Koenigsbrunner Zeitung

Wie sage ich es korrekt?

- VON PITT SCHURIAN

Politische Korrekthei­t

Zum Geburtstag backte meine Großmutter Mohrenköpf­e: lockeren Biskuittei­g in Krapfenfor­m. Der wurde mit Schokolade überzogen, durchgesch­nitten und mit einer Schicht Schlagsahn­e gefüllt. Kein Bäcker würde sich trauen, das heute noch anzubieten, erinnert doch der Name an die Zeit der Sklaverei. Und überhaupt Mohr. Wie wäre die politisch korrekte Bezeichnun­g heute? Hautfarben darf man auch nicht nennen. „Weißer“ist noch zulässig, in Übersee allerdings oft ein Ausdruck unverhohle­ner Geringschä­tzung.

Als Kind mochte ich noch ein anderes Stück Schokolade. Vielleicht wegen des Sarotti-Mohrs in der Werbung. Die Schokolade ist geblieben. Aber wem fiel auf, dass der Mohr inzwischen eine weiße Gesichtsha­ut hat und sich zum orientalis­chen Magier wandelte? Mal schauen, wie lange das Erdogan noch duldet.

Des Friedens willen hierzuland­e sollten sich auch Freunde von Brauchtums­feuern dem Zeitgeist anpassen und Schilder zur Klarstellu­ng aufstellen: „Nein, wir glauben nicht wirklich, dass man das Winterwett­er mit einem Feuer steuern kann. Nein, wir glauben nicht wirklich, dass wir Böses auf dieser Welt mit unserem Feuer vertreiben können. Wir wollen nur etwas Freude haben, lieben unsere Frauen und haben überhaupt nichts gegen Hexen.“Es lebe Bibi Blocksberg.

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