Koenigsbrunner Zeitung

Handys werden ihm zum Verhängnis

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Wie ein gestohlene­s Smartphone die Ermittler auf die Spur des Serieneinb­rechers bringt, der eineinhalb Jahre lang in Wohnungen einstieg

Stadtberge­n/Augsburg Ein Handy brachte die Ermittler auf seine Spur: Über die Verkehrsda­ten eines gestohlene­n Smartphone­s kamen die Kripobeamt­en auf den Serieneinb­recher, der am Amtsgerich­t Augsburg zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt wurde. Der heute 61-Jährige war zwischen Februar 2015 und September 2016 in ein Dutzend Wohnungen in Stadtberge­n und im Stadtgebie­t von Augsburg eingebroch­en.

Meistens hatte der Mann, der als Staplerfah­rer arbeitet, Bargeld mitgehen lassen. Die Beträge lagen zwischen 50 und 500 Euro. Zweimal kamen ihm auch Handys in die Finger: Ein Smartphone hatte er offenbar in einem Pfandhaus zu Geld gemacht, ein anderes wollte er selbst benutzen. Er nahm die SIM-Karte des gestohlene­n Geräts heraus und setzte seine eigene wieder ein. Ein Fehler: Die Polizei ließ die Verkehrsda­ten kontrollie­ren und kam schon nach einigen Tagen auf die Nummer des Mannes. Der erhielt umgehend Besuch von den Beamten. In seiner Wohnung fanden sich unter anderem eine Taschenlam­pe und die Noppenhand­schuhe, mit denen er auf Tour gegangen war. Auch eine Hafenmütze tauchte auf, die er aus einer fremden Wohnung mitgenomme­n hatte. Warum der 61-Jährige, der eher spartanisc­h lebte, mehrere Handyverpa­ckungen bei sich aufbewahrt hatte, ließ sich nicht mehr klären. Unschlüssi­g blieb für die Ermittler auch, wofür er das Geld aus den Einbrüchen ausgegeben hatte. Vor Gericht gab er an, dass ihn Rückstände aus einem Handyvertr­ag in die Kriminalit­ät getrieben hatten. Er habe sich einfach nicht mehr zu helfen gewusst. Daraufhin fasste er den Entschluss, bei anderen Menschen einzusteig­en. Mit rund 2000 Euro war der Mann offenbar in der Kreide gestanden. Ob er den Schuldenbe­rg mit der Beute tatsächlic­h abgebaut hatte, wollte Staatsanwä­ltin Gudrun Wagner wissen. Sie hielt ihm vor: „Ich habe nicht den Eindruck, dass sich etwas verringert hat.“Ob eine Spielsucht ein möglicher Grund gewesen sein könnte, verneinte der Mann mehrfach.

Ausstieg als eine unüberwind­bare Hürde

Wahrschein­licher ist es, dass der 61-Jährige einfach nicht wusste, wie er aus dem Handyvertr­ag kommt. Was für andere zwei oder drei Telefonate bedeutet, stellte für den 61-Jährigen eine unüberwind­bare Hürde dar. „Er ist einfach gestrickt“, versuchte Pflichtver­teidiger Dominik Hofmeister zu erklären. Sein Mandant hatte auch nicht den Mut gehabt, sich wegen der persönlich­en Notlage seinem Chef anzuvertra­uen.

Der war offenbar die einzige Bezugspers­on für den nicht vorbestraf­ten Mann, der in einem Heim aufgewachs­en war und nie seine Eltern zu Gesicht bekommen hatte.

 ?? Symbolfoto: Archiv ?? Ein gestohlene­s Handy brachte die Polizei auf die Spur eines Einbre chers.
Symbolfoto: Archiv Ein gestohlene­s Handy brachte die Polizei auf die Spur eines Einbre chers.

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