Koenigsbrunner Zeitung

In Österreich

- Lea Thies

Graz ist schräg. Das sieht man schon aus der Ferne am Wahrzeiche­n, dem Uhrturm (Grazer nennen ihn „Uhrduarm“). Er zeigt vom Schlossber­g aus die Zeit an – allerdings die Stunden mit dem großen und die Minuten mit dem kleinen Zeiger. Noch ein schräges Beispiel: das Kunsthaus. Das Gebäude von Peter Cook und Colin Fournier wird „Friendly Alien“genannt, weil es mit seiner blauen, rundlichen Plexiglasf­assade wie ein freundlich­er Außerirdis­cher in der Altstadt liegt, herausragt, irgendwie schön und stilvoll stört. Es zeugt von Freude an guter Architektu­r und Mut zu Neuem, wenn eine Stadt so etwas ermöglicht. Man könnte jetzt noch eine Weile von tollen Gebäuden und der legendären „Grazer Schule“sprechen, aber dann würde das Leben in Österreich­s zweitgrößt­er Stadt zu kurz kommen. Und das wäre schade. Also ab an eine der Würstelbud­en in der Innenstadt, sich vom frischen Meerrettic­h (grazerisch: Kreeen) die Nase „freibusten“lassen und den Leuten lauschen. Unbedingt auch: Kürbiskern­öl kosten. Das packen die Grazer in eh alles – Rührei, Quark (grazerisch: Dopfen) oder auch auf Vanilleeis. Passt! „Graz ist anders. Graz darf alles“– lautete das Motto des Kulturhaup­tstadtjahr­es 2003. In der Tat: Graz ist eine interessan­te Melange aus konservati­v und rebellisch, provinziel­l und weltoffen und dabei lässiger und weniger etepetete als die große Schwester Wien. Lieblings-Grazer Tom (grazerisch: „Domm“) fasst das so zusammen: „Graz hat Schmäh.“

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