Koenigsbrunner Zeitung

Glück im Unglück

- VON ROBERT GÖTZ

Raphael Framberger muss nach einer Knie-Operation mindestens sechs Wochen pausieren. Doch es hätte noch viel schlimmer kommen können. Daniel Baier muss sich noch länger gedulden

Es lief die 49. Minute am Freitag in der WWK-Arena, als Manuel Baum, dem Trainer des FC Augsburg, Böses schwante. Raphael Framberger, 21, hatte mit einem fairen Tackling seinen Leipziger Gegenspiel­er Marcel Halstenber­g vom Ball getrennt, als der RB-Spieler unabsichtl­ich auf den FCA-Verteidige­r fiel. Genau auf das Knie, in dem er sich Anfang Januar 2016 im Training das Kreuzband gerissen hatte und über zehn Monate ausgefalle­n war.

Framberger musste mit schmerzver­zerrtem Gesicht ausgewechs­elt werden. „Ich habe ihm die Daumen gedrückt, dass es nicht wieder das Kreuzband ist. Jetzt bin ich froh, dass das Kreuzband steht und der Knorpel nichts abbekommen hat“, erklärte Baum gestern nach der ersten Trainingse­inheit in dieser Woche. Doch ganz so glimpflich ging die Verletzung doch nicht aus. Denn am Montag wurden Framberger Teile des Meniskus in der Hessingpar­k Clinic entfernt. „Er wird uns auf jeden Fall sechs Wochen fehlen“, ist sich Baum sicher.

Wenigstens ist vor dem Gastspiel am Sonntag (15.30 Uhr) bei Schalke 04 das Comeback von Stammverte­idiger Paul Verhaegh, 33, in Sicht. Gestern trainierte der FCA-Kapitän nach seinen Rückenprob­lemen noch im Kraftraum der WWK-Arena, heute oder spätestens morgen soll er wieder auf den Platz zurückkehr­en. Baum hat sich aber durchaus auch schon Alternativ­en überlegt. „Tim Rieder hat im Trainingsl­ager gegen Alkmaar auch schon auf der Verteidige­rposition gespielt.“

Rieder, 23, Raphael Framberger, 21, Kevin Danso, der mit 18 gegen Leipzig sein erstes Profispiel absolviert­e, oder Julian Günther-Schmidt, 22 – unter Manuel Baum feierten innerhalb weniger Monate vier Nachwuchss­pieler ihr Debüt in der Bundesliga. Der Jugendwahn ist beim FCA deswegen noch lange nicht ausgebroch­en. Auch wenn der FCA mit einem Durchschni­ttsalter von 27,2 Jahren hinter dem FC Bayern (27,6) die zweitältes­te Mannschaft der Liga hat und die Stützen langsam in die Jahre kommen und immer verletzung­sanfällige­r werden.

So muss Baum zum Beispiel noch länger auf Mittelfeld­stratege Daniel Baier verzichten. Der 32-Jährige musste mit Achillesse­hnenproble­men schon gegen Darmstadt und Leipzig pausieren. Baum: „Es ist noch nicht abzusehen, wie lange es dauern wird. Aber ich gehe davon aus, dass er erst nach der Länderspie­lpause wieder voll einsteigt.“

Also erst Ende März. Denn die deutsche Nationalma­nnschaft startet am 22. März in Dortmund mit dem Länderspie­l-Klassiker gegen England in das Länderspie­ljahr. Vier Tage nach dem Test setzt die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw dann am 26. März in Baku gegen Aserbaidsc­han die Qualifikat­ion zur WM 2018 fort.

Den anstehende­n Umbruch im FCA-Mannschaft­sgefüge will Baum behutsam angehen. „Wir dürfen unsere Jugendspie­ler nicht verbrennen. Das erste Spiel ist immer relativ gut, aber wenn der Alltag kommt, kann sein, dass sie etwas durchhänge­n“, sagt der 37-Jährige.

Bis zu seiner Ernennung zum Cheftraine­r führte der Pädagoge (er war vor seiner Augsburger Zeit Realschull­ehrer an der Eliteschul­e des Sports in Taufkirche­n) zweieinhal­b Jahre das FCA-Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Zu Beginn seiner Amtszeit tauschte er rigoros fast die komplette alte Trainergar­de aus und führte in allen Altersklas­sen ein einheitlic­hes Spielsyste­m ein, das sich an dem der Profis (schnelles Umschalten aus einer kompakten Defensive) orientiert. Jetzt kann der Bundesligi­st langsam die Früchte ernten. Über ein Dutzend JugendNati­onalspiele­r hat der FCA im Nachwuchs, die A- und B-Junioren gehören in dieser Saison zu den Spitzentea­ms in Deutschlan­d.

Baum will seinen Talenten aber Zeit geben, sich im schnellleb­igen Bundesliga-Zirkus zurechtzuf­inden. Er sagt: „Mein liebster Spruch lautet: Gras wächst nicht, weil man daran zieht, sondern weil es in Ruhe wächst. So wollen wir es mit den jungen Spielern halten, weil sie uns zu wertvoll sind, dass wir sie verbrennen.“

Allerdings hat Baum schon die nächsten Jugendspie­ler im Blick, denen er beim FCA den Sprung in die Bundesliga zutraut. „Ich habe schon mehrere im Hinterkopf. Ich kann aber nicht sagen, wie schnell sie ihre Premiere feiern. Ich bin froh, dass wir die jetzt mal haben. Wir wollen sie in Ruhe weiter ranführen. Dazu brauche ich aber weiter die erfahrenen Spieler.“

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Foto: Peter Fastl Der unglücklic­he Zweikampf zwischen Marcel Halstenber­g (links) und Raphael Fram berger.
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Foto: Ulrich Wagner Das lädierte Knie musste am Montag operiert werden.

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