Schröder und die Frauen
Das ZDF schafft ein Kunststück: Die interessantesten Sätze in einem verklärenden Porträt über den Altkanzler wurden gar nicht gesendet
Augsburg Eine Annäherung an den Menschen Schröder versprach das ZDF gestern zur besten Sendezeit. Allerdings mussten die Zuschauer lange warten, bis das stellenweise recht schwülstig geratene Filmporträt über den SPD-Altkanzler tatsächlich ein bisschen vom Menschen und nicht nur dem bekannten Politiker Gerhard Schröder preisgab.
Mitten in die Dreharbeiten, bei denen der 72-Jährige sorgsam inszeniert wurde, etwa in seiner prominenten Skatrunde oder als einsamer Spaziergänger bei tief stehender Herbstsonne im kahlen Laubwald, platzte der Umstand, dass auch Schröders vierte Ehe endgültig in die Brüche gegangen ist.
„Wenn da was schiefgegangen ist, und da ist ja was schiefgegangen in meinem persönlichen Leben, lag das sicher mehr an mir als an den Frauen“, sagt Schröder bedeutungsschwanger in die Kamera. „Das gilt insbesondere für meine jetzige Noch-Frau“, betont er, ohne den Namen seiner Doris in den Mund zu nehmen. „Ich werde nie ein schlechtes Wort über sie verlieren.“Sie sei eine wunderbare Mutter, sehr politisch, sehr intelligent. Merkwürdigerweise fiel ausgerechnet Doris Schröder-Köpfs Sicht der Dinge dem Filmschnitt zum Opfer, obwohl sie an vielen anderen Stellen zu Wort kam.
Nachzulesen sind die Sätze in der Pressemappe, mit der das ZDF für den Film im Vorfeld geworben hatte. Die 53-Jährige deutet darin vielleicht mehr über den Menschen Schröder an, als die Filmemacher zu seinem Inneren vordringen konnten. „Er hat wahnsinnig viele Auslandsreisen gemacht und war also nicht viel mehr präsent als vorher“, sagte Schröder-Köpf über das Auseinanderleben. „Er hat ab und zu mal die Kinder irgendwo hingebracht, aber viel mehr kann man da auch dann nicht verlangen. Das ist eben nicht so der Bereich, in dem er so erfahren und geübt ist.“Und auch auf Gerhard Schröders Aussage gegenüber den Filmemachern, wie sehr er an seinen Kindern hänge, mussten die Zuschauer verzichten. Ebenso wie auf andere Details, die der Altkanzler verriet: Dass der Mann mit dem berühmten Ausspruch „Hol mir mal ’ne Flasche Bier“in Wahlkampfzeiten nie einen Tropfen Alkohol getrunken habe. Oder dass sich der Agenda-Schöpfer in seiner Partei inzwischen „resozialisiert“fühle. Unterm Strich geriet das Porträt im ZDF über weite Strecken verklärend wie ein huldvoller Nachruf. Über einen Mann, der mit sich und seiner Politik im Reinen ist: „Erstens kann ich’s nicht rückgängig machen“, sagt er. „Zweitens will ich’s nicht rückgängig machen.“