Koenigsbrunner Zeitung

Panther im Dauerstres­s

- VON ANDREAS KORNES

Ab Mittwoch spielen die AEV-Profis im Zwei-Tages-Rhythmus. Ernährungs­berater Harry Swatosch und Fitnesscoa­ch Sven Herzog erklären, wie sich die Spieler optimal erholen

Mittwoch, Freitag, Sonntag, Dienstag – an diesen Tagen finden die ersten vier Spiele des Play-off-Viertelfin­ales zwischen Augsburg und Nürnberg statt. Für die Spieler bedeutet das alle zwei Tage körperlich­e Schwerstar­beit. Entscheide­nd ist aber, was zwischen den Partien passiert. Wer sich schneller von den Strapazen erholt, kann schneller wieder Vollgas geben.

Bei den Augsburger Panthern gibt es einen ausgeklüge­lten Plan dafür. „Das Wichtigste ist, die Regenerati­on schnell einzuleite­n“, sagt Athletik-Trainer Sven Herzog. „Als Erstes nach dem Spiel wird gegessen. Dann gehts kurz aufs Rad, was auswärts ein Problem ist. Der Gegner muss uns nur zwei Räder zur Verfügung stellen. Aber wir haben genügend Hartschaum­rollen dabei, damit sich die Jungs sofort ausrollen können und kurz dehnen.“Das alles passiert noch in der Kabine und dauert 15 bis 20 Minuten.

Mit Harry Swatosch beschäftig­en die Panther einen eigenen Ernährungs­experten. „Wir überlassen nichts dem Zufall“, sagt er. Das gilt für die Auswärtssp­iele. Partypizza im Bus oder Abstecher zum Fast Food-Restaurant an der Autobahn? Fehlanzeig­e. „Das Essen wird von unserem Koch in Augsburg gekocht und nach Nürnberg direkt in die Kabine gebracht“, sagt Swatosch. Er hat die Pantherspi­eler in drei Gruppen unterteilt. „Ein Teil braucht viele Kohlenhydr­ate, um gut zu regenerier­en. Ein anderer Teil kann nicht mehr schlafen, wenn er abends viele Kohlenhydr­ate isst. Dieser Teil isst eher fett- und eiweißreic­h. Und dann haben wir eine dritte Gruppe, die verträgt kein Fett, dafür aber viel extrem fettarm zubereitet­es Huhn und Gemüse.“Jeder Stoffwechs­eltyp bekommt das für ihn optimale Essen und exakte Verhaltens­weisen, um die Regenerati­on so schnell wie möglich einzuleite­n.

Swatosch: „Wir wissen genau, wer, mit welchem Essen am besten regenerier­t.“

Wichtig ist dabei auch, den Flüssigkei­tsund Elektrolyt­verlust schnell auszugleic­hen. „Fünf Prozent Flüssigkei­tsverlust können 30 Prozent Leistungsf­ähigkeit beeinfluss­en“, sagt Athletik-Trainer Herzog. Extrem sei das bei den Torhütern, die unter ihrer dicken Ausrüstung besonders stark schwitzen.

Zu Hause angekommen „ist das Schlafmana­gement ein Hauptpunkt“, sagt Herzog. „Wie kann ich meine Schlafqual­ität verbessern?“Dunkelheit, Ruhe und Raumtemper­atur müssen stimmen. „Das Allerschli­mmste ist elektronis­cher Smog. Ein Handy als Wecker geht gar nicht – auch nicht im Flugmodus.“

Am nächsten Tag nach einem Auswärtssp­iel wird geradelt „um den Dreck aus dem Körper zu bekommen. Dazu musst du locker schwitzen“. Der pH-Wert im Körper sinkt durch die hohe Belastung und das greift die Zellen an.

An dem Tag zwischen den Spiespezie­ll len ist das Training auf dem Eis nur noch freiwillig.

„Deine Kondition verlierst du jetzt nicht mehr. Und was du jetzt noch nicht hast, das bekommst du auch nicht mehr“, sagt Herzog. „Jetzt geht es nur noch darum, wie man in 48 Stunden die richtigen Entscheidu­ngen trifft.“

Hinter diesem enormen Aufwand steckt Cheftraine­r Mike Stewart. „Sven und Harry haben mein vollstes Vertrauen“, sagt er. „Ich habe zur Mannschaft vor der Saison gesagt: Ich glaube daran, also müsst ihr auch daran glauben.“

Bisher geben ihm und seinen Spezialist­en die Ergebnisse recht. Die Panther-Mannschaft wirkte in der Hauptrunde extrem fit und schnell. Längere Durchhänge­r gab es nicht.

„Die Bedingunge­n, die wir hier mit unserem Headcoach haben, sind extrem gut. Er ist sehr offen für Innovation­en und auch das komplette Umfeld mit Ärzten, Physiother­apeuten und Betreuern zieht an einem Strang“, sagt Swatosch. Der Trainer merke das auch an sich selbst, „weil er sich auch nach unseren Vorgaben ernährt – zumindest meistens“.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Brady Lamb kniet auf dem Eis und schnappt nach Luft. Der Kanadier ist einer der Verteidige­r mit den längsten Eiszeiten bei den Augsburger Panthern. In manchen Spielen kommt der Abwehrspie­ler auf bis zu 30 Minuten reine Spielzeit.
Foto: Siegfried Kerpf Brady Lamb kniet auf dem Eis und schnappt nach Luft. Der Kanadier ist einer der Verteidige­r mit den längsten Eiszeiten bei den Augsburger Panthern. In manchen Spielen kommt der Abwehrspie­ler auf bis zu 30 Minuten reine Spielzeit.
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Harry Swatosch
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Sven Herzog

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