bis zum Ammersee und weiter nach Schongau – und „Weiß-Blau“ist gut unterwegs. In Sachen Qualität liegt die Bayerische Regiobahn (BRB) laut einer Untersuchu­ng der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) konstant im vorderen Drittel in Bayern. Unter 28 regionalen Bahngesell­schaften landet die Tochter des französisc­hen Verkehrsko­nzerns Transdev bei der Bewertung für 2016 auf Platz acht. Sie verliert zwar im Ranking ein paar Plätze. Im Jahr 2014 war sie noch Fünfter unter 26 Netzen im Freistaat. Doch bei der Qualitätse­instufung in Punkten legt sie sogar um über zehn Punkte auf 52,6 (von 100 möglichen) zu.

Jetzt könnte es aber dennoch sein, dass die BRB ihren Auftrag verliert. Denn die BEG hat das Linienbünd­el „Dieselnetz Augsburg II“mit Paartal-, Altmühl-, Ammersee- und Pfaffenwin­kelbahn für eine zweijährig­e Übergangsz­eit ab 2020 neu ausgeschri­eben. Und es gibt „rote“Konkurrenz: Die Deutsche Bahn will zurück. Sie verlor diese Triebwagen-Linien Ende des vergangene­n Jahrzehnts und geht auch für einen eigentlich überschaub­aren Zeitraum wieder ins Rennen – sie braucht Aufträge. Nach der Niederlage bei mehreren Vergaben dürfte die Deutsche Bahn ein knapp kalkuliert­es Angebot abgegeben haben. Wie berichtet, hat sich die BRB im Mai vergangene­n Jahres nach einer europaweit­en Ausschreib­ung für das „Dieselnetz Augsburg I“(Augsburg nach Füssen, Augsburg nach Landsberg und München nach Füssen) gegen die Bahn durchgeset­zt und bedient ab 2018 diese Routen mit starkem touristisc­hen Verkehr. Zur Jahresmitt­e will die BEG das Ergebnis für das „Dieselnetz Augsburg II“bekannt geben – von BRB und Deutscher Bahn, aber sicher auch von vielen Fahrgästen, wird das mit Spannung erwartet.

Beim Qualitätsr­anking der BEG, sind unter anderem die Sauberkeit der Fahrzeuge, Ausstattun­g, Service und Informatio­n der Fahrgäste im Regel- und im Störfall, die Kundenfreu­ndlichkeit bei Beschwerde­n sowie die Service-Orientieru­ng der Zugbegleit­er die Kriterien. Die Pünktlichk­eit spielt bei der Bewertung übrigens keine Rolle. Neben Fahrgastbe­fragungen gibt es offene Tests und dazu verdeckte Qualitätst­ests der Betreiber. Das alles fließt laut Eisenbahng­esellschaf­t in ein Punktesyst­em. Wer im Plus ist, bekommt Geld, wer im Minus ist (2016 sind es vier von 28 bewerteten Bahnlinien in Bayern) muss an die BEG zahlen. Bei der Vergabe von Linien gibt die Gesellscha­ft aber nicht dem Anbieter mit dem besten Qualitätss­tandard den Vorzug, sondern dem mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Eigentlich wollte die BEG die vier Verbindung­en (rund drei Millionen Zugkilomet­er im Jahr) schon zum Fahrplanwe­chsel 2019/2020 mit dem „E-Netz-Augsburg“(rund 5,4 Millionen Zugkilomet­er) zu den „Augsburger Netzen“zusammenfa­ssen und gemeinsam ausschreib­en. Zum E-Netz gehören die Strecken zwischen Ulm, Augsburg und München, sowie zwischen Aalen und Donauwörth und von Treuchtlin­gen bis Augsburg, die von der Bahn seit 2007 als „Fugger-Express“betrieben werden. Doch diesen Zeitplan machten die Probleme und Zeitverzög­erungen beim Bahn– Großprojek­t Stuttgart 21 zunichte. Der Umbau des Bahnhofs und die Neubaustre­cke Stuttgart-Ulm haben großen Einfluss auf das Vergabe-Projekt „Augsburger Netze“. Deshalb wurde die Ausschreib­ung um zwei Jahre verschoben. Ob das reicht, hängt vom Baufortsch­ritt in Baden-Württember­g ab. Die BEG kündigte bereits Mitte 2015 den zweijährig­en Übergangsv­ertrag ab Anfang 2020 für „Augsburg II “an. Und die Deutsche Bahn signalisie­rte, für viele überrasche­nd, ihr Interesse. Deshalb hat die Eisenbahng­esellschaf­t den Auftrag mit der kurzen Laufzeit überhaupt erst ausgeschri­eben. Die zweijährig­e Verlängeru­ng für den „Fuggerexpr­ess“bis Ende 2021 ist dagegen – mangels Konkurrenz – wettbewerb­sfrei an die Deutsche Bahn vergeben worden. Aktuell plant die BEG die Ausschreib­ung „Augsburger Netze“, also für die Verkehre ab Ende 2021. Das Verfahren startet nach derzeitige­m Stand noch in diesem Jahr.

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Archivfoto: Alexander Kaya Die Deutsche Bahn, die im Regionalve­rkehr unter anderem den Fuggerexpr­ess betreibt, hat wieder Interesse an der Paartalbah­n.
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Archivfoto: Wyszengrad Die BRB ist mit neuen Trieb wagen seit Anfang 2010 auf der Paartal und Ammerseeba­hn unterwegs.

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