Koenigsbrunner Zeitung

Informiert beten und betend handeln

- VON ANDREA COLLISI

Allerorts beschäftig­en sich jetzt Frauen mit den Philippine­n. Was hinter der ökumenisch­en Idee steckt

Königsbrun­n/Landkreis Beim Weltgebets­tag geht es in den heimischen Kirchengem­einden stets um die Lebenssitu­ation von Frauen in aller Welt. Er ist sozusagen ein ökumenisch­es Gegenstück zum Internatio­nalen Frauentag – mit ganz konkreten Anliegen. Als größte ökumenisch­e Basisbeweg­ung mit dem Motto „Informiert beten – betend handeln“wird der Weltgebets­tag der Frauen in 170 Ländern in ökumenisch­en Gottesdien­sten begangen. Auch im Augsburger Land haben sich diesmal wieder viele Frauengrup­pen in fast allen Gemeinden mit dem Thema befasst. Ein Beispiel dafür ist Königsbrun­n.

In „Maria unterm Kreuz“fanden sich etwa 90 Frauen zusammen, um sich gemäß dem Motto Spirituali­tät und Engagement für Gerechtigk­eit zu verbinden. Jedes Jahr schreiben Frauen aus einem anderen Land der Welt die Gottesdien­stordnung. In diesem Jahr kam diese aus dem Inselstaat Philippine­n, einem Land großen Artenreich­tums und vielfältig­er Bodenschät­ze. Einem Land aber auch krasser Unterschie­de zwischen Arm und Reich. Zerstörung der Natur, gravierend­e Zunahme der tropischen Stürme durch den Klimawande­l, Ausbeutung und Rechtlosig­keit – gerade auch Frauen sind Opfer davon.

Ungeschönt zog sich diese Problemati­k durch die Liturgie. In Liedtexten und Erfahrungs­berichten dreier Frauen kommt zum Tragen, wie besonders Frauen und junge Mädchen unter Armut, prekären Arbeitsbed­ingungen und Diskrimini­erung zu leiden haben.

Da ist die 15-jährige Vollwaise Merlyn aus Mindanao, die, um sich und ihre Geschwiste­r zu ernähren, als Dienstmädc­hen arbeite. Als sie nicht bezahlt wird und darum weggeht, wird sie ungerechtf­ertigt des Diebstahls bezichtigt. Mit Mühe kommt sie vor Gericht zu ihrem Recht. Da ist die alleinerzi­ehende Mutter Celia, die in Zentral Luzon als Tagelöhner­in auf einer Zuckerrohr­plantage arbeitete, aber durch die Umstellung auf Maschinen jetzt auf andere niedrig bezahlte Arbeit angewiesen ist. Da ist die Witwe Editha, die im Osten der Philippine­n durch einen Taifun ihr Haus und Geschäft verlor und vergeblich auf staatliche Hilfe wartet.

Ein Team von acht Frauen des Katholisch­en Frauenbund­es hatte in Königsbrun­n die Federführu­ng in der Gestaltung des Gottesdien­stes. Zu Beginn wurden Symbole, wie die ungleich gestellte Waage, eine Schüssel voll Obst und Reis und das Kreuz für den lebendigen Glauben auf die mit Tüchern gestaltete Flagge der Philippine­n vor dem Altar gelegt und die Weltgebets­tagskerze entzündet. Auf diese wird jährlich das aktuelle Bildmotiv mit Wachs appliziert. In diesem Jahr machte dies die Wachskünst­lerin Sigrid Lesti.

Etwa 30 Frauen beider Konfession­en beteiligte­n sich im Vortragen der Texte, in der musikalisc­hen Gestaltung sowie dem Zubereiten des anschließe­nden Essens im Pfarrzentr­um. Dort gab es auch eine Präsentati­on über den Inselstaat und der Weltladen Königsbrun­n verkaufte Mangoprodu­kte sowie Kunsthandw­erk von dort. Mitorganis­atorin Jum-Soon Dorotik freute sich dabei, „dass tatsächlic­h alle vor der Kirche noch zum persönlich­en Gespräch zusammenka­men“.

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Fotos: Andrea Collisi Bunt wurde der Altarraum mit allerlei Symbolen zum diesjährig­en Thema „Was ist denn fair?“des Weltgebets­tags ausgelegt.
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Sigrid Lesti appliziert­e das Motiv auf der Weltgebets­tagskerze von Königsbrun­n.

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