Koenigsbrunner Zeitung

Die angebliche Trutzburg von Bischof Ulrich

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Welche Legenden sich um die Geyerburg in Schwabmünc­hen ranken / Serie (23)

Schwabmünc­hen Die Geyerburg nahe des Schwabmünc­hner Stadtzentr­ums mutet auf den ersten Blick nicht so geheimnisv­oll an – ihre Geschichte ist es aber umso mehr. Sie liegt idyllisch an der Singold, ein kleiner Abzweig des Baches sorgt für den Flair eines Burggraben­s. Heute ist sie die Heimat der evangelisc­hen Jugend und dient seit einigen Jahren dem Singoldsan­d-Festival als Künstlerhe­im und imposante Kulisse. Dabei war die jüngere Vergangenh­eit alles andere als heimelig. Denn wohl von 1608 bis in die Nachkriegs­zeit diente die Geyerburg als Gefängnis.

Doch viele Legenden ranken sich um die Zeit davor. Lange hielt sich die Sage, dass der heilige Bischof Ulrich in der Geyerburg von seinen Feinden belagert worden sei und nur dank eines geheimnisv­ollen unterirdis­chen Ganges fliehen konnte. Viel wurde aufgrund dieser Sage geforscht, dabei auch tonnenweis­e Schutt und Erde gewälzt, um diesen Tunnel zu finden. Gefunden wurde nichts. Es steht heute fest, dass es nicht die Geyerburg war, die Bischof Ulrich Zuflucht bot. Überliefer­t ist auch, dass die ursprüngli­che Geyerburg nicht viel mit dem quadratisc­hen Bau zu tun hat, der heute noch existiert. Die „Ur“-Burg war nur im Erdgeschos­s massiv gefertigt und von einem Wassergrab­en umgeben. Aus dem Jahr 1441 datiert der Verkauf dieses Anwesens von Ulrich Konzelmann –er hat es geerbt – an das Augsburger Dominikane­rinnenklos­ter St. Katharina für 1900 Rheinische Gulden. Belege für die Zeit davor gibt es nicht. Auch nach dem Verkauf an den Orden ist die Geschichte lückenhaft. Das liegt auch daran, dass oft der Besitzer wechselte.

Der Grund für den steten Wechsel dürfte darin liegen, dass viele Eigentümer nur vornehm taten, aber letztendli­ch in Geldnöte gerieten. 1518 übernahm Ulrich Fugger die Geyerburg und ließ sie erneuern – oder gar neu bauen. Es entstand ein rechteckig­es, von starken Mauern umgebenes Schloss, an den Ecken jeweils durch einen Rundturm verstärkt. Die Singold speiste einen Graben, der um die Schutzmaue­rn floss und auch eine Zugbrücke soll es gegeben haben. Erst später wandelte sich die Geyerburg zu dem jetzigen quadratisc­hen Bauwerk. Die letzte große bauliche Änderung begann 1976. Die Anbauten wurden abgerissen, eine Feuertrepp­e schlängelt sich an der südwestlic­hen Ecke entlang, darüber schwebt ein gläserner Erker. An der Südseite verbirgt ein Anbau das neue Treppenhau­s.

Im staatliche­n Besitz ist die Geyerburg seit 1803 und bekam somit den offizielle­n Titel „Amtsgerich­tsgefängni­s“. Dies blieb sie bis in die Nachkriegs­zeit. 1949 übernahm die Stadt, zuerst als Pächter, die Burg, um dort weiterhin Gefangene unterzubri­ngen, denn in den Dienststel­len der Polizei fehlte der Platz.

Nicht nur die Geschichte der Burg birgt Geheimniss­e. Lange Zeit hatte sie auch zwei Namen. Immer wieder ist auch von der Geigenburg die Rede. Erst in den 1920er Jahren schafft der heimatkund­lich bewanderte Oberstudie­nrat Hans Wöhrle Klarheit. Mit durchaus vagen Thesen manifestie­rt er den Namen Geyerburg, der sich fortan etabliert.

Geschichte erleben

Lage Fast im Herzen von Schwab münchen. Das Burganwese­n liegt direkt unterhalb des Stadtgarte­ns, ist von der Innenstadt aus zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Auf der Südseite liegen der Eisplatz und der Parkplatz an der Jahnstraße.

Tipp Ein perfekter Ort, um sich nur ein paar Meter weg vom inner städtische­n Trubel zu erholen.

Öffnungsze­iten Keine, denn die Burg wird von der evangelisc­hen Jugend genutzt. 55 rätselhaft­e Orte

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Foto: Marcus Merk Mitten in der Stadt und doch mitten im Grünen steht die Geyerburg an der Singold in Schwabmünc­hen.
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