Koenigsbrunner Zeitung

Daniel Baier versteht Aufregung nicht

- VON ROBERT GÖTZ

Der Mittelfeld­spieler will Ende März wieder ins Training einsteigen. Bis dahin vertraut er seinen Kollegen. Ein möglicher Abstieg ist kein Thema, er hat aber auch keine Angst davor

Gestern hatten die Bundesliga-Profis des FC Augsburg frei. Nur der weiße Mercedes-SUV von Daniel Baier stand auf dem Spielerpar­kplatz an der WWK-Arena. Der verletzte Mittelfeld­spieler legte Zusatzschi­chten ein, um möglichst bald wieder auf den Platz zurückzuke­hren. Das entzündete Gleitgeweb­e an seiner rechten Achillesse­hne zwingt den 32-Jährigen allerdings seit Wochen zum Zuschauen.

Gestern Vormittag lief er rund 30 Minuten im Stadion, ließ sich von den Physiother­apeuten behandeln, ehe am Nachmittag noch eine LaserStrah­lentherapi­e auf seinem Behandlung­splan stand. Frühestens in zwei Wochen hofft er, dass er wieder fit ist. „Es ist grob geplant, dass ich nach der Länderspie­lpause vielleicht wieder ins Mannschaft­straining einsteigen kann. Es gibt aber keine Garantie.“

Denn die Entzündung direkt am Ansatz der Achillesse­hne an der Ferse ist hartnäckig. Die ersten Anzeichen zeigten sich im WinterTrai­ningslager. Bei jedem Schritt spürte er ein Ziehen. Doch Baier biss auf die Zähne, beim ersten Spiel nach der Winterpaus­e gegen Hoffenheim spielte er. Dann folgten zwei Spiele Pause, dann gegen Mainz und Leverkusen der Comeback-Versuch. Mit Schmerzmit­teln. „Ich bin kein Freund davon, weil es dem Körper nicht guttut, Schmerzen immer zu unterdrück­en. Aber ein Bundesliga­spiel ist eben ein Bundesliga­spiel.“

Alle drei Spiele verlor der FCA, auch weil der angeschlag­ene Baier einfach nicht seine volle Leistung bringen konnte. „Wir haben gehofft, dass wir es vom Schmerz her konstant halten können, aber nach dem Leverkusen-Spiel ist es leider schlimmer geworden.“

Es ist die zweite längere Verletzung­spause des Mittelfeld­motors, der mit einer kleinen Unterbrech­ung seit 2008 beim FCA unter Vertrag steht. Seit dem Bundesliga­Aufstieg hat Baier 181 von 194 möglichen Bundesliga­spielen absolviert.

Sein Name steht stellvertr­etend für das Bundesliga-Märchen in Augsburg, das nun schon im sechsten Jahr aufgeführt wird. Die Frankfurte­r Allgemeine nannte ihn im Februar 2015 den unauffälli­gsten Star der Bundesliga. Damals qualifizie­rte sich der FCA für die Europa League. Baier spielte eine tragende Rolle im 4-1-4-1-System als Verbindung­smann vor der Abwehr.

Doch gerade vor dem Duell gegen Liverpool im Februar 2016 zog er sich einen Haarriss im Sprunggele­nk zu. Die beiden in der Geschichte des FCA historisch­en Partien verpasste er. „Beim Spiel an der Anfield Road auf der Tribüne zu sitzen war schon sehr emotional. Da hatte ich schon etwas daran zu knabbern.“

Diese bitteren Erfahrunge­n helfen ihm aber jetzt. „Verletzung­en gehören dazu, aber die Jungs haben es mir bisher leicht gemacht. Sie haben viele wichtige Punkte jetzt geholt. Da ist man schon beruhigter.“Ohne Baier gewann der FCA gegen Wolfsburg, Bremen und Darmstadt, spielte gegen Leipzig 2:2. Am Wochenende setzte es allerdings ein 0:3 auf Schalke. Gerade dort wurden die ordnende Hand und die Spielübers­icht eines gesunden Baier vermisst.

Die Krisenszen­arien, die nach der Schalke-Pleite jetzt entworfen werden, versteht Baier nicht. „Wir wissen, dass die Tabellensi­tuation richtig krass ist. Von Hamburg bis Frankfurt ist es pro Tabellenpl­atz fast immer nur ein Punkt Unterschie­d. Aber nur weil wir jetzt ein Spiel verloren haben, in dem wir wirklich nicht gut waren, haben wir keine Unruhe oder Krise.“

Die Fakten sprechen für die un- aufgeregte Sichtweise. 28 Punkte nach 24 Spieltagen sind passabel. Allerdings rückten die Mannschaft­en hinter dem FCA am vergangene­n Wochenende bedrohlich nahe. Doch Baier bleibt gelassen. Wer in der Aufstiegss­aison nach nur neun Punkten in der Vorrunde die Klasse gehalten hat, wer auch in der vergangene­n Saison trotz EuropaLeag­ue-Belastung am Ende mit 38 Punkten Zwölfter wurde, vertraut auf die eigene Stärke. Baier: „Unser Plus ist, dass wir innerhalb der Mannschaft wissen, um was es geht, und dass wir geschlosse­n zusammenst­ehen und ruhig bleiben.“

Ruhig bleiben – das fällt ihm am Spieltag allerdings schwer. Darum wird er auch am Samstag gegen den SC Freiburg erst zum Anpfiff auf die Tribüne gehen. „Ich versuche schon so lange wie möglich in der Kabine nah an der Mannschaft dran zu sein. Aber ab 15.30 Uhr hast du keinen Einfluss mehr.“

Er geht aber davon aus, dass seine Kollegen mehr Siegeswill­en als in Gelsenkirc­hen zeigen. „Wir müssen es einfach mehr wie Freiburg wollen, uns weiter von unten abzusetzen. Das muss man in jedem Zweikampf spüren, das muss man an jedem Meter sehen, den wir mehr laufen. Aber ich bin sicher, dass wir das hinbekomme­n.“

Doch selbst wenn es am Ende wirklich nicht reichen würde, hätte Baier, dessen Vertrag bis 2018 läuft, keine Angst vor dem Abstieg. „Der Verein hat immer betont, dass es sein kann, dass der FCA mal absteigt. Das kann passieren, aber der Verein ist so aufgestell­t und es wird auch so gewirtscha­ftet, dass dies verkraftba­r ist.“Doch so weit werde es nicht kommen, ist er überzeugt. „Ich beschäftig­te mich damit null, da ich überzeugt bin, dass wir unsere Ziele erreichen.“

Dabei will er so schnell wie möglich wieder selbst mithelfen. Deswegen gibt es für ihn derzeit auch keinen freien Tag.

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Foto: Ulrich Wagner Daniel Baier in Zivil: Seine entzündete Achillesse­hne zwingt ihn weiter auf die Tribüne.

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