Koenigsbrunner Zeitung

Der vielleicht beste Autofahrer der Welt

Porträt Walter Röhrl redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. So erzählt der Rallye-Weltmeiste­r, warum seine feuerroten Haare auch ein Grund für seine Erfolge waren

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Von so neumodisch­em Zeugs wie selbstfahr­enden Autos hält Walter Röhrl nichts. „Solange ich krakeln kann, noch ein Auge habe und zehn Prozent sehe, fahre ich selbst Auto, dass das klar ist. Das kommt niemals in meinem Leben infrage“, sagt einer der vielleicht besten Autofahrer der Welt.

Der gebürtige Regensburg­er muss es wissen, wie man ordentlich Auto fährt. Schließlic­h gewann Röhrl zwei Mal die Rallye-Weltmeiste­rschaft (1980 und 1982) und feierte vier Erfolge bei der Rallye Monte Carlo. Aber es sind nicht nur die sportliche­n Erfolge, die Walter Röhrl so beliebt machen. Der Pilot, der am heutigen Dienstag seinen 70. Geburtstag feiert, redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und das kommt bei den Leuten an. Aus seinen über 1000 Pokalen, die er in seiner großartige­n Karriere gewonnen hat, macht er sich nichts. Eine Handvoll hat er noch zu Hause, den Rest verschenkt. „Die Pokale geben mir nix, was tue ich mit dem Graffel?“Ihm sei es wichtig gewesen, der Beste zu sein. Zehn Minuten nach einem Sieg war das vergessen. Auf geht’s, weiter im Leben.

So hat Walter Röhrl gelebt und schaut auch jetzt nur nach vorne. Von Ruhestand und Rentnerdas­ein will er nichts wissen. An 180 Tagen im Jahr war „der Lange“, wie der sehnige 1,96-Meter-Mann bis heute genannt wird, als Repräsenta­nt für Porsche unterwegs. In seinem Leben geht es bis heute nur ums Fahren – mit dem Auto, auf den Skiern oder dem Rad. Für seinen stets brennenden Ehrgeiz nennt der Oberpfälze­r einen lustigen, aber schlüssige­n Grund: seine feuerroten Haare. Darunter habe er als Kind gelitten. Jeden, der ihn verspottet­e, habe er verfolgt. „Und wenn er zwei Meter groß war, habe ich ihn angesprung­en.“Das habe sich erst im Alter von zwölf Jahren gelegt. Aber bis dahin habe er sich jeden Tag gerauft. Was bei der Mutter, die ein Milch- und Käsegeschä­ft führte, nicht sonderlich gut angekommen ist. „Da sind natürlich die Kunden gekommen und haben sich beschwert, dass ich wieder einen Buben verdrosche­n habe nach der Schule.“Heute würde man so ein Kind vermutlich mit Pillen ruhigstell­en. Walter Röhrl jedoch hat einen unbändigen Ehrgeiz entwickelt. Der Pilot wollte auch zeigen, dass nicht das Auto, sondern der Mensch der entscheide­nde Faktor ist. Deshalb feierte er seine vier Erfolge auf der Monte mit vier Marken: einem Fiat 131, einem Opel Ascona, einem Lancia 037 und einem Audi Sport Quattro. Zu seinen Rallye-Zeiten war er 300 Tage im Jahr unterwegs, obwohl er ganz anders gestrickt ist: „Ich bin immer bodenständ­ig gewesen, Reisen, Hotels, das mag ich alles nicht. Und genau das Gegenteil war mein Leben.“

Dabei hätte seine Frau Monika, mit der er seit 1979 verheirate­t ist, ihren Walter gerne öfter zu Hause in St. Englmar im Bayerische­n Wald gehabt. Aber Röhrl hat immer noch Hummeln im Hintern. An seinem Geburtstag will er Skifahren gehen. Weil: „Ich bin ja bewegungss­üchtig.“Milan Sako

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Foto: dpa

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