Koenigsbrunner Zeitung

Rekordschü­tze mit Torjäger Gen

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Patrick Reimer durchbrich­t als erster Profi die Marke von 300 Treffern. Der Nürnberger Kapitän spricht über besondere Tore und die Play-offs gegen Augsburg

Sie haben jüngst als erster Profi die Schallmaue­r von 300 Toren in der Deutschen Eishockey-Liga durchbroch­en. Was bedeutet Ihnen der Rekord? Reimer: Momentan nicht so viel. Natürlich ist es schön, so einen Meilenstei­n erreicht zu haben. Und ich hoffe, dass noch zahlreiche Tore hinzukomme­n. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr allzu lange alleine im Klub der 300er sein werde. Michael Wolf vom EHC München liegt nur fünf Treffer hinter mir und ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch diese Saison die Marke erreichen wird.

Welche Tore sind in Erinnerung geblieben? Reimer: Es gab einen Treffer, der sich im Nachhinein als wichtig erwiesen hat. Ich habe in meiner Zeit bei der Düsseldorf­er EG das letzte Tor im alten Stadion an der Brehmstraß­e erzielt. Das war im Halbfinale gegen Köln. Denn im Finale haben wir im Heimspiel leider kein Tor geschossen. Aus der vergangene­n Saison ist ein Treffer gegen Wolfsburg in der Verlängeru­ng in Erinnerung geblieben. In der Nationalma­nnschaft wird mir mein erstes Tor bei einer Weltmeiste­rschaft unvergesse­n bleiben. Es war der Treffer zum 2:0-Sieg gegen Russland. So etwas vergisst man nicht.

Können Sie sich an Ihren ersten DELTreffer erinnern? Reimer: Das war in einem Spiel mit Düsseldorf gegen Köln. Im KECTor stand Chris Rogles.

Sie haben Ihre 300 Treffer in 766 DEL-Spielen erzielt. Kann man Tore schießen lernen? Reimer: Ich glaube nicht. Als Torjäger muss man eine gewisse Gabe haben, um erkennen zu können, wo die Scheibe zu bestimmten Situatione­n ist oder hinkommen wird. Man muss instinktiv zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Entweder man hat das Torjäger-Gen oder nicht. Aber man kann sich so verbessern, dass man seine Chancen auf Torerfolge erhöht.

Machen Sie spezielle Übungen nach dem Ende des Mannschaft­strainings? Reimer: Nicht so gezielt, dass es herausstec­hen würde, im Gegensatz zu anderen. Ich trainiere schon Direktabna­hmen oder Schüsse aus dem Slot, also aus dem Bereich zwischen den beiden Bullypunkt­en im Angriffsdr­ittel. Aber es ist nicht mehr oder weniger, was andere Spieler auch machen.

Es geht ab Mittwoch im Play-offViertel­finale gegen die Augsburger Panther. Was zeichnet Ihren Gegner aus? Reimer: Wir haben ja auch in der Vorbereitu­ng zweimal gegen Augsburg gespielt. Die Gesamtbila­nz ist ausgeglich­en. Jeder hat dreimal ge- wonnen, jeweils ein Testspiel und zwei Ligapartie­n. Augsburg ist eine wirklich hart arbeitende Mannschaft, die von Trainer Mike Stewart und seinem Assistente­n Tray Tuomie sehr gut eingestell­t ist. Sie haben sich nicht umsonst direkt für das Viertelfin­ale qualifizie­rt. Sie werden versuchen, uns das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und ich bin mir sicher, dass die Fans im CurtFrenze­l-Stadion ordentlich toben werden.

Das jüngste Duell zwischen beiden Kontrahent­en entschiede­n die Panther in Augsburg 4:0 für sich. Am Ende ging es körperlich hart zu Sache, wie haben Sie das Match in Erinnerung? Reimer: Augsburg hat uns da tatsächlic­h ein wenig dominiert. Auch weil wir es zugelassen und nicht unsere beste Leitung gezeigt haben. Am Ende ging es etwas ruppiger zu. Man hat gesagt, dass der überschwän­gliche Torjubel von AEVVerteid­iger Gabe Guentzel über sein 4:0 in unsere Richtung der Grund dafür war. Aber das weiß ich nicht. Es wird im Viertelfin­ale eine körperbeto­nte Serie werden, weil beide Mannschaft­en über den Kampf kommen werden.

Sie bilden mit Steven Reinprecht und Yasin Ehliz die vielleicht beste Sturmreihe der Liga. Was zeichnet das Trio aus? Reimer: Reinprecht ist der klassische Spielmache­r, ich eher der Torjäger. Ehliz kann beides. Zudem ist Yasin unglaublic­h stark an der Bande, er kommt über den Kampf und öffnet uns damit Räume. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut. Uns ist aber auch klar, dass in den Play-offs die Gegner ihr Augenmerk auf uns richten werden. Man wird versuchen, uns das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das war in der Punktrunde schon so, aber in den Play-offs bereitet man sich noch intensiver auf den Gegner vor.

Was erwarten Sie? Reimer: Man wird noch öfter versuchen, eine spezielle Reihe gegen uns anzusetzen.

Wie groß ist die Eishockey-Euphorie in Nürnberg? Reimer: Wir haben eine konstante Hauptrunde gespielt und deshalb ist die Euphorie, aber auch die Erwartungs­haltung, schon groß.

Pflegen Sie Rituale vor dem Spiel? Reimer: Ich ziehe mich tatsächlic­h immer in derselben Reihenfolg­e an. Aber das steckt so in mir drin, dass ich es nicht als Ritual bezeichnen würde. Und ich habe schon oft zu jungen Spielen gesagt: Gewöhnt euch das gar nicht an, denn sonst steht man sich schnell selbst im Weg.

Play-offs bedeuten eine extreme Belastung für den Körper. Die Teams spielen alle zwei Tage, dazu kommen die Reisen. Wie entspannen Sie? Reimer: Man ist so viel unterwegs, dass man froh ist um jede freie Minute, und dann lege ich einfach die Beine hoch. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, gehe ich mit meiner Frau Anja spazieren.

Interview: Milan Sako

Patrick Reimer aus Nürnberg zählt zu den besten deutschen Stür mern. Die Deutsche Eishockey Liga zeichnete den 34 Jährigen nach der Punktrunde zum dritten Mal als besten Spieler und Stürmer des Jahres aus. Reimer ist in Mindelheim geboren, wo er bis heute beim alle drei Jahre stattfinde­nden Frunds bergfest im Fähnlein Ems als Landsknech­t unterwegs ist. Sein jüngerer Bruder Jochen, 31, spielt als Torwart bei den Nürnber gern, die am Mittwoch im Play off Viertelfin­ale auf Augsburg treffen.

 ?? Foto: D. Karmann, dpa ?? Ein gewohntes Bild in der Deutschen Eishockey Liga: Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer jubelt über ein Tor.
Foto: D. Karmann, dpa Ein gewohntes Bild in der Deutschen Eishockey Liga: Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer jubelt über ein Tor.

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