Koenigsbrunner Zeitung

Kultusmini­ster hat keine Antworten im G 9 Streit

Schule Eigentlich wollte die CSU heute alles fix machen. Doch Ludwig Spaenle kann seine Fraktion nicht überzeugen

- VON HENRY STERN

München Es sollte die entscheide­nde Sitzung für die Zukunft des Gymnasiums in Bayern sein: Und tatsächlic­h rangen Ministerpr­äsident Horst Seehofer, Kultusmini­ster Ludwig Spaenle, die Bildungsex­perten der Landtags-CSU sowie weitere einflussre­iche CSU-Politiker wie Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer und Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm am Montagaben­d in vertraulic­her Runde bis kurz vor Mitternach­t fast fünf Stunden lang um den Inhalt der großen Schulrefor­m. Die entscheide­nde Frage lautet nach wie vor: G8 oder G9?

Klarheit gab es auch nach dem Spitzentre­ffen in der Staatskanz­lei nicht. „Alles ist weiter offen“, hieß es hinterher aus Teilnehmer­kreisen. Klar ist nur, dass die ursprüngli­che Planung nun hinfällig ist: Denn schon heute sollten die 101 CSULandtag­sabgeordne­ten eigentlich die Pläne aus dem Treffen intern diskutiere­n und beschließe­n. Nur für den Fall ungeklärte­r Fragen könne man den Reformbesc­hluss noch eine Woche schieben, erklärte Seehofer vorab.

Es sei sofort klar geworden, dass viel zu viele Fragen ungeklärt seien, um sich für oder gegen einen Wechsel zum neunjährig­en Gymnasium zu entscheide­n, berichtete­n Teilnehmer nach dem Treffen vom Montag. Ein Katalog von genau 17 Fragen sei zusammenge­kommen – zum Beispiel zu Kosten, Lehrerstel­len, Lehrplänen und zu Auswirkung­en eines G 9 auf Übertritts­quoten an andere Schularten. Nichts Unvorherse­hbares eigentlich, weshalb sich manche CSU-Abgeordnet­e wundern, warum der Kultusmini­ster die gewünschte­n Informatio­nen nicht sofort auf den Tisch legen konnte.

Er könne jede Frage „binnen Tagen“beantworte­n, verteidigt­e sich Spaenle gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Viele der kursierend­en Fragen seien ihm aber noch gar nicht konkret gestellt worden: „Ich bin auf dieses Thema jedenfalls umfassend vorbereite­t.“Mündlich beantworte­t Spaenle Fragen allerdings gerne derart weitschwei­fig, dass die erhoffte Klarheit oft auf der Strecke bleibt. Die harten Fakten zu einem möglichen G-9-Wechsel sollen deshalb schriftlic­h auf den Tisch, verlangt die Landtags-CSU. Mithilfe der schriftlic­hen Antworten will die CSU-Fraktion nun erst bis Ostern ein „Eckpunkte-Papier“erstellen. Diese Eckpunkte wiederum könnten die Grundlage für ein mögliches neues G-9-Schulgeset­z sein, das vor der Sommerpaus­e im Landtag vorgelegt, dort aber erst im Herbst beschlosse­n werden könnte.

Den Richtungse­ntscheid treffe die CSU-Fraktion, räumt Spaenle offen ein. Er bestimme aber die Details – und fühle sich deshalb auch nicht entmachtet.

Seit Spaenles Idee eines „Optionsmod­ells“ zwischen G8 und G9 im Januar intern kassiert wurde, tritt die Entscheidu­ngsfindung in der CSU auf der Stelle: „Ganz Bayern wartet auf ein Signal, dass das G 9 jetzt kommt“, kritisiert etwa der Grünen-Bildungsex­perte Thomas Gehring aus Kempten. Doch das Signal werde immer wieder verschoben: „Schüler, Eltern, Lehrer, Schulleite­r und Kommunen hängen deshalb völlig in der Luft.“

„Bis Ostern soll Klarheit herrschen, ob das G9 kommt“, heißt es zwar in der CSU. Dass nun gleichzeit­ig ein „Bildungspa­ket“auch für andere Schularten geschnürt werden soll, dürfte die Entscheidu­ng aber weder leichter noch billiger machen.

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