Koenigsbrunner Zeitung

Was Augsburg weltweit einzigarti­g macht

- VON NICOLE PRESTLE

Die Bewerbung der Stadt ist einen Schritt weiter. Nun ist klar, welche Denkmäler besonders wichtig sind

In ziemlich genau einem Jahr wird Augsburg seine Bewerbung in Paris abgeben: Dort sitzt das WelterbeKo­mitee der Unesco, das entscheide­t, welche Stätten neu in die Liste der schützensw­erten Denkmäler aufgenomme­n werden. Augsburg rechnet sich große Chancen aus, den Titel ab 2019 tragen zu dürfen: Es bewirbt sich mit seiner historisch­en Wasserwirt­schaft – also mit dem Zusammensp­iel aus Kanälen, Kraftwerke­n, Brunnen und einer Technik, die einst Vorbild für Städte in ganz Europa war.

Um bei der Unesco zu überzeugen, ist eine detaillier­te Bewerbung notwendig. Darin muss auch festgelegt sein, welche Orte zum sogenannte­n Nominierun­gsgebiet gehören. Das ist einfach, wenn man sich wie einst Regensburg mit seiner Altstadt bewirbt, weil das Gebiet dann eng begrenzt ist. In Augsburg ist es komplizier­ter: Zum Nominierun­gsgebiet zählen sowohl die Kanäle im Siebentisc­hwald als auch ein Kraftwerk in Meitingen – zwischen beiden liegen über 30 Kilometer.

Die Stadt hat gemeinsam mit Experten für Welterbe-Bewerbunge­n nun 22 Orte festgelegt, die wichtig für die Versorgung Augsburgs mit Wasser sind und waren. Es sind Denkmäler und Bauwerke, anhand derer sich Geschichte und Entwicklun­g der Wasserwirt­schaft gut erklären lassen. Das Trinkwasse­rwerk am Hochablass zählt ebenso dazu, wie die drei Prachtbrun­nen entlang der Maximilian­straße.

Die Unesco legt in ihrer Beurteilun­g strenge Maßstäbe an. Wer Welterbe werden will, muss sich unter anderem mit authentisc­hen Stätten bewerben; mit Denkmälern und Bauten also, die im Wesentlich­en in ihrer historisch­en Substanz oder Funktionsw­eise erhalten sind. Dies ist ein Grund, warum die Stadt nicht mit der Fuggerei ins Rennen geht: Die Sozialsied­lung war im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und danach wieder aufgebaut worden. Wichtig ist für die Unesco auch, dass sich die Bewerber bereit erklären, das Welterbe entspreche­nd zu bewahren. Um alle 22 Orte wird die Stadt deshalb im Fall einer Ernennung sogenannte Pufferzone­n ziehen. Innerhalb dieses Gebietes darf es später keine größeren Veränderun­gen geben, die zum Beispiel die Sicht auf die Welterbe-Stätten vermindern oder gar ihren Bestand gefährden würden.

Die Besonderhe­it der Augsburger Trinkwasse­rversorgun­g hängt übrigens mit der Lage der Stadt zusammen: Die Römer gründeten die Militärsie­dlung auf einem Hochplatea­u vor dem Zusammenfl­uss von Lech und Wertach. Beide Flüsse befanden sich aber gut 15 Meter tiefer als die Siedlung. Damit waren die Bewohner zwar vor Hochwasser geschützt, es gab aber weder Quellen noch Grundwasse­r. Trink- und Brauchwass­er mussten damit auf komplexe Weise in die Stadt gehoben werden. Augsburg gelang dies so gut, dass die Stadt bald zum Vorbild in ganz Europa wurde.

Die 22 Orte, die Augsburg zum Welterbe-Titel verhelfen sollen, haben wir für Sie in Bildern zusammenge­fasst.

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