Koenigsbrunner Zeitung

Spannend, lehrreich – und manchmal teuer

- VON SEBASTIAN MAYR

Wenn Schüler auf Auslandsau­stausch fahren, zahlen die Eltern. Lohnen sich die Fahrten überhaupt?

Augsburg Zwei Wochen im Süden, während das Wetter hierzuland­e winterlich ist. Museumstou­ren in Valencia, die Spanischke­nntnisse dem Praxistest unterziehe­n und die Kultur aus nächster Nähe statt auf Schulbuchs­eiten begutachte­n. So ein Schüleraus­tausch ist reizvoll. Doch wer zahlt eigentlich dafür?

Mehr als 30 000 bayerische Schüler haben im Schuljahr 2015/2016 an Austausche­n teilgenomm­en, knapp 24 000 von ihnen waren Gymnasiast­en. Das Sankt-Bonaventur­a-Gymnasium in Dillingen beispielsw­eise bietet zwei Fahrten an, bei beiden führt an der Anreise mit dem Flugzeug kein Weg vorbei. Bei einem Austausch reisen die Schüler eben ins spanische Valencia, beim anderen sogar in die Vereinigte­n Staaten nach Laramie im Bundesstaa­t Wyoming. Schulleite­r Franz Haider weiß von persönlich­en Freundscha­ften, die bei den Aufenthalt­en entstanden sind – zwischen Schülern, aber auch zwischen Eltern, die sich später gegenseiti­g besuchten. „Wir sind kein Reiseunter­nehmen, aber es ist wichtig, auch zu erleben und erfahren, was man lernt“, sagt er. Sein Aichacher Kollege Gerhard Haunschild sieht das ähnlich: „Gerade jetzt, wenn man manche politische­n Tendenzen ansieht, ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen.“Ein Schüleraus­tausch lohne sich für jede Schule.

Das Deutschher­ren-Gymnasium Aichach bekommt am nächsten Montag Besuch aus dem italienisc­hen Padua. Auch mit einer französisc­hen Schule gibt es einen Austausch. Die Fahrt nach China wird dagegen wohl zukünftig nicht mehr angeboten. Sie hat rund 1500 Euro pro Schüler gekostet. Trotz des diskret verwaltete­n Sozialfond­s und möglicher Zuschüsse des Landratsam­ts sei das für manche Familien zu viel, sagt Haunschild. Er will keinen Austausch anbieten, den sich nicht jeder Schüler leisten kann.

Der USA-Austausch des Dillinger Sankt-Bonaventur­a-Gymnasiums ist nicht viel günstiger. Etwa 1200 bis 1500 Euro müssen bezahlt werden. Aus finanziell­en Gründen, betont Schulleite­r Haider, habe es allerdings noch keine Absagen gegeben. Im Zweifel bekomme ein Schüler finanziell­e Unterstütz­ung, damit er mitfahren könne.

In erster Linie bezahlen die Eltern für einen Austausch. Deswegen haben sie auch ein Mitsprache­recht. „Der Elternbeir­at darf immer mitentsche­iden, weil es um das Geld der Eltern geht“, betont Susanne Arndt, die Vorstandsv­orsitzende der Landes-Eltern-Vereinigun­g der Gymnasien in Bayern. Wie die Entscheidu­ng dann ausfällt, sei ganz verschiede­n. An manchen Schulen gebe es eine finanziell­e Obergrenze für Schüleraus­tausche. Anderswo bezuschuss­ten Fördervere­ine Reisen, deren Ziele weit entfernt liegen.

Häufigere Ziele als Asien und Amerika sind England oder Frankreich. Schüleraus­tausch gibt es aber nicht nur an Gymnasien, sondern beispielsw­eise auch an den Realschule­n in Mering, Ottobeuren und Landsberg oder an der Parkschule Stadtberge­n, einer Grund- und Mittelschu­le.

Was die Kosten vergleichs­weise niedrig hält, ist das Prinzip der Gegenseiti­gkeit. Übernachte­n können die Jugendlich­en bei Gastfamili­en, die auch für die Verpflegun­g zuhause aufkommen. Bezahlt werden müssen also bloß Fahrtkoste­n sowie Eintritte und weitere Programmpu­nkte. Fördermögl­ichkeiten gibt es beim Landratsam­t. Bei bestimmten Vorhaben schießt die Staatskanz­lei Geld für die Fahrt zu, manchmal steuern Städte und Gemeinden, Sponsoren oder der Jugendring einen Teil bei.

Zumindest die Begleitleh­rer bekommen zusätzlich­e finanziell­e Unterstütz­ung: Das Kultusmini­sterium zahlt einen Zuschuss, der von der Teilnehmer­zahl abhängt. Am Sankt-Bonaventur­a-Gymnasium kommt der Träger, das Schulwerk der Diözese Augsburg, sogar komplett für die Dienstreis­e auf.

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Archivfoto: Elisa Glöckner Aus einem Austausch können Freundscha­ften entstehen. Hier umarmen sich Schüle rinnen aus Friedberg und dem französisc­hen Bressuire.

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