Koenigsbrunner Zeitung

Vier Jahre Arbeitslos­engeld? Niemals

- VON JOACHIM BOMHARD bom@augsburger allgemeine.de

Seit es die Sozialrefo­rmen der Agenda 2010 gibt, sind sie umstritten. Mehrfach sind sie leicht korrigiert worden. An den Prinzipien der Zusammenle­gung von der einstigen Arbeitslos­enhilfe mit der Sozialhilf­e sowie des „Forderns und Förderns“durch die Arbeitsbeh­örden wurde nie ernsthaft gerüttelt – zum Leidwesen vieler Linker.

Auch das, was die SPD jetzt vorlegt, ist keinesfall­s die viel beschworen­e Rolle rückwärts in düstere Vor-Agendazeit­en. Die Reform ist eher in die Rubrik Anpas- sung an aktuelle Gegebenhei­ten einzuordne­n mit dem für die Sozialdemo­kraten gewünschte­n Nebeneffek­t, verlorenes Wählerklie­ntel wieder zurückzuge­winnen.

Vom Prinzip her ist der Plan Q der SPD eine moderate Gewichtsve­rlagerung in der Agenda vom bisher dominieren­den Fordern hin zum Fördern. Qualifizie­rung für den Arbeitsmar­kt soll eine deutlich größere Rolle spielen, bis zu zwei Jahren Arbeitslos­engeld Q die finanziell­e Grundlage dafür bilden.

Vier Jahre lang Leistungen von der Arbeitsage­ntur für einen über 58-Jährigen wären damit zwar theoretisc­h denkbar, sind aber absolut praxisfern. Erstens setzt sich niemand zwei Jahre in einen Kurs, um anschließe­nd nahtlos in Rente zu gehen. Zweitens sind ältere Arbeitnehm­er, die sich vielleicht in wenigen Monaten weitergebi­ldet haben, vor allem dank ihrer Berufserfa­hrung in neue Jobs vermittelb­ar. Eine zweijährig­e Umschulung in diesem Alter wäre absolut kontraprod­uktiv. Wer stellt schon einen 60-jährigen Berufsanfä­nger ein?

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