Augsburg bekommt einen Tatort
André Bücker ist ab Herbst Intendant des Theaters. Mit einer Art Krimi geht er in die Stadtteile. Und er hat weitere Pläne
Augsburgs Theaterbesucher müssen an Sonntagen künftig nicht mehr vor dem Fernseher sitzen, um Kriminalfälle zu lösen: Der Tatort spielt ab Herbst vor ihrer Haustüre. Intendant André Bücker, der im September offiziell antritt, stellte gestern seinen ersten Spielplan vor. Er hat dabei vieles berücksichtigt, was zuletzt in Debatten um die Zukunft des Theaters angesprochen wurde.
Mit dem „Tatort“gehen Bücker und sein Ensemble hinaus in die Stadtteile. Der erste Fall spielt wohl in Lechhausen. Ermittelt wird auf Straßen und in Häusern, Zeugen und Fahnder sind nicht nur die Schauspieler, sondern auch Besucher, Vereine und Freiwillige Feuerwehren. Drei Folgen soll es geben, die dieses Jahr im Oktober, im Dezember und nächstes Jahr im Juni Premiere haben. „Ab dann haben wir sie regelmäßig im Repertoire“, sagt der Intendant.
Die Stadt bietet viele Themen, die man auf der Bühne beleuchten kann. Was Intendantin Juliane Votteler zum Beispiel mit einem Stück über die Augsburger Bombennacht begann, will Bücker fortsetzen: Er setzt sich auseinander mit der Geschichte der Stadt und mit Themen, die für Augsburg prägend waren. Wie berichtet, wird es im Sommer auf der Freilichtbühne ein Musical über die Fugger geben. Bücker kann sich vorstellen, es auch touristisch zu vermarkten – im Paket mit Stadtführungen und Museumsbesuchen. „So könnten wir neues Publikum gewinnen.“
Leicht wird es, wie bereits für das derzeit agierende Team, auch für Bücker nicht: Das Große Haus steht ihm erst einmal für Jahre nicht zur Verfügung. Als Ersatz soll eine Halle im Martinipark dienen, in der alle großen Musiktheater-Produktionen sowie einige größere Schauspiel-Inszenierungen gezeigt werden. Diese Halle wird derzeit umgebaut. Man liege, heißt es aus der Stadtverwaltung, im Zeitplan. Im Kulturausschuss mahnte Bücker gestern, dass es keine Verzögerungen geben darf. „Wir brauchen wieder Verlässlichkeit – auch für unsere Abonnenten.“
Die sollen noch diese Woche über den Spielplan informiert werden. Karten für die im September beginnende Saison gibt es voraussichtlich ab Juni. Einen Termin kann man sich schon jetzt im Kalender anstreichen: Am 24. September wird die neue Saison mit einem Theaterfest im Textilviertel eröffnet. Die erste Premiere, „Der Freischütz“, ist dann am 1. Oktober. Die zweitwichtigste Spielstätte wird zumindest im kommenden Jahr noch die Brechtbühne sein, auch der Hoffmannkeller wird weiter genutzt. Die Symphoniekonzerte finden weiterhin im Kongress am Park statt.
»Mehr Theater Im Feuilleton auf Seite 15 stellt Rüdiger Heinze die Details des neuen Theaterspielplans vor. Auf Seite 37 lesen Sie, wie es mit den Spenden für die Theatersanierung läuft.