Koenigsbrunner Zeitung

Heftige Randale im Fußballsta­dion

- VON KLAUS UTZNI

Dutzende Ultras aus Leverkusen griffen im März 2016 FCA-Ordner und Polizisten an. Es ging um ein sichergest­elltes Banner. Der Kopf der Gruppe steht vor Gericht

Das Bundesliga­heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen am 5. März 2016 wird dem FC Augsburg noch lange in Erinnerung bleiben. Aus zwei Gründen: Einmal verspielte der FCA nach einer 3:0-Führung den sicher geglaubten Sieg, als Hakan Calhanoglu in der 3. Minute der Nachspielz­eit einen Handelfmet­er noch zum Ausgleich verwandelt­e.

Der Spannung auf dem Spielfeld waren dramatisch­e Ereignisse vor dem Stadion vorausgega­ngen: Dutzende Fans aus Leverkusen hatten Ordnungskr­äfte des FC Augsburg und Bereitscha­ftspolizis­ten angegriffe­n, um ein sichergest­elltes Transparen­t „zu befreien“.

Es kam dabei zu einer heftigen Prügelei, bei der sechs Ordner und ein Polizist verletzt wurden. Die Staatsanwa­ltschaft leitete fast 30 Strafverfa­hren gegen die rheinische­n Ultras ein. Der führende Kopf der Gruppe, ein 35-Jähriger, stand wegen Landfriede­nsbruch, Körper- verletzung und Widerstand vor Gericht.

Weil die Leverkusen­er Fans eine Spielzeit zuvor Pyrotechni­k, versteckt hinter einem großen Banner, gezündet hatten, hatte der FC Augsburg diesmal den Auswärtsfa­ns das Mitführen solcher Transparen­te im Stadion verboten. An jenem 5. März waren zwei Leverkusen­er Busse mit rund 70 Fans erst etwa 30 Minuten nach Spielbegin­n auf dem südlichen Stadionpar­kplatz angekommen. Einigen der Ultras gelang es, ein zerlegtes Banner trotz Verbots durch die Außenkontr­olle zu schmuggeln. Als sie die um ihren Körper gewickelte­n Teile auf der Toilette wieder zusammenfü­gen wollten, gingen drei FCA-Ordner dazwischen und stellten das Banner sicher. Im Nu entwickelt­e sich vor der Arena eine heftige Prügelei zwischen Dutzenden von Leverkusen­er Fans, den Ordnern und herbeieile­nden Bereitscha­ftspolizis­ten. Die Ultras aus dem Rheinland sollen dabei regelrecht generalsta­bsmäßig in Staffeln angegriffe­n haben. Der nun angeklagte Chef der Gruppe wiegelte nicht nur seine Kumpel auf, sondern schlug auch in vorderster Front zu – einem Polizisten trat er kräftig in den Unterleib. Die Polizei konnte die bislang heftigste Randale in der Bundesliga­geschichte des FCA durch einen Großeinsat­z beenden.

Inzwischen hat die Justiz weit über 20 Strafbefeh­le erlassen, von denen bislang rund ein halbes Dutzend rechtskräf­tig wurden. Etliche weitere Verfahren gegen jugendlich­e oder heranwachs­ende Leverkusen­er Fans wurden an die rheinische Justiz abgegeben. Den Protagonis­ten der Randale, den 35-Jährigen, klagte Staatsanwa­lt Christian Peikert nun vor Richterin Ulrike EbelScheuf­ele des Landfriede­nsbuchs, der Körperverl­etzung und des Widerstand­s an.

Das Gericht hatte zwölf Zeugen geladen, auf deren Aussage letztendli­ch verzichtet wurde. Denn nach einstündig­er Verhandlun­g hinter verschloss­enen Türen kam es zu einem Deal zwischen Staatsanwa­ltschaft, dem Verteidige­r Jahn-Rüdiger Albert und dem Gericht. Der Angeklagte, ein gut verdienend­er, nicht vorbestraf­ter Bankkaufma­nn, der in Kürze Vater wird, legte kurz ein Geständnis ab und entschuldi­gte sich bei dem damals verletzten Polizisten. Er habe sich falsch verhalten, habe sich inzwischen geändert. „Es wird nicht mehr vorkommen“, versprach er. Vom Verein ist er inzwischen auch mit einem mehrjährig­en bundesweit­en Stadionver­bot belegt worden.

Unter den Zuhörern im Gerichtssa­al war auch FCA-Sicherheit­schef Edgar Schweining­er, als Richterin Ebel-Scheufele das Urteil sprach: Acht Monate Bewährungs­strafe und eine Geldauflag­e von 2250 Euro an den SKM Augsburg. Die Staatsanwa­ltschaft hatte zur Vereinfach­ung des Verfahrens zuvor mehrere Anklagepun­kte fallen gelassen. Weitere Prozesse gegen Beschuldig­te, die gegen Strafbefeh­le Einspruch einlegten, stehen noch an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany