Alles fließt in Wörter
Drei Dichter lesen im Brechthaus
Steckt ein Lied in allen Dingen. Immer noch inspiriert die Natur die Dichter stark, wie der Lyrikabend „Rauchzeichen“im Brechthaus vor rund 40 Zuhörern zeigte. Wenn sich die Sonne „wie knisterndes Backpapier“anfühlt und der Himmel die Müdigkeit zusammenfaltet, hat Jürgen Nendza bewiesen, „dass alles zusammenfließt in Wörtern“. Nendzas Gedichte haben Rhythmus in ihrem klanglichen Fluss, sie entstehen – wie er gegenüber Moderator Michael Schreiner im Brechthaus erzählt – über Wochen in verschiedenen Versionen.
Anders Thomas Kunst aus Leipzig. Er wirft seine Poeme in einem Zug aufs Blatt, traut sich, etwas auszuprobieren, etwa einen zackigen Kronkorken auf der Zunge zu halten. Bitter ist er geworden, weil ihm die Öffentlichkeit nicht den erhofften Erfolg beschert. Doch vom Dichten kommt Kunst nicht los.
Silke Scheuermann, die BrechtPreisträgerin 2016, betrachtet Flora und Fauna als Stimulans für ihre Erinnerungen. Der Uraniafalter versetzt sie in ihre Jugend („wir waren mit unseren Körpern beschäftigt“). Ein Veilchen verströmt „den Duft von Porzellan“einer Kaffeetafel. Starken Eindruck hinterließ die Schilderung einer Landschaft besonderer Art, nämlich der Motive, die „Der Tätowierte“auf seiner Haut trägt. Alois Knoller