Der Erfolg hängt an zwei Dingen
Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten, ein Ergebnis-Problem im Fußball zu lösen. Erstens, den Trainer zu entlassen, zweitens, den Trainer zu behalten. Ergänzende Varianten wären, den Manager zu feuern/zu behalten oder sich vom Busfahrer zu trennen/ihn zu behalten. Das Gute daran: Egal, wie sich ein Verein entscheidet, er kann nicht viel falsch machen.
Im statistischen Mittel bleibt langfristig alles, wie es ist. Wenn der Wurm drin ist, hilft auch kein Trainerwechsel. Das ist wissenschaftlich belegt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Trotzdem bedienen die meisten Klubs bei Misserfolg den Schleudersitz. Leverkusens Roger Schmidt war in der laufenden Bundesliga-Saison bereits der neunte Übungsleiter, der vorzeitig gehen musste.
Der Bayer-Trainer galt allerdings schon lange als gefährdet. Schmidt hatte die Vorlagen zu seiner Entlassung selbst geliefert. Sei es durch ständige Scharmützel mit den Unparteiischen, die ihn mehrmals auf die Tribüne verwiesen haben, oder über Wortgefechte mit Kollegen, von denen die Empfehlung an Hoffenheims Julian Nagelsmann, „Spinner, halt einfach mal die Schnauze“, selbst für die rauen Umgangsformen im Fußball neue Maßstäbe gesetzt hat. Entscheidender aber: Schmidts sportliche Bilanz deckte sich nicht mit den Erwartungen des Bayer-Konzerns, der den Klub mit Millionenbeträgen am Laufen hält. Zu all dem kam die 2:6-Pleite in Dortmund. Nicht nur in Leverkusen werten Vereinsbosse derartige Debakel als persönliche Beleidigung. Wenn dann auch noch die Ehefrauen und Geschäftspartner auf den Champagner-Plätzen lustlos dreinschauen, hat der Trainer ausgespielt. Das ist in der zweiten Liga nicht anders, wo der 1. FC Nürnberg gestern Alois Schwartz geopfert hat.
Was aber bringt das Heuern und Feuern? Wenig. Jedenfalls nichts, was auf Dauer hält. Dazu gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen. Mitunter führt ein Trainerwechsel kurzfristig zu Besserung. Danach fällt die Mannschaft wieder in den alten Trott. Der Erfolg aber, auch das zeigen Studien, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: der Mannschaft und dem Zufall. Vom Trainer ist da wenig die Rede. Es wäre also durchaus den Versuch wert, bei einem brennenden Ergebnisproblem den Trainer mit dem Busfahrer oder dem Zeugwart zu tauschen.
Man müsste ja nicht gleich so weit gehen, die Mannschaft sich selbst zu überlassen und das Nominieren der Startelf in die Hände des Kochs zu legen. Andererseits: Wer kennt die Spieler mit ihren Nöten und Vorlieben besser als Busfahrer, Zeugwart und Koch?