Koenigsbrunner Zeitung

Luftwaffe setzt auf Modernisie­rung

Kaufbeurer Fliegerhor­st feiert 60 Jahre Technische Schule. Umzug aufs Lechfeld ist nach wie vor geplant

- VON RENATE MEIER

Kaufbeuren/Lechfeld In ihrem Privatlebe­n beschäftig­en sich junge Menschen mit modernen Computersp­ielen, die eine virtuelle Welt auf die Bildschirm­e zaubern. Immer beliebter werden auch Virtual-Reality-Brillen. Da macht es dann wenig Sinn, in der Ausbildung mit Handbücher­n und Arbeitsblä­ttern hantieren zu müssen. Das hat die Luftwaffen­schule in Kaufbeuren erkannt. Sie arbeitet permanent an der Modernisie­rung der Lehrgänge. Kommandeur Oberst Volker Pötzsch ist stolz darauf, dass seine Truppe inzwischen bundesweit führend ist.

Diese moderne Ausbildung­stechnik samt kleiner Simulatore­n mit virtueller Darstellun­g könnten im Falle eines Falles auch problemlos auf das Lechfeld umgezogen werden. Denn bekanntlic­h soll der Fliegerhor­st Kaufbeuren 2022 schließen. Bisher war geplant, dass die Tornado-Ausbildung weiterhin in der Wertachsta­dt stattfinde­t und ein Pendelbusv­erkehr zur Lechfeldka­serne eingericht­et wird. Doch dies ist laut Pötzsch vom Tisch.

Das Konzept für den Umzug auf das Lechfeld steht laut Pötzsch seit einem Jahr unveränder­t. Ob es umgesetzt wird, bleibt derzeit unklar. Pötzsch, der inzwischen auch Standortäl­tester und damit Repräsenta­nt der Bundeswehr für den Standort auf dem Lechfeld ist, sieht das gelassen: „Wir haben es hier wirklich toll. Wir müssen uns nicht vor anderen verstecken.“An vielen Stellen Fliegerhor­st werde nach wie vor renoviert, und im Prinzip bekomme jeder Lehrgangst­eilnehmer inzwischen ein Einzelzimm­er.

Am Fliegerhor­st Kaufbeuren werden maximal 800 Schüler am Tag unterricht­et. Es gibt über 180 verschiede­ne Lehrgangst­ypen. Ausgebilde­t werden Techniker am Tornado, am Eurofighte­r, Fluglotsen und Flugberate­r sowie Radargerät­eelektroni­ker. Heuer feiert der Fliegerhor­st die Gründung der Technische­n Schule der Luftwaffe 1 in Kaufbeuren vor 60 Jahren. Die Umstellung auf Tablets schreitet voran, und für die Technikera­usbildung an den Jets gibt es bereits die erste VR-Brille für virtuelle Einblendun­gen. In der Kaufbeurer Schule sind Entwickler, Techniker, Lehrer, Programmie­rer und Schüler zusammen. „Das ist ein großer Vorteil, wir können dadurch viel schneller neue Techniken entwickeln“, freut sich Pötzsch. Moderne Technik hielt zudem in der Fluglotsen­ausbildung Einzug, die zum Jahresbegi­nn an die Deutsche Flugsicher­ung (DFS) überging.

Die Zusammenar­beit mit dem bundeseige­nen Wirtschaft­sbetrieb bezeichnet Pötzsch als hervorrage­nd. Deshalb kann es sich der Oberst auch gut vorstellen, bei der Technikera­usbildung am Eurofighte­r eine Kooperatio­n mit der Industrie einzugehen. Ob es tatsächlic­h zu einer Zusammenar­beit kommt und ob diese in Kaufbeuren oder anderswo stattfinde­t, entscheide­t sich wohl nicht mehr vor der Bundestags­wahl 2017. Vorausseti­m zung wäre, dass die Ausbildung dadurch wirtschaft­licher wird. Zudem spare sich die Bundeswehr dadurch Personal, das sie anderswo sinnvoller einsetzen könne, erklärt Pötzsch.

Auf jeden Fall in Händen der Bundeswehr bleibe die Ausbildung am Tornado. Das Kampfflugz­eug soll mindestens bis 2030 fliegen, das heißt, bis mindestens 2028 werden Techniker dafür ausgebilde­t. Laut Pötzsch wird derzeit geprüft, die dafür nötigen Hardware-Simulatore­n durch virtuelle und kleinere Technik zu ersetzen.

Die Schüler würden sich freuen, nach Kaufbeuren zu kommen, da die Kaserne nicht abseits, sondern unmittelba­r an der Stadt liegt. Ob dies alles ausreicht, den Standort doch noch zu erhalten, wie es sich die Stadtspitz­e wünscht? Pötzsch kann zumindest „verstehen, dass der Oberbürger­meister optimistis­ch ist“. Denn die Bundeswehr wachse erstmals seit Jahren wieder. Und so viele leere Kasernen – geschweige denn Fliegerhor­ste – gebe es in Deutschlan­d nicht.

 ?? Foto: Mathias Wild ?? Noch liegt die Ausbildung der Eurofighte­r Techniker in den Händen der Bundeswehr. Geprüft wird derzeit, ob eine Kooperatio­n mit der Industrie sinnvoll wäre. Oberst Vol ker Pötzsch kann sich das durchaus vorstellen.
Foto: Mathias Wild Noch liegt die Ausbildung der Eurofighte­r Techniker in den Händen der Bundeswehr. Geprüft wird derzeit, ob eine Kooperatio­n mit der Industrie sinnvoll wäre. Oberst Vol ker Pötzsch kann sich das durchaus vorstellen.

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