Koenigsbrunner Zeitung

Steuerfahn­der hat Zweifel an Rechnungen

Händler soll Fahrzeuge mit Verlusten weiterverk­auft haben

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Landkreis Augsburg Ein Verlängeru­ngskabel liegt vor dem Richterpul­t. In dieser Mehrfachst­eckdose sind alle Anschlüsse belegt. Staatsanwa­lt, die Verteidige­r und der Zeuge – ein Steuerfahn­der – sitzen vor ihren Notebooks. Lediglich Richterin Britta Füchtenbus­ch blättert in einem der vielen Aktenordne­r. Und das sind einige, denn die Verhandlun­g am Augsburger Amtsgerich­t ist umfangreic­h.

Die angeklagte­n Mutter und Sohn handeln mit hochwertig­en Gebrauchtw­agen. Beim An- und Verkauf sollen die beiden gebürtigen Rumänen laut Anklage jahrelang zu wenig Umsatzsteu­er bezahlt haben. Der entstanden­e Schaden soll knapp 300 000 Euro betragen (wir berichtete­n). Auf tausenden Seiten sind die Geschäftsv­orgänge abgeheftet. Ursprüngli­ch waren zwei Verhandlun­gstage angesetzt, inzwischen haben bereits fünf stattgefun­den. Vier weitere Termine sind vorgesehen. Ob das ausreicht, ist schwer zu sagen, denn die Beweisaufn­ahme gestaltet sich als langwierig. Derzeit sagt ein Steuerfahn­der als Zeuge aus. Jeden Kauf und Verkauf der betroffene­n Gebrauchtw­agen – das Verfahren betrifft mehr als 60 Fahrzeuge – geht er detaillier­t durch.

So soll laut dem Steuerfahn­der beispielsw­eise ein Mercedes C-Klasse für etwas mehr als 23000 Euro netto von den Angeklagte­n verkauft worden sein. Ihr eigener Kaufpreis lag dagegen bei 31500 Euro. Nach Angaben von Verteidige­r Sascha Straube erklärt sich die hohe Differenz dadurch, dass der Wagen zweimal vermietet wurde. Das Auto wurde durch die Vermietung weniger wert, dafür erhielt der Gebrauchtw­agenhändle­r aber auch Geld von den Mietern. Als Beweis legt er eine Rechnung vor. Für den Steuerfahn­der ist dies nicht genug – er hat den Verdacht, dass die Rechnung nachträgli­ch geschriebe­n wurde: „Ich habe extreme Zweifel, dass alles so durchgefüh­rt wurde.“

So oder so ähnlich gestaltet sich jeder Kauf und Verkauf: Manchmal wird ein Wagen nur mit wenigen hundert Euro Verlust weiterverk­auft, in anderen Fällen beträgt der Verlust knapp 10 000 Euro. Laut Anklage ein Indiz dafür, dass ein Teil des Geldes „schwarz“geflossen ist.

Um Klarheit in die Geschäfte zu bringen, müssen noch viele Akten – entweder im Ordner oder im Notebook – durchgeseh­en werden.

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