„Monstersturm“zieht über die USA
Die Wetterberichte sagten Schlimmes voraus. Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Am Ende war „Stella“weniger schlimm als erwartet. Ein Trump-Fan wittert Verschwörung
Washington Nach einem ungewöhnlich milden Winter hat Sturm „Stella“in der Nacht zum Dienstag und am Morgen im amerikanischen Nordosten mancherorts einen halben Meter Schnee herangeweht. Bundesbehörden in der Hauptstadt erlaubten ihren Mitarbeitern, später ins Büro zu kommen oder von zu Hause aus zu arbeiten. Tausende von Flügen wurden annulliert – auch der Jet von Kanzlerin Merkel, die gestern mit Präsident Donald Trump im Weißen Haus zusammentreffen wollte, startete nicht. Das Gespräch soll an diesem Freitag nachgeholt werden.
Weil sich der aus dem Norden heranziehende Sturm an der Ostküste mit einem anderen Niederschlagsgebiet vereinigte, riefen die Behörden zunächst für mehr als 30 Millionen Menschen, darunter die Bewohner von New York, eine Blizzard-Warnung aus. Weitere 40 Millionen Menschen in den Ballungsgebieten am Atlantik waren ebenfalls gefährdet.
In New York stürmten die Bewohner nach den Warnungen von Meteorologen und Behörden am Montag die Supermärkte, um sich für alle Fälle mit Proviant einzudecken; Bürgermeister Bill de Blasio sprach von einem „sehr ernsten Blizzard“, der auf die Stadt zurolle. In Boston stellte die Stadtverwaltung 36 000 Tonnen Streusalz bereit. Mehrere Bundesstaaten riefen den Notstand aus.
Aus Pennsylvania, wo die Behörden von einer lebensgefährlichen Lage sprachen, und anderen Gebieten wurden am Dienstag Schneehöhen von 50 Zentimetern und mehr gemeldet. Von Delaware im Süden bis Massachusetts im Norden erwarteten die Küstengebiete heftige Sturmfluten mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern. Rund 100 000 Menschen in Virginia und Maryland waren ohne Strom. Pennsylvania rief 700 Mitglieder der Nationalgarde zum Winterseinsatz und bot 2000 Schneepflüge auf, um die Straßen frei zu halten. Das Bahnunternehmen Amtrak stellte die Verbindung zwischen New York und Boston ein.
In US-Medien war deshalb von einem „Monstersturm“mit rekordverdächtigen Schneefällen eine Woche vor dem meteorologischen Frühlingsanfang die Rede, doch im Verlauf des Vormittags zeigte sich, dass „Stella“nördlich von Manhattan vorbeizog und die am dichtesten besiedelten Gebiete der USA verschonte. Schließlich hob New York die Blizzard-Warnung auf. Im Internet wurde Kritik an den Behörden laut. „Wo ist denn der Sturm?“, fragten New Yorker Twitter-Nutzer. Der rechtspopulistische Kommentator Matt Drudge warf dem Wetterdienst Versagen vor. Er vermutet, dass „Stella“benutzt werden soll, um die Amerikaner von der Existenz des Klimawandels zu überzeugen: Präsident Donald Trump solle die „Klima-Hysteriker“im Wetteramt feuern, forderte Drudge.