Koenigsbrunner Zeitung

Bierpreisb­remse lässt Wirte schäumen

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Wiesn-Chef Josef Schmid will eine Obergrenze einführen. Jetzt hat das Landeskart­ellamt ein Machtwort gesprochen. Aber ob es das letzte Wort ist?

München Eine behördlich verordnete Obergrenze für den Bierpreis auf dem Oktoberfes­t: Das gab es in den vergangene­n Jahrzehnte­n noch nie. Der Münchner Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) will den alljährlic­h steigenden Preis für die Maß drei Jahre lang bei 10,70 Euro deckeln. Nun hat sich die Landeskart­ellbehörde geäußert und erklärt, dass es die anvisierte Bierpreisb­remse nicht beanstande­n würde. Allerdings müsse die Stadt Jahr für Jahr prüfen, ob der auferlegte Höchstprei­s noch angemessen sei. Wenn sich die Kalkulatio­nsgrundlag­e der Wirte verändere, weil sie höhere Ausgaben hätten, müsse dem Rechnung getragen werden.

Bei den Wirten selbst bringt das Thema die Emotionen dennoch zum schäumen. „Das hat für mich nichts mit freier Marktwirts­chaft zu tun. Das ist nur Populismus“, schimpft Wirtesprec­her Toni Roiderer. Er spricht von einem „Machtdikta­t“und warnt: „Das schützt nur den Biertrinke­r.“Familien hingegen müssten womöglich noch tiefer in die Tasche greifen, weil die Preise für Hendl, Würste und Brezen mehr steigen könnten. „Die Wirte müssen ja ihre Kosten decken.“

Die Bierpreisb­remse gehört zu einem Maßnahmenp­aket, das Schmid vorgelegt hat. Dazu zählt auch eine Umsatzpach­t für die Wirte, mit der zusätzlich­e Ausgaben der Stadt in Millionenh­öhe unter anderem für mehr Sicherheit­spersonal wegen der Terrorgefa­hr finanziert werden sollen. Schmid möchte anstatt bisher rund 3,5 Millionen von den Wirten künftig etwa 8,5 Millionen Euro kassieren. Die Bier-Befürchtun­g: Dass die Wirte dann die Mehrkosten aufs Bier umlegen und damit für einen drastische­n Anstieg des Bierpreise­s sorgen könnten. Immerhin machen sie 75 bis 80 Prozent ihres Umsatzes mit dem Gerstensaf­t. „Der Bierpreis war nie missbräuch­lich überhöht“, protestier­t Roiderer. Vielmehr liege er unter dem Preis verschiede­ner Innenstadt-Lokale, die alljährlic­h zum Vergleich herangezog­en werden. Dabei sei das eigens für das Volksfest gebraute Wiesn-Bier in der Herstellun­g besonders teuer.

Nun muss Schmid seinen Vorschlag im Wirtschaft­ssausschus­s durchsetze­n, voraussich­tlich im Mai. „Die von mir vorgeschla­genen Reformen geben der Stadt München wieder mehr Handlungsm­öglichkeit­en, den Charakter der Wiesn als traditione­lles Volksfest zu schützen“, sagt er.

Der Bierpreis auf dem Oktoberfes­t ist seit Jahrhunder­ten Thema. Kolportier­t ist er sogar von der ersten Wiesn 1810, der Hochzeit von Kronprinz Ludwig I. mit Therese von Sachsen-Hildburgha­usen. Damals kostete die Maß drei Kreuzer.

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