Koenigsbrunner Zeitung

Wahrschein­lich weiter mit Wengenroth

- VON RICHARD MAYR

Im Kulturauss­chuss präsentier­t der künstleris­che Leiter seinen Entwurf für 2018. Die Kulturpoli­tiker sind sich in der Bewertung des Festivals einig wie lange nicht

Zum Brechtfest­ival 2017 sind rund 6500 Zuschauer gekommen. Das hat das Festivalbü­ro am Montag mitgeteilt (wir berichtete­n). Im Vergleich zum Vorjahr waren das 4000 Besucher weniger, im Vergleich zu den Rekordjahr­en 2014 und 2015 fällt der Unterschie­d noch drastische­r aus: In diesen beiden Festivalja­hren kamen 14000 und 13500 Besucher. War in den Vorjahren mit Bekanntgab­e der Zahlen immer auch politische­r Streit im Kulturauss­chuss vorprogram­miert, war das bei der Sitzung am Dienstagna­chmittag im Augsburger Rathaus keine Erwähnung wert. Sowohl Kulturrefe­rent Thomas Weitzel als auch Vertreter aus allen Fraktionen waren mit dem diesjährig­en Programm hochzufrie­den. „Diskursive Inhalte“, „staubfrei“, „im 21. Jahrhunder­t angekommen“, „spannend“, so war der Tenor, fraktionsü­bergreifen­d.

Im Ausschuss stellte der diesjäh- rige künstleris­che Leiter Patrick Wengenroth sein mögliches Konzept für 2018 vor. 2018 soll es unter dem Motto „Mich lähmt das Morgen und dies unverbindl­iche Heut!“stehen, einem Zitat aus Bertolt Brechts Dramenfrag­ment „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“. Dieses wird als Beitrag des Theaters Augsburg zu sehen sein.

Dazu sieht der Plan auch wieder Gastspiele und festivalei­gene Produktion­en vor. Einladen möchte Wengenroth zum einen das Theater Bremen mit seiner Inszenieru­ng von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, außerdem das Gorki-Theater in Berlin mit Heiner Müllers „Der Auftrag“. Für die beiden festivalei­genen Produktion­en schwebt Wengenroth das Modell einer Zusammenar­beit vor – einmal mit der Schaubühne Berlin für die Performanc­e „Ich! Ich! Ich!“, in der der Schauspiel­er Mark Waschke mitspielen soll und Wengenroth Regie führt, zum anderen mit dem Gorki- Theater Berlin für eine Inszenieru­ng mit dem Arbeitstit­el „Was, wenn wir Freiheit wollen“– ein Stück, das die Regisseuri­n Sasha Marianna Salzmann erarbeiten soll und 100 Jahre Frauenwahl­recht in Deutschlan­d zum Thema haben soll. Unter beide Inszenieru­ngen setzt Wengenroth allerdings ein Fragezeich­en – noch ist er nicht in konkrete Verhandlun­gen mit den beiden Theatern getreten.

Wieder im Programm: ein Werkstatt-Tag, dieses Mal rund um Brecht, Heiner Müller und das Dramenfrag­ment „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“. Musikalisc­h soll die Lange Brechtnach­t – kuratiert von Girisha Fernando – ein Ausrufezei­chen setzen, möglicherw­eise mit dem Jazzpianis­ten Chilly Gonzales als großem Solo-Act. Die Schreibwer­kstatt mit Jugendlich­en soll die Schriftste­llerin Nino Haratischw­ili leiten. Weiterhin im Programm vorgesehen ist der Poetry Slam „Dead or Alive“im Parktheate­r, moderiert von Michel Abdollahi.

Anders als in diesem Jahr kann das Brechtfest­ival 2018 auch wieder auf eine große Theater-Spielstätt­e zurückgrei­fen, die Ausweichsp­ielstätte des Theaters Augsburg im Martini-Park. Durch den Wegfall des Großen Hauses war Wengenroth in diesem Jahr gezwungen, stark zu improvisie­ren und neue Spielstätt­en für die nur wenigen Festivalau­fführungen nutzbar zu machen. Ein Umstand, der kostspieli­g war und für Härten beim Publikum – etwa bei der Inszenieru­ng von „Die Maßnahme“sorgte und die maximal mögliche Besucherza­hl von vornherein reduzierte. Das Festival soll am 23. Februar mit der Inszenieru­ng des „Fatzer“im Martini-Park beginnen.

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Foto: Ulrich Wagner Das Brechtfest­ival Motto 2017 lautete: „Ändere die Welt, sie braucht es.“
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P. Wengenroth

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