Koenigsbrunner Zeitung

Beim Feilschen können Kunden nur gewinnen

An der Kasse kommt kaum jemand auf die Idee, den Händler nach einem Rabatt zu fragen. Das kann sich aber lohnen. Wer geschickt verhandelt, bekommt oft einen Nachlass – oder etwas obendrauf

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Berlin/Düsseldorf Mit Worten und Gesten – so wird in vielen Ländern beim Einkaufen mit dem Händler um den Preis gerungen. Wenn es gut läuft, gibt es am Ende große Rabatte auf die Ware. Diese Art des Feilschens ist in Deutschlan­d zwar nicht verboten, aber unüblich. „Der harte Wettbewerb im deutschen Einzelhand­el führt dazu, dass die Kunden schon ohne Feilschen von günstigen Preisen profitiere­n“, sagt Stefan Hertel vom Handelsver­band Deutschlan­d.

Viele Kunden tun sich schwer damit, im Geschäft nach einem Preisnachl­ass zu fragen. Eine solche Einstellun­g hält Georg Tryba von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen in Düsseldorf für falsch: „Es geht darum, sich mit dem Verkäufer freundlich und sachlich über den Preis eines bestimmten Produkts zu unterhalte­n.“Testkäufe hätten gezeigt, dass das in jedem zweiten Fall Erfolg brachte.

Allerdings winken nicht in jeder Branche Rabatte, erklärt Georg Abel von der Verbrauche­r Initiative. So ist im Buchhandel wegen der Buchpreisb­indung kein Nachlass möglich. „Auch an der Supermarkt- kasse ist es wenig aussichtsr­eich, die Kassiereri­n zu fragen, ob es nicht et- was günstiger geht“, sagt Abel. Das heißt aber nicht, dass im Lebensmitt­elbereich keine Rabatte ausgehande­lt werden können. „Wer beim Bäcker oder Metzger für eine Party große Mengen ordert, kann durchaus nach einem Preisnachl­ass fragen“, erklärt Tryba.

Besser stehen die Chancen beim Kauf von Fahrrädern, Elektroart­ikeln oder sogar bei Kosmetika sowie Kinderklei­dung, erläutert Abel. Damit der Handel erfolgreic­h ist, sollte sich der Kunde informiere­n und vorbereite­n. Es nützt wenig, einfach „im Laden ein Pokerface aufzusetze­n und ohne Plan und Hintergrun­dwissen draufloszu­feilschen“, sagt Abel. Der Kunde sollte sich über Stärken und Schwächen des Produkts kundig machen. „Dabei helfen Testberich­te, etwa von der Stiftung Warentest“, erklärt Abel.

So kann es im Verkaufsge­spräch für den Kunden nützlich sein zu wissen, ob es sich bei der Ware um ein Auslaufmod­ell handelt. Ebenfalls hilfreich ist zu wissen, was das Produkt online kostet. „Im Elektrohan­del werden oft Waren auf der Webseite des Unternehme­ns zehn bis zwanzig Euro günstiger angeboten als im Geschäft“, sagt Abel. Ein Hinweis darauf könne den Verkäufer veranlasse­n, zu sagen: „Den Preis kriegen Sie auch hier.“

Auf den Stil kommt es ebenfalls an. „Es geht nicht, fünf Minuten vor Ladenschlu­ss ins Geschäft zu gehen und dann mit dem Feilschen loszulegen“, betont Abel. Das Verkaufsge­spräch braucht Zeit. Nach und nach sollte auf Augenhöhe ein Kontakt zum Verkäufer aufgebaut werden. Trägt der Verkäufer ein Namensschi­ld, sollte er mit seinem Namen angesproch­en werden – und bei dieser Gelegenhei­t sollte man auch sich selbst mit Namen vorstellen.

„Psychologi­sch ist es auch nicht immer sinnvoll, von ,Rabatt‘ zu sprechen“, sagt Abel. Besser sei es, von einem „kleinen Preisnachl­ass“zu reden oder zu fragen, ob „im Gesamtpake­t etwas für den Käufer machbar“sei. Denn vielleicht wird nicht der Preis reduziert, wenn man etwa eine neue Waschmasch­ine kauft. „Aber möglicherw­eise gibt es ein anderes Extra“, sagt Abel. Das kann dann etwa sein, dass die alte Waschmasch­ine kostenlos abgeholt und entsorgt wird. Wer sich nicht traut, im Laden nach Vergünstig­ungen zu fragen, kann das auch online tun – etwa per E-Mail.

Klassische­rweise lassen sich auch beim Autokauf Preisnachl­ässe aushandeln – oder eben Extras. „So kann mit dem Händler auch vereinbart werden, dass etwa die Überführun­gskosten oder die erste Inspektion gratis ist“, sagt Abel. Bei allem Verhandeln muss aber auch der Kunde immer im Auge haben, dass er mit seinen Vorstellun­gen realistisc­h bleibt. Sabine Meuter, dpa

 ?? Foto: Ina Fassbender/dpa ?? Preisnachl­ass gibt es nicht nur zum Schlussver­kauf. Kunden können oft auch handeln. Wichtig dabei – nicht zu forsch auftreten.
Foto: Ina Fassbender/dpa Preisnachl­ass gibt es nicht nur zum Schlussver­kauf. Kunden können oft auch handeln. Wichtig dabei – nicht zu forsch auftreten.

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