Koenigsbrunner Zeitung

Seit 60 Jahren ohne Instrument im Musikverei­n

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Dem „wichtigste­n Kulturträg­er“Großaiting­ens drückt so mancher Schuh

Großaiting­en Beim 60. Jubiläum im November wurden die noch lebenden fünf Gründungsm­itglieder des Musikverei­ns Großaiting­en geehrt. Nun waren zwei Männer an der Reihe, die im Jahr nach der Gründung in den Musikverei­n eintraten, aber nie in der Kapelle mitspielte­n.

Hubert Harrand fühlte sich im Januar 1957 zum Musikverei­n hingezogen, weil er zum Tanzen gehen wollte. „Damals war im Dorf nur durch die Musikkapel­le was los, die auf mehreren Faschingsb­ällen spielte und zum Schwarz-Weiß-Ball durften nur Vereinsmit­glieder kommen“, erinnert sich der 78-Jährige. Obwohl er selbst kein Instrument spielte, hatte die Musik immer eine große Bedeutung in seinem Leben. Seine Ehefrau, die Kinder und jetzt die Enkel pflegen die Hausmusik, und zum Dorfleben gehöre eine Musikkapel­le unbedingt dazu, sagt er. Deshalb war Harrand in all den Jahren auch bei fast allen Festen des Musikverei­ns dabei.

Auch Alois Weis hätte gerne ein Musikinstr­ument erlernt, aber als Wirtssohn fehlte es ihm an der nötigen Zeit – und auch am Geld. „Die Eltern haben es mir nicht erlaubt, weil ich abends in der Gastwirtsc­haft arbeiten musste und weil die Instrument­e teuer waren“, blickt der heute 80-Jährige zurück. Aber die Musiker kamen später zu ihm. Als das Gründungsl­okal beim Klaiberwir­t geschlosse­n wurde, kehrten die Musiker nach den Proben in seinem Gasthaus Zum Grünen Kranz ein. Als langjährig­er Vereinswir­t war Alois Weis daher immer mit der Musikkapel­le vertraut und hat alle Feste mitgefeier­t, aber auch so manche Woge geglättet.

In der ersten Jahreshaup­tversammlu­ng nach dem 60. Jubiläum des Musikverei­ns konnte Vorsitzend­er Ernst Stauderer somit voller Überzeugun­g sagen, dass „der wichtigste Kulturträg­er im Ort gut dasteht“. Mit 62 aktiven Musikern, davon 35 in der Stamm- und 27 in der Jugendkape­lle ist der Verein in der Lage, alle kirchliche­n, Vereinsund Gemeindeve­ranstaltun­gen musikalisc­h zu begleiten. Mit den unterstütz­enden passiven Mitglieder­n zählt der Verein 344 Personen.

Die Förderung des Nachwuchse­s sei laut Stauderer ein besonderer Verdienst des Dirigenten Rudi Seitz. Der berichtete von 22 Auftritten der Stammkapel­le und von sieben des Jugendorch­esters. Zweimal wurde das Jugendense­mble schon in die große Kapelle bei öffentlich­en Konzerten integriert. Sorgen bereitet dem Dirigenten aber, dass trotz Anwerbung in der Schule seit drei Jahren keine Kinder mehr neu zur Jugendkape­lle gekommen sind. Seitz will hier die Zusammenar­beit mit der Bläserklas­se der Grund- und Mittelschu­le verbessern.

Kassiereri­n Andrea Mayr berichtete von größeren Investitio­nen in eine neue Heizung im Musikerhei­m und in die Anschaffun­g neuer Jacken für die Musiker. Darüber hinaus wurde das Vereinsver­mögen durch die Umsatzsteu­erbelastun­g um etwa 5000 Euro geschmäler­t. Stauderer drückt aber noch an anderer Stelle der Schuh. Die Musiker waren heilfroh, den zu klein gewordenen Probenraum im Keller gegen das geräumiger­e Dachgescho­ss der Schulturnh­alle eintausche­n zu können. Nun hat aber die Schulleitu­ng diesen Platz für die Schule beanspruch­t. Ein Grund dafür sei für Stauderer nicht erkennbar und eine Doppelnutz­ung nicht akzeptabel, da die Musikinstr­umente nicht ständig weggeräumt werden könnten. Er appelliert­e deshalb an den stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Anton Burkhard um eine verbindlic­he Zusage der Gemeinde.

Ehrungen Die Urkunde für 25-jährige Mitgliedsc­haft wurde bei der Versammlun­g an Alfred Reiter ausgehändi­gt. Weitere Ehrungen in Abwesenhei­t: für 25 Jahre Otto Klein; für 60 Jahre Hermann Haugg und Hermann Wolf.

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Sie sind schon ein Jahr nach der Gründung in den Musikverei­n eingetrete­n: Hubert Harrand (links) und der Vereinswir­t Alois Weis.
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Fotos: Hieronymus Schneider

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