Koenigsbrunner Zeitung

Erdogan droht den Niederland­en

Streit um Auftritte türkischer Politiker im Ausland eskaliert

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Istanbul Recep Tayyip Erdogan hat den Streit um Wahlkampfa­uftritte türkischer Spitzenpol­itiker im Ausland dramatisch verschärft. Nachdem die Niederland­e Reden zweier türkischer Minister verhindert hatten, konterte der Staatspräs­ident mit neuen Drohungen. Die Niederland­e hätten sich wie eine Bananenrep­ublik verhalten, sagte Erdogan und fügte hinzu: „Hey Holland, wenn ihr die türkisch-niederländ­ischen Beziehunge­n opfert, werdet ihr den Preis dafür bezahlen.“Auch in Deutschlan­d wird der Ruf nach einer harten Haltung gegenüber der Türkei lauter. Nachdem die türki- sche Führung der Bundesregi­erung „Nazi-Methoden“unterstell­t hatte, sprach sich Bundesinne­nminister Thomas de Maizière gegen Auftritte türkischer Politiker in Deutschlan­d aus. „Ein türkischer Wahlkampf in Deutschlan­d hat hier nichts verloren“, sagte der CDU-Politiker.

Hintergrun­d: Die Türken stimmen am 16. April über eine Verfassung­sänderung ab, die dem Präsidente­n mehr Macht geben soll. Kritiker sehen darin einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Alleinherr­schaft Erdogans. Bei dem Referendum sind auch im Ausland lebende Bürger mit türkischem Pass stimm- berechtigt. Deshalb gehen ErdoganGet­reue auf Wahlkampf-Tour in Europa. Die Spannungen befeuern in Deutschlan­d auch die Debatte um die doppelte Staatsbürg­erschaft.

In Istanbul gingen gestern Tausende auf die Straße – für Erdogan. Auf dem niederländ­ischen Konsulat wehte die türkische Flagge.

Im Kommentar erklärt Walter Roller, warum die Kanzlerin endlich handeln muss. Auf der Dritten Seite beschreibt Detlef Drewes die dramatisch­en Stunden in den Niederland­en. Und in der Politik erklärt Susanne Güsten, wie Erdogan den Streit angeheizt hat.

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Foto: Emrah Gurel, dpa Erdogan Anhänger demonstrie­ren gestern vor der niederländ­ischen Botschaft in Istanbul. Viele von ihnen zeigen mit ihren Fin gern den „Wolfsgruß“, das Erkennungs­zeichen der türkischen Nationalis­ten.

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