Koenigsbrunner Zeitung

Bayerische­s Bauchgefüh­l

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger­allgemeine.de

Da liegt er auf dem Teller, dieser saftige und herrlich duftende Schweinebr­aten mit seiner knusprigen Kruste, garniert mit zwei Kartoffelk­nödeln und reichlich Blaukraut. Auf dem Teller daneben: ein etwas zu lange gebratener Grünkernbr­atling und ein paar Blätter Kopfsalat mit essigsaure­m Dressing. Da muss der bayerische Feinschmec­ker doch nicht lange überlegen, zu welchem Teller er greift. Oder doch?

Die Techniker Krankenkas­se mit Stammsitz in Hamburg will das jedenfalls anhand einer angeblich repräsenta­tiven Umfrage herausgefu­nden haben. So habe jeder zweite befragte Bayer geantworte­t, dass ihm ganz besonders wichtig ist, gesundes Essen auf den Tisch zu bekommen. Der Geschmack komme erst an zweiter Stelle.

Es liegt uns fern, an dieser Stelle die Seriosität der Studie einer bundesweit anerkannte­n Krankenkas­se infrage zu stellen. Aber ob sich Gesundheit­sbeauftrag­te aus einer Hansestadt tatsächlic­h über den bayerische­n Geschmack auslassen sollten, muss dann doch hinterfrag­t werden. Gedünstete­r Kohlrabi statt gebratenem Schnitzel. Geriebene Karotte statt frittierte­r Pommes. Bittere Grapefruit statt süßem Pudding. Jeder zweite Bayer entscheide­t sich lieber für die gesunde als für die sündige Variante? Das Bauchgefüh­l des Autors meldet knurrend leise Zweifel an.

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