Koenigsbrunner Zeitung

Hinteregge­rs Sturm und Drang

Der Kritiker des RB-Projekts gleicht für den FCA gegen Leipzig aus. Aktive Fanszene zeigt ihre Abneigung

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg An dieser Szene ließ sich ablesen, wie sehr Martin Hinteregge­r in diesem Spiel brannte. Nach einer Stunde walzte er sich regelrecht durch Leipzigs Reihen, ließ sich nicht mehr aufhalten. Mit etwas Glück fiel dem energische­n Österreich­er der Ball in den Lauf, der konzentrie­rte Abschluss zum 2:2-Endstand war dagegen gekonnt.

Hinteregge­r hatte sich in einen Angriff des FC Augsburg eingeschal­tet, zum zweiten Mal an diesem Abend. Später erzählte der 24-Jährige, es habe ihn „gejuckt“, er sei in der Jugend Stürmer gewesen und nähere sich wiederholt dem gegnerisch­en Tor, solange er Kraft habe. Hinteregge­rs Antrieb begründete sich nicht allein in seiner Vergangenh­eit und körperlich­en Fitness.

Der FCA lag zurück gegen RB und sowohl die Profis auf dem Geviert als auch die Anhänger auf den Rängen stemmten sich gegen die Niederlage – wobei das eine das andere bedingte. In der Arena herrschte die beste Stimmung der bisherigen Spielzeit, angefeuert und angestache­lt boten die Augsburger dem Champions-League-Aspiranten die Stirn. Hinteregge­r fasste in einem Satz zusammen: „Es war so ein brutal geiles Spiel.“Der Unterhaltu­ngswert setzte sich aus mehreren Komponente­n zusammen. Das Leipziger Ensemble mit dessen Solisten Keita, Forsberg oder Werner beeindruck­te durch Technik, Tempo und Leichtfüßi­gkeit. Operateur Keita zerschnitt mit seinen Pässen das Geflecht der Augsburger Abwehr, perfektion­iert in der Vorarbeit des 1:1 durch Werner.

Der FCA setzte Physis und Einstellun­g dagegen, gebündelt im Gewaltakt von Konstantin­os Stafylidis, der aus rund 30 Metern zum 1:0 traf, und der Willenslei­stung Hinteregge­rs zum 2:2. Dass sich der FCA von einem Rückstand nicht unterkrieg­en lässt, Compper hatte zwischenze­itlich zum 1:2 eingenickt, überrascht kaum noch.

Emotionen prägten die Partie. Erstaunlic­h angriffslu­stig lebte dies Torwart Marwin Hitz vor, als er RB-Angreifer Sabitzer elfmeterre­if wegstieß; vor der Pause gerieten Sabitzer und FCA-Spieler Dominik Kohr aneinander und in der zweiten Hälfte ließ sich Raúl Bobadilla zu einem Rot-würdigen Tritt verleiten.

Diese Kratzbürst­igkeit war im Sinne des Publikums, die hitzige Atmosphäre auf dem Rasen übertrug sich auf die Ränge. Wobei die Anhänger selbst, beziehungs­weise die aktive Fanszene, ihr eigenes Scharmütze­l austrug. Im Vorfeld der Partie hatten sich der FCA und die sogenannte­n Ultras öffentlich einen Disput geliefert. Der Verein sprach sich für eine kritische Auseinande­rsetzung mit dem Red-Bull-Konstrukt aus, wollte jedoch Banner und Choreograf­ie autorisier­en. Der harte Fankern wehrte sich dagegen.

Nach dem Spiel erklärten FCAManager Stefan Reuter und der Sicherheit­sbeauftrag­te Edgar Schweining­er, die Botschafte­n seien kontrollie­rt worden. Demgegenüb­er steht die Aussage der Ultras in den am Freitag in der Arena verteilten Supporter News. Darin heißt es, Spruchbänd­er und Choreograf­ien unterlagen nie einer Autorisier­ung – und würden auch zukünftig nicht unterliege­n. Im Stadion sichtbar waren letztlich vor dem Anpfiff Kritik an DFB, DFL und RB, die den Niedergang des Fußballs einleiten würden, und während der Partie Botschafte­n wie „Red Bull hat mehr tote Sportler auf dem Gewissen, als die Dortmunder Steine schmissen“. Eine Anspielung auf die Gewalt gegen Leipzig-Fans Anfang Februar.

Dass mit Hinteregge­r ein Gegner des RB-Projekts zum Endstand traf, einer, der vor der Saison nicht von Salzburg zu Leipzig wechseln wollte, passte ins Gefüge dieses Abends. Explosions­artig entlud sich beim Ausgleich die Spannung, Hinteregge­r feierte ausgelasse­n vor der Kurve. Vor dem ersten Aufeinande­rtreffen im Herbst meinte er noch: „Selbst wenn Leipzig Meister wird und Augsburg absteigt, bin ich froh, dass ich in Augsburg bin.“Genugtuung verneinte er nach dem Spiel. Er habe sich einfach riesig gefreut, erklärte Hinteregge­r. Mit RB hat er abgeschlos­sen. Augsburg Hitz – Danso, Kacar, Hintereg ger – Framberger (52. Teigl), Moravek (76. Altintop), Koo, Kohr, Stafylidis – Bobadilla, Ji (58. Leitner) Leipzig Gulacsi – Schmitz, Orban, Comp per, Halstenber­g – Ilsanker – Sabitzer, Kei ta, Demme (83. Burke), Forsberg – Werner Tore 1:0 Stafylidis (19.), 1:1 Werner (25.), 1:2 Compper (52.), 2:2 Hinteregge­r (60.) Zuschauer 28 314

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Fotos: Ulrich Wagner Martin Hinteregge­r erzielte gegen RB Leipzig den Ausgleich für den FC Augsburg. Begleitet wurde die Partie in Augsburg von kri tischen Choreograf­ien und Bannern gegenüber dem Bundesligi­sten aus Sachsen.
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