Wie wär’s mit einem bewussten Leben?
Irgendwann wollte Katharina Wawretzka kein Fleisch mehr essen. Wie es zu diesem Entschluss kam und wie sie damit klar kommt, erzählt sie in ihrem Online-Tagebuch „Ab jetzt vegan“. Eines will sie damit auf keinen Fall bezwecken / Serie (2)
Katharina Wawretzka hat viele Fans. Ihren Blog „Ab jetzt vegan“verfolgen mehrere 10 000 Menschen im Monat, sagt die 27-jährige Augsburgerin, die mit ihrem Online-Tagebuch auch Geld verdient. Aber eines will sie mit ihrem Blog auf gar keinen Fall: „Ich will niemanden bekehren“, sagt die junge Frau. Das häufigste Vorurteil gegenüber Veganern sei nämlich, dass sie ihre Mitmenschen überreden wollen, ebenfalls auf tierische Produkte zu verzichten. Vielmehr wolle sie zeigen, „dass es einfach ist, vegan zu leben und es auch Spaß macht.“
Essen könne auch ohne Milch, Eier oder etwa Fleisch schmecken und gut aussehen. Wie lecker vegane Gerichte wirken können, zeigen die Bilder in Wawretzkas Blog. Die dreistöckige Torte „Veganer Naked Cake“etwa sieht zum Anbeißen aus – ebenso lecker wie die Pilzcremesuppe mit Trüffelöl. Wawretzka kocht die Speisen selbst und fotografiert sie. Auch die meisten Re- stammen von ihr. Ihren Blog gibt es bereits seit fünf Jahren. „Seit drei Jahren verdiene ich Geld damit.“Das funktioniert beispielsweise über Werbung auf ihrer Internetseite oder auch über Veranstaltungen, zu denen die Augsburgerin eingeladen wird und über die sie dann berichtet. Ihr Online-Tagebuch heißt „Ab jetzt vegan“, weil Wawretzka das genauso gelebt hat. Quasi von heute auf morgen beschloss sie 2011, sich vegan zu ernähren. Auslöser war eine Freundin, die über ein veganes Kochbuch auf Facebook schrieb. Von da an setzte sich Katharina Wawretzka mit dem Thema auseinander, vor allem aber auch mit den damit verbundenen ethischen Aspekten.
„Früher stopfte ich mir auch alles hinein, ohne darüber nachzudenken, was etwa hinter den drei abgepackten Koteletts im Supermarkt steckt.“Seit der Umstellung fühle sie sich nicht nur fitter und besser. Vor allem sei es eine Veränderung, die sich durch ihr ganzes Leben ziezepte he. „Ich lebe generell bewusster und achte jetzt mehr darauf, was mir gut tut.“
Die 27-Jährige, die die beiden Studiengänge Gesundheitswissenschaften und Public Health abgeschlossen hat, isst nicht nur vegan. Sie richtet ihr gesamtes Leben danach aus. Kleidung oder Kosmetika etwa sollten ebenfalls keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten. Wo es vegane Mode zu kaufen gibt, welcher Nagellack vegan ist, welche Restaurants entsprechende Speisen anbieten – das alles findet der Leser in ihrem Blog. Wawretzka teilt ihre Erfahrungen und gibt Tipps an Gleichgesinnte. Damit hat sie Erfolg. Die Konkurrenz unter veganen Bloggern halte sich in Grenzen.
„Viele Blogger sind nicht so etabliert oder halten sich nicht lange.“Sie selbst finde es inzwischen völlig verrückt, dass Firmen sie anschreiben, ob sie mit deren Produkten kochen und darüber bloggen könnte. Die Augsburgerin hat ihre Leidenschaft für gesunde Ernährung und das Schreiben nun auch zu ihrem Beruf gemacht. Seit vergangenem August arbeitet sie als Online-Redakteurin für Smartfood.de, eine Kochplattform im Internet. Sitz der Redaktion ist in Gersthofen. Wawretzka weiß, dass Ernährung ein sensibles Thema ist, zu dem Menschen unterschiedliche Meinungen haben. Sie will niemanden zu einem veganen Leben überreden. Auch nicht ihren Freund.
Der isst nach wie vor Fleisch, wenn auch nicht zuhause. Da kocht nämlich sie. „Es schmeckt ihm auch. Aber ein Fleisch brate ich ihm nicht. So etwas isst er in der Kantine.“Auch ihr dreijähriger Sohn dürfe im Prinzip alles probieren. Auf die Frage, ob sie selbst irgendwas vermisse, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Feta. Ich kann mich zwar kaum erinnern, wie der Käse schmeckt, aber ich stelle es mir sehr gut vor.“
*** In unserer Serie „Augsburg bloggt“stellen wir Augsburger vor, die OnlineTagebücher zu unterschiedlichen Themen führen.