Im Schritttempo zum Bahnanschluss
Der Umschlagbahnhof ist das Herzstück des Güterverkehrszentrums. Bis zu 300 Firmen wollen sich ansiedeln, wenn dieser fertig ist. Ein Planfeststellungsbeschluss soll heuer noch kommen. Woran es in der Vergangenheit haperte
Neusäß/Gersthofen/Augsburg Die Geschäftsführer des Güterverkehrszentrums (GVZ) könnten zufrieden sein, betrachten sie die bloßen Zahlen. Von den zur Verfügung stehenden Flächen sind 74 Prozent vermarktet. Zusammengerechnet entspricht dies mehr als 50 Fußballfeldern. Diverse Firmen aus den Bereichen Logistik und Spedition haben sich im Dreistädte-Eck an der Autobahn bereits angesiedelt oder werden dies absehbar tun.
Ein Thema brennt aber sowohl den Geschäftsführern des GVZ als auch den interessierten Unternehmen auf den Nägeln: der fehlende Bahnanschluss und das damit verbundene Containerterminal. Beides bildet das Herz des GVZ und soll bis zu 100 000 Lkw-Fahrten pro Jahr einsparen. „Wir haben 300 Firmen auf der Interessentenliste, die sich ansiedeln wollen, sobald es den Umschlagbahnhof gibt“, sagt Geschäftsführer Ralf Schmidtmann. Zumindest bei den rechtlichen Voraussetzungen für den Bau des Bahnhofs ist der Zug jetzt aufs richtige Gleis gesetzt. „Die für die Genehmigung zuständige Regierung von Oberbayern hat uns signalisiert, dass es dieses Jahr noch zu einer Entscheidung kommen könnte. Wir sind guten Mutes“, so Geschäftsführerin Nicole Christ. Die für den Bau des Terminals samt 700 Meter langem Gleis gegründete Gesellschaft habe die von der Regierung von Oberbayern verlangten Nachbesserungen im Oktober eingereicht.
Neben der Localbahn und Speditionen ist auch die Bahntochter Duss (Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße) an der Gesellschaft beteiligt. Udo Schambeck, Chef der Localbahn, möchte sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht öffentlich zu dem Thema äußern. „Sobald uns ein rechtsgültiger Planfeststellungsbeschluss vorliegt, werden die Baumaßnahmen und der Betrieb europaweit ausgeschrieben“, beschreibt Schambeck den weiteren Ablauf.
Dann werde auch die Vermarktung der 80000 Quadratmeter beginnen, die derzeit zurückgehalten werden, ergänzt Schmidtmann. „Die vergeben wír an Firmen, die auf den Bahnanschluss angewiesen sind.“Die Bauzeit für das Terminal selbst wird voraussichtlich 15 bis 18 Monate betragen.
Geplant war der Baubeginn des Terminals eigentlich bereits vor mehreren Jahren. Doch es gab Schwierigkeiten, die viel Zeit kosteten. So war beispielsweise ursprünglich geplant, dass die Züge von der nördlich verlaufenden ICE-Trasse direkt ins GVZ fahren und sich beim Verlassen des Areals wieder auf dem Gleis einfädeln lassen. Das erwies sich aber als technisch schwierig realisierbar. Deswegen wurde laut Christ umgeplant. Die Züge sollen künftig von Süden in das Güterverkehrszentrum einfahren. Hinzu kamen Verzögerungen wegen umweltrechtlicher Fragen sowie wegen Förderzusagen für das Projekt.
Aktuell arbeiten im GVZ etwa 800 Menschen, es sollen einmal bis zu 2500 sein. Aus Sicht der drei beteiligten Kommunen sind neue Jobs und Steuereinnahmen zwar ein wichtiges, aber nicht das vorrangige Ziel, sagt Christ. „Der entscheidende Aspekt ist, wie für bereits ansässige Unternehmen in der Region durch das GVZ ein möglichst großer Mehrwert entsteht.“So hat laut Schmidtmann beispielsweise die Bahn-Tochter DB Schenker die Arbeit mehrerer Standorte im Güterverkehrszentrum gebündelt und übernimmt unter anderem für Kuka und Ledvance (früher Osram) Logistikaufgaben.