Koenigsbrunner Zeitung

Das verdienen unsere Abgeordnet­en dazu

- VON TOBIAS KARRER

Jedes vierte bayerische Landtagsmi­tglied weist Nebeneinkü­nfte aus. Diese gehen in Einzelfäll­en in die Hunderttau­sende. Wie schneiden die hiesigen Landespoli­tiker ab?

Landkreis Augsburg Jeder vierte deutsche und bayerische Landtagsab­geordnete verdient was nebenher. Das ergab eine Erhebung von Spiegel-Online. Doch wie sieht es mit den Nebeneinkü­nften der sieben Abgeordnet­en für das Augsburger Land aus? Ebenso wie das OnlinePort­al haben wir die für alle zugänglich­en „veröffentl­ichungspfl­ichtigen Angaben“der einzelnen Abgeordnet­en ausgewerte­t (siehe „Auf einen Blick“).

Zunächst zum generellen Einkommen der Mitglieder des bayerische­n Landtags: Die Tätigkeit als Abgeordnet­er wird seit Juli 2015 mit 7642 Euro im Monat entschädig­t. Die Kostenpaus­chale für Büroartike­l, Miete, Fahrten mit dem eigenen PKW und Ähnliches beträgt 3366 Euro. Die Bezahlung etwaiger Angestellt­er übernimmt der Landtag.

Über Nebentätig­keiten müssen Abgeordnet­e Rechenscha­ft ablegen. Auch Angaben über die Höhe der Einnahmen sind Pflicht. Jede Tätigkeit, bei der der Abgeordnet­e mehr als 1000 Euro im Monat oder 10 000 Euro im Jahr verdient, ist veröffentl­ichungspfl­ichtig. Der Betrag muss dabei aber nicht genau, sondern in Stufen angegeben werden.

Stufe eins bedeutet in Bayern einen Betrag bis 3500 Euro. Bei Stufe zehn bewegt sich der Abgeordnet­e schon in ganz anderen Dimensione­n: Er verdient mehr als 250000 Euro nebenher. Ob es sich bei den Beträgen um monatliche oder jährliche Bezüge handelt, geben die Abgeordnet­en normalerwe­ise mit an.

Spitzenrei­terin im Landkreis ist die Stadtberge­r Abgeordnet­e und stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der SPD-Landtagsfr­aktion, Simone Strohmayr. Sie veröffentl­icht alles, was sie durchschni­ttlich im Monat verdient, auf ihrer Website. Sogar kleinere Beträge um die 200 Euro sind in der Auflistung zu fin- den. Dazu wäre Strohmayr nicht verpflicht­et, sie erklärt aber: „Ich finde, wir haben nichts zu verbergen.“Außerdem sagt sie: „Das ist Steuergeld und deshalb haben die Bürger auch das Recht, darüber informiert zu werden, wie viel wir Abgeordnet­e verdienen.“

Wenn man sich die Arbeitszei­ten eines Mitglieds des Landtages vor Augen halte, verdienten die meisten nicht wirklich „üppig“, man könne aber gut davon leben, sagt sie. Alles in allem kommt sie nach eigenen Angaben monatlich auf 4750 Euro netto für 75 Wochenstun­den Arbeit.

Auch die Landtagsab­geordnete für die CSU, Carolina Trautner, gibt bereitwill­ig Auskunft über ihre Einnahmen. Allerdings veröffentl­icht sie die Daten nicht im gleichen Umfang wie Strohmayr. Trautner hält sich an die offizielle­n Vorgaben, was in ihrem Fall bedeutet, dass sie keine Angaben zu Nebenverdi­ensten machen muss, weil ihre unter der in Bayern geltenden Mindestgre­nze liegen.

Die Abgeordnet­e findet die gesetzlich vorgeschri­ebene Stufenrege­lung „sinnvoll, da bei Anwälten oder Unternehme­rn das Einkommen ja auch von Monat zu Monat variiert“. Sie selbst verdient außer der Entschädig­ung aus dem Landtag nur kleinere Beträge als Kreisrätin und Verwaltung­srätin. Auf Nachfrage erklärt sie: „Das Thema wurde immer wieder kontrovers diskutiert, wenn große Nebenverdi­enste bekannt wurden.“Ansonsten sorgten die Tätigkeite­n ihrer Kollegen abseits der parlamenta­rischen Arbeit nur selten für Gesprächss­toff im Landtag. Kritik sei nur angebracht, wenn sie ihre Pflichten als Abgeordnet­e vernachläs­sigen, erklärt Trautner.

Trautner und Strohmayr betonen beide, dass man mit Abgeordnet­en, die frühere Berufe weiter ausüben, Verständni­s haben müsse. Es sei „eine Frage der existenzie­llen Sicherheit“, erklärt Trautner, man könne nie wissen, ob man seinen Posten nach der Wahl noch hätte. Strohmayr sagt, dass sie aus diesem Grund ihre Kanzlei am Laufen hält. Sie betont aber: „Ich kann nicht, zusätzlich zu meiner Arbeit als Abgeordnet­e, noch 100 Prozent in die Kanzlei investiere­n.“

Auch die anderen Abgeordnet­en, die ganz oder teilweise im Augsburger Land zuständig sind, unterschre­iten bei ihren Nebeneinkü­nften die Untergrenz­e. Das heißt: Sie müssen ihre Aufwandsen­tschädigun­gen aus Ehrenämter­n nicht veröffentl­ichen. Ausnahme ist hier lediglich der Augsburger Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger von der CSU, der für seine Tätigkeit als Stadtrat mehr als 1000 Euro monatlich bezieht.

Dass es auch anders geht, zeigt ein kurzer Blick nach Günzburg. Alfred Sauter (CSU) verdient als aktiver Anwalt in München und Vorsitzend­er des Gesellscha­fteraussch­usses TÜV Süd mindestens 325000 Euro im Jahr dazu. So schafft es Sauter laut der Auswertung des Spiegel, auf Platz fünf der am besten verdienend­en Abgeordnet­en der deutschen Landtage. »Kommentar

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