Azubis zeigen Abiturienten ihren Job
In einem Königsbrunner Discounter übernehmen für einen Tag Nachwuchskräfte das Ruder und leiten die Filiale. Das ist nicht nur eine Übung für die angehenden Handelsfachwirte, sondern auch Anschauungsunterricht für Schüler
Königsbrunn Wie viel Arbeit dahintersteckt, eine Discounter-Filiale zu führen, davon konnten sich am Montag 43 Oberstufenschüler des Augsburger Maria-Theresia-Gymnasiums bei einem Besuch in Königsbrunn überzeugen. Begleitet von den beiden Lehrkräften Christian Klob und Joachim Drexel verbrachten sie im Rahmen der Schulpartnerschaft zwischen Aldi Süd und dem Augsburger Gymnasium einen berufspraxisorientierten Schulvormittag.
In vier Gruppen eingeteilt, wurden sie nacheinander in den Bereichen Lagerung und Palettenabbau, Backshop, Kassenabwicklung und Bürotätigkeiten eingeführt und mussten aber auch Hand anlegen. Zuvor wurden sie über Sicherheitsmaßnahmen und Hygienevorschriften belehrt. Für drei Wochen haben Auszubildende des Geprüften Handelsfachwirts die Verantwortung für diese Filiale, die vor Kurzem nach dem neuen Konzept „Filiale der Zukunft“umgebaut wurde, übernommen. Bei einer Informationsveranstaltung wurde den künftigen Abiturienten durch insgesamt zwölf Vertreter des zweiten und dritten Ausbildungsjahres aus unterschiedlichen Filialen die speziellen Möglichkeiten nähergebracht, die es im Einzelhandel gibt. Sympathisch und authentisch kam die Art der einzelnen persönlichen Vorstellung ihrer individuellen Lebensläufe, Motivation und bisherigen Erfahrungen herüber.
Die Altersspanne von 19 bis 29 Jahren erklärte sich dadurch, dass unter den Auszubildenden sich auch einige Jura- oder Betriebswirtschafts-Studienabbrecher befanden. Diese betonten, wie glücklich sie jetzt in der Praxis seien. Konkrete Verantwortung, gute Bezahlung und innerhalb drei Jahren drei IHKAbschlüsse waren die häufigsten Argumente für die Wahl der Ausbildung. Die meisten hatten davon entweder durch Flyer oder bei JobMessen erfahren, manche hatten auch schon als Schüler nebenbei im Einzelhandel gejobbt. „Respekt und Verantwortlichkeit wird mir entgegengebracht und muss ich selbst zeigen. Ich habe die Entscheidung noch keinen Tag bereut“, unterstrich Fabian Thoma, selbst ehemaliger Abiturient vom Maria-Theresia Gymnasium, der sich freute, seinen ehe- maligen Wirtschaftslehrer zu treffen.
Dieser ist über die Schulpartnerschaft mit Aldi Süd sehr froh und wünschte sich, dass noch mehr Firmen diesen Weg einschlagen. „So viele Abiturienten wissen nicht, was sie machen sollen. So viele fangen mehrere Studien an und brechen diese wieder ab“, sagt der Pädagoge. Er sieht auch eine Chance darin, dass die Schüler von fast Gleichaltrigen Erfahrungen leichter annehmen.
Jürgen Korschinsky von der IHK Schwaben forderte die Schüler auf, durch Praktika oder Ferienjobs auszuprobieren, wo die eigenen Stärken liegen und die Alternativen mit teils großartigen Aufstiegsmöglichkeiten nicht zu übersehen. Ganz deutlich sagte er: „Glauben Sie mir, ein Leben ohne Studium ist möglich.“Die beiden Regionalfilialleiterinnen Mareike Baier und Pia Nowotny standen den Schülern wiederum als Beispiel, wie man mittels dualen Bachelorstudiengangs bei Aldi Süd oder nach eigenem Hochschulstudium über das Trainee-Programm Karriere machen kann.
Beide betonten im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Führung junger Menschen und die Entwicklungsmöglichkeit dieser für sie ein wesentlicher Faktor der Zufriedenheit in ihrem Beruf darstelle. In einer abschließenden Runde zeigten sich die Gymnasiasten sehr zufrieden mit dem Vormittag. Bestätigt bekamen sie jedoch auch, dass ihr eigener Schulalltag durchaus, auch wenn man es als Schüler nie glauben kann, gegenüber der Arbeitswelt viel mehr Komfort und Freiheit bedeutet.