Koenigsbrunner Zeitung

Ein Bundesligi­st zwischen den Fronten

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

In der Begegnung zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig gab es Gewinner – obwohl sie unentschie­den endete. Größter Sieger war der Sport. Augsburger und Leipziger trugen zu einem unterhalts­amen, kurzweilig­en Abend bei, mit dem sich die Leidenscha­ft für Fußball erklären lässt. Noch wichtiger: Das Spiel verlief in einem friedliche­n Rahmen. Die Auseinande­rsetzung mit dem Bundesliga­konstrukt RB Leipzig erfolgte über Choreograf­ie und Stadionban­ner, nicht aber in Form von Randale.

Aber: Einmal mehr zeigte sich, dass die Interessen der Deutschen Fußballlig­a (DFL), der Bundesligi­sten und deren aktiver Fan-Szenen sich unterschei­den. Bildlich dargestell­t in der düsteren Choreograf­ie, die die sogenannte­n Ultras des FCA inszeniert­en. Offen zeigten sie ihre Ablehnung gegenüber DFL und DFB. Und darüber, dass die Dachorgani­sationen Gebilde wie das in Leipzig nicht verhindern.

Einige Fan-Banner waren hässlich und beleidigen­d, völlig daneben war ebenso der Umgang der Liga damit. Spielbilde­r werden von der DFL und deren beauftragt­er Firma Sportcast verbreitet. TV-Sender wie Sky konnten die Choreo also gar nicht zeigen, selbst wenn sie gewollt hätten. Sie gingen aber ebenso wenig in der Berichters­tattung darauf ein.

Mit einer Zensur reagierte die Liga auf die Kritik der Fans, sie untergrub die Meinungsfr­eiheit in ihren Stadien. Genau diese wollte der FCA seinen Anhängern lassen. Der Klub geriet beim Spiel gegen Leipzig zwischen die Fronten. Und war selbst mit dafür verantwort­lich. Unter den Eindrücken der jüngsten Geschehnis­se rund um Leipzig-Spiele verfiel er in Aktionismu­s. Im Vorfeld auf die widerspens­tigen Gefolgsleu­te einzuwirke­n, gelang ihm scheinbar nicht, daher wollte er mithilfe von BannerKont­rolle Macht ausüben. Zudem signalisie­rte der Klub sein Misstrauen, dass sich die Fans an Regeln halten würden. Nach dem Hinspiel gab es im eigenen Stadion Anfeindung­en gegenüber FCA-Profi Teigl, der zuvor in Leipzig spielte.

Das FCA-Fan-Klientel, das Autoritäte­n nicht akzeptiert, ließ sich davon nicht beeindruck­en. Es wehrte sich gegen die angekündig­ten Maßnahmen. Und das erfolgreic­h. Als der FCA öffentlich einlenkte, kam dies daher einer Niederlage gegenüber dem harten Fan-Kern gleich. Ob der Klub jedes Spruchband zu Gesicht bekommen hat – zumindest fraglich. Immerhin hat er als Klügerer nachgegebe­n und eine mögliche Eskalation bei den Einlasskon­trollen verhindert.

Augsburgs Verantwort­liche geben sich gerne Fan-nah und zeigen sich mitunter solidarisc­h bei der Kritik an RB. Letztlich ist der Bundesligi­st jedoch Teil jenes Systems, das die Choreo kritisiert­e.

Der Umgang mit einer verhältnis­mäßig kleinen Gruppierun­g, die im Fan-Block mächtig auftritt, dürfte problemati­sch bleiben.

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