Bayerisches Bauchgefühl
Da liegt er auf dem Teller, dieser saftige und herrlich duftende Schweinebraten mit seiner knusprigen Kruste, garniert mit zwei Kartoffelknödeln und reichlich Blaukraut. Auf dem Teller daneben: ein etwas zu lange gebratener Grünkernbratling und ein paar Blätter Kopfsalat mit essigsaurem Dressing. Da muss der bayerische Feinschmecker doch nicht lange überlegen, zu welchem Teller er greift. Oder doch?
Die Techniker Krankenkasse mit Stammsitz in Hamburg will das jedenfalls anhand einer angeblich repräsentativen Umfrage herausgefunden haben. So habe jeder zweite befragte Bayer geantwortet, dass ihm ganz besonders wichtig ist, gesundes Essen auf den Tisch zu bekommen. Der Geschmack komme erst an zweiter Stelle.
Es liegt uns fern, an dieser Stelle die Seriosität der Studie einer bundesweit anerkannten Krankenkasse infrage zu stellen. Aber ob sich Gesundheitsbeauftragte aus einer Hansestadt tatsächlich über den bayerischen Geschmack auslassen sollten, muss dann doch hinterfragt werden. Gedünsteter Kohlrabi statt gebratenem Schnitzel. Geriebene Karotte statt frittierter Pommes. Bittere Grapefruit statt süßem Pudding. Jeder zweite Bayer entscheidet sich lieber für die gesunde als für die sündige Variante? Das Bauchgefühl des Autors meldet knurrend leise Zweifel an.