In der alten Komödie beginnt der Umbau
Vor knapp drei Jahren wechselte die Immobilie den Besitzer. Getan hat sich seitdem scheinbar wenig, das Haus verfällt zusehends. Jetzt packt der Investor an – und plant unter anderem einen Abriss
Augsburger, die durch die Altstadt laufen, erfüllt der Anblick mit Schrecken. Das Gignoux-Haus, besser bekannt als Komödie, ist baulich in einem schlechten Zustand: Über die Fassade ziehen sich Risse, von den Fenstern blättert die Farbe. Seit das Theater die Spielstätte 2010 aufgab, seit vergangenem Sommer auch noch das italienische Lokal auszog, steht die Immobilie leer. Was aus ihr werden soll, war bislang unklar.
Jetzt hat der Besitzer, ein Privatmann aus München, über seinen Projektbetreuer detaillierte Pläne für das denkmalgeschützte Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert vorgestellt. Er will dort 16 Mietwohnungen entwickeln, im Erdgeschoss soll auf der einen Seite ein Laden entstehen, auf der anderen wird wohl wieder ein Lokal einziehen. Dies geht allerdings nicht ohne Eingriff in die vorhandene Bausubstanz.
Der historische Altbau (siehe Grafik) bleibt zwar erhalten. Im Innenbereich, wo sich einst der Pausenraum der Komödie, die Garderobe, das Bühnenhaus und ein Teil des Zuschauerraums befanden, wird aber ein Teil des Gebäudes abgerissen. Es handelt sich um nachträgliche Einbauten, die nicht denkmalgeschützt sind. „Wir haben dort einen begrünten Innenhof vorgesehen, der aber nur von den Mietern genutzt werden wird“, sagt Fabian Erl von der FE Immo Projekt GmbH, die das Projekt betreut. Nur auf einem Teil dieser bislang überbauten Fläche wird wieder ein Gebäude entstehen. Es ist ein moderner Neubau, in dem ebenfalls Mietwohnungen geplant sind.
Vom Vorderen Lech aus, der Schauseite des Gignoux-Hauses, werden sich diese baulichen Veränderungen laut Architekt Wolfram Keller optisch nicht bemerkbar machen. In der Altstadt werden Anwohner und Passanten aber zumindest akustisch mitbekommen, dass sich in der Komödie etwas tut: In vier bis sechs Wochen sollen die Abbrucharbeiten beginnen.
Wie viel Geld der Besitzer in die Sanierung investiert, macht er nicht offiziell. Dem Vernehmen nach handelt es sich um mehrere Millionen. Die Fassade zum Vorderen Lech hin soll mit ihren Stuck-Elementen nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. Auch die Rückseite des Gebäudes, die zum Hunoldsgraben hin zeigt, aufgrund der dichten Bebauung von dort aus aber kaum zu sehen ist, soll so gestaltet werden, wie sie einst aussah. „Dort war die Fassade bemalt“, sagt Keller. Man befinde sich in „engen Abstimmungen“mit dem Denkmalschutz, Details über Farbgebung und Verglasung werden noch diskutiert.
Seit Frühjahr 2014 ist die Komödie in Privatbesitz einer Münchner Familie, die nicht genannt werden will. Dass sich seitdem scheinbar wenig getan hat, hat laut Erl mehrere Gründe: „Es waren statische Voruntersuchungen nötig, die wir erst machen konnten, als alle Mieter ausgezogen
waren.“Die Ergebnisse seien zudem ernüchternd gewesen: Weil das Gignoux-Haus zum Teil auf kiesigem, zum Teil auf torfigem Untergrund steht, hat sich das Bauwerk gesenkt, was die Risse in der Fassade zeigen. „Um es zu stabilisieren,
müssen wir das Fundament im sogenannten Düsenstrahlverfahren unterfüttern“, erklärt Keller. Dennoch soll das Projekt voraussichtlich im September 2018 abgeschlossen sein. Die Altstadt hätte die Komödie wieder. »Kommentar