Über Alternativen diskutieren!
So verständlich die Personalprobleme der Augsburger Schiedsrichtergruppe sind, so verwunderlich ist ihre Informationspolitik. Ohne Vorwarnung, ohne persönliche Mitteilung und mitten in der Saison wurden die unterklassigen Fußballvereine vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie sollen ab sofort ohne ausgebildete, neutrale Schiedsrichter zurechtkommen.
Ihr Aufschrei ist nachvollziehbar. Welchem Vereinsmitglied aus ihrem Verein würden Sie zutrauen, ohne Vorkenntnisse eine reibungslose Spielleitung hinzubekommen? Könnte das zum Vorteil oder sogar zum Nachteil der eigenen Mannschaft ablaufen?
Selbst wenn es sich „nur“um die unterste Klasse handelt, dürften die „Laien“-Spielleiter Probleme bekommen. Auch diese Mannschaften kämpfen um den Aufstieg. Da kommen Emotionen ins Spiel. Hektik, Ehrgeiz, übertriebene Härte. Wenn dieser Job von jedem zu machen wäre, bräuchten die Schiedsrichter ihre intensive Ausbildung, auf die sie zu Recht stolz sind, gar nicht. Deshalb sind die Sorgen der Vereine nachvollziehbar. Ihre Lösungsvorschläge wären es wert, diskutiert zu werden. Es wäre ratsam, Alternativen zu suchen.
Das bedeutet aber auch, endlich die Position der Schiedsrichter im Amateurfußball zur stärken. Erst jetzt – wenn sie fehlen – zeigt sich, wie wichtig sie sind. Erst jetzt erhalten sie die Anerkennung, die sie verdienen. Erst jetzt werden sie als unverzichtbar eingefordert.
Dabei stehen die Schiedsrichter so oft in der Kritik, dienen als Prellbock verbaler und manchmal sogar körperlicher Attacken. Kein Wunder, dass sich immer weniger Interessenten für diesen ehrenamtlichen Job finden.
So gesehen hat die Entscheidung der Schiedsrichtergruppe bei aller Aufregung einen positiven pädagogischen Effekt. Den betroffenen Vereinen ist mit einem Schlag klar geworden, wie wichtig und lieb ihnen doch die Unparteiischen sind.