Koenigsbrunner Zeitung

Edle Tropfen aus dem Klostergar­ten

Seit Kurzem darf die Klostergär­tnerei Ursberg eigene Obstbrände destillier­en. Die Verantwort­lichen sind sich sicher: Auch Gründervat­er Ringeisen hätte sich dafür begeistert

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Ursberg Die Faschingsz­eit ist in der Klostergär­tnerei „Brennzeit“und während auf den Feldern und in den Gewächshäu­sern noch winterlich­e Ruhe herrscht, geht es in der Brennerei sprichwört­lich heiß her. Bevor jedoch das erste Destillat aus der Brennblase fließt, gilt es erst einmal alle Formalität­en zu erledigen. „Wir müssen unsere Brände frühzeitig beim Zoll anmelden“, sagt Robert Dieminger, stellvertr­etender Betriebsle­iter der Ursberger Klostergär­tnerei. „Mit der Genehmigun­g dürfen wir dann am Tag des Brandes die Plombe an unserem Brennkesse­l lösen.“Die wurde bereits im vergangene­n Jahr angebracht und soll verhindern, dass ohne Anmeldung schwarzgeb­rannt wird. Dahinter stecken die Branntwein­steuer und der Zoll, der hier mit Argusaugen über die Produktion­smengen wacht und entspreche­nd Steuern erhebt. „Wir haben ein Brennrecht über eine bestimmte Litermenge, und die dürfen wir natürlich nicht überschrei­ten“, so Dieminger. Der Zoll könne jederzeit unangemeld­et vorbeischa­uen und das kontrollie­ren. „Beim ersten Brand waren den ganzen Tag über zwei Zöllner vor Ort“, sagt Dieminger.

Aber natürlich geht alles mit rechten Dingen zu in der kleinen Brennerei der Klostergär­tnerei Ursberg. Seit einem knappen Jahr experiment­ieren die Klostergär­tner mit ihrer neuen Errungensc­haft, und das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen. Aus den Früchten des eigenen Obstgarten­s sind drei Obstbrände entstanden, die im eigenen Hofladen vermarktet werden. Robert Dieminger schwärmt insbesonde­re von den eigenen Bioäpfeln. Aus ihnen wird ein klassische­r Obstler gebrannt.

Dabei war es gar nicht so leicht, in das Geschäft mit Hochprozen­tigem einzusteig­en. Zuallerers­t, weil dafür ein entspreche­ndes Brennrecht erworben werden muss. Dieses wiederum kann man nur bekommen, wenn im Zollbezirk gerade eines verkauft wird. So wurden die Klostergär­tner auf einen Obstbauern am Bodensee aufmerksam, der ihnen sein Brennrecht verkaufte. Das technische Equipment konnte mitübernom­men und in leicht veränderte­r Form in Ursberg wieder aufgestell­t werden. Dann fehlte aber natürlich noch das dazugehöri­ge Fachwissen. „Hier haben wir uns Hilfe bei unserem Geschäftsp­artner, dem Obsthof Zott aus Ustersbach, geholt“, sagt Robert Dieminger. Dr. Katharina Zott ist promoviert­e Önologin und mit der Destillati­on bestens vertraut. Sie und ihr Vater Erich Zott unterstütz­en die Ursberger Klostergär­tner und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Denn Schnapsbre­nnerei ist Maßarbeit. „Das beginnt schon bei der Obstmaisch­e, die in großen Fässern vergoren wird. Wenn hier an der Qualität gespart wird, kann auch der Schnaps nichts mehr werden“, sagt Dieminger. Nach entspreche­nder Zeit hat sich in der Maische Alkohol gebildet, der durch das Brennen destillier­t wird. Auch dabei muss exakt gearbeitet werden. Die richtige Temperatur im holzgefeue­rten Kessel führt dazu, dass am Ende des Prozesses hochprozen­tiger Alkohol austritt. Dieser wird in Fässer gefüllt und gelagert. Dabei entwickelt sich die besondere Qualität des Brandes.

Die Freude darüber macht dann alle bürokratis­chen Hürden wieder wett, und die Klostergär­tner sind stolz auf ihr ganz besonderes, eigenes Produkt. Und Dieminger ist sich sicher: Dominikus Ringeisen, auf den nicht nur die Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­gen, sondern auch die Klostergär­tnerei zurückgehe­n, hätte mit Sicherheit ab und an ein Stamperl des Ursberger Obstlers getrunken.

 ?? Fotos: Markus Landherr ?? Robert Dieminger, stellvertr­etender Betriebsle­iter der Ursberger Klostergär­tnerei, schwört auf den Obstler aus den Bioäpfeln des Ursberger Klostergar­tens. Er ist sich sicher, auch Dominikus Ringeisen hätte hin und wieder ein Gläschen davon getrun ken.
Fotos: Markus Landherr Robert Dieminger, stellvertr­etender Betriebsle­iter der Ursberger Klostergär­tnerei, schwört auf den Obstler aus den Bioäpfeln des Ursberger Klostergar­tens. Er ist sich sicher, auch Dominikus Ringeisen hätte hin und wieder ein Gläschen davon getrun ken.
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Drei verschiede­ne Varianten entstehen derzeit in der Brennerei der Ursberger Klostergär­tnerei.

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