„Ich bin doch kein Trend!“
Bei RambaZamba ist die Welt hart und zart
„Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss! Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss!“Der berühmte Satz fehlte in der BrechtAdaption „Der gute Mensch von Downtown“des Berliner InklusionTheaters RambaZamba. Dieses Ensemble wählte vielmehr ein sowohl – als auch: selbstlose Liebe gepaart mit einer zuweilen notwendigen „bösen“Härte – und gemixt mit einem gehörigen Schuss satirischen Humors und Selbstironie.
Die Inszenierung der gemischten Truppe von Menschen mit Downsyndrom und Schauspielern hält, was der Name verspricht. Es geht rund auf der Brechtbühne, temporeich und gestisch, unterstützt von einer Drei-Mann-Band, die auch schräge Töne hervorbringt. Dieses Downtown ist eine skurrile Welt. Einerseits mit Folienverschlägen, wo man die Betreuten abfüttert. Andererseits mit einer Revue-Drehscheibe, auf der grell die putzigen Gnome zur Schau gestellt werden.
Gerade dort landen zwei komische Erzengel auf der Suche nach drei guten Menschen, die die Welt vor der Sintflut retten könnten. Eva Mattes, die Tatort-Kommissarin, ist eine dieser Geflügelten, die etwas weltfremd wirken. Drei Schwestern bieten sich für die große Aufgabe an. Selbstständig sollten sie sich machen. Startkapital für eine Wäscherei? Besser für ein Teehaus. Doch kaum wird’s gemütlich, kommen die Kumpels, denen der Dauerregen zusetzt. Sie brauchen Obdach, zahlen können sie dafür nicht.
Downies seien doch von Natur aus gut, räsonieren die Engel. Unter dem Druck der Verhältnisse sind aus den guten Schwestern aber bald böse Brüder geworden, die das Geschäft der Marktwirtschaft knallhart betreiben. Solidarität der Schwachen? Kannste vergessen! Das ganze Menschenrecht der Revolutionen 1789, 1848 oder 1989 wird als Abfall in die Tonne getreten, Jesus und seine Nächstenliebe dazu. Da ist RambaZamba nicht zimperlich. Wie zum Hohn instrumentiert die Band dazu den Schlager „Die kleine Kneipe … wo das Leben noch lebenswert ist“. Das Stück frei nach Brecht und der Bibel kontrastiert die Kälte von Politik und Ökonomie mit menschlicher Wärme. „Ich bin doch kein Trend!“, protestiert eine Spielerin gegen die Kommerzialisierung ihrer Besonderheit. So wenig sich Himmel und Erde sauber trennen lassen, so wenig neigt sich die Waage zwischen Gut und Böse. Die Verhältnisse sind stets neu auszutarieren.