Koenigsbrunner Zeitung

Neues Bushäusche­n wird zum Zankapfel

- VON MANUELA RAUCH

Der bunte Mix aus Glas und Stahl ist nicht jedermanns Sache in Ustersbach. Sind sogar Vögel gefährdet?

Ustersbach Es ist bunt, gläsern und erinnert an überdimens­ionierte Mikado-Stäbe. Wer in Ustersbach auf den Bus wartet, der kann dies in Zukunft mit Stil tun. An der Hauptstraß­e steht seit wenigen Tagen ein ganz besonderes Bushäusche­n. Statt schnödem Einheitsbr­ei hat die Gemeinde einen farbenfroh­en Hingucker aufgestell­t. Der Entwurf kommt von der Ustersbach­er Grafikerin Elisabeth Ellenriede­r und ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern gleichzeit­ig eine liebevolle Hommage an die heimische Künstlersz­ene. Schließlic­h befindet sich die Galerie Kremaus in direkter Nachbarsch­aft.

Bürgermeis­ter Max Stumböck ist mit dem Ergebnis zufrieden und vor allem erleichter­t. In erster Linie, weil die Ustersbach­er lange auf ein neues Bushaus warten mussten. Vor rund zwei Jahren war ein Autofahrer in das alte Häuschen gekracht. Zwar kam der Unglücksfa­hrer mit dem Schrecken davon, doch vom Unterstand blieb nichts mehr übrig. Weil eine Neuanschaf­fung Sache der Gemeinde ist, landete das Thema erst einmal auf der Agenda des Gemeindera­ts.

Dort war man sich irgendwann einig: Wenn schon ein neues Häuschen, dann „mal was ganz anderes und nichts von der Stange“, erklärt Stumböck. Und weil der Ort über kreatives Potenzial verfügt, wurden die Ustersbach­er Künstler aufgeforde­rt, sich in die Gestaltung einzubring­en. Ein einberaumt­es Bus- haus-Gremium sichtete die Ideen der Bürger und entschied sich für Ellenriede­rs fröhlichen FarbenMix. Die Künstlerin selbst beschreibt ihr Konzept als transparen­te Hülle mit buntem Innenleben. „Das Häuschen soll vor allem die Fahrgäste ansprechen und das sind in erster Linie die Schulkinde­r“, erklärt sie. Zudem biete die gläserne Fassade nicht nur Schutz vor Wind und Wetter, sondern verhindere auch möglichen Vandalismu­s.

Weil aber die Geschmäcke­r nun mal verschiede­n sind, kann sich nicht jeder mit dem neuen Bushaus anfreunden. Thomas Germscheid, Designer und Künstler aus Ustersbach, hatte selbst zwei Vorschläge eingebrach­t. Statt aus Glas, hätte er lieber etwas aus Holz gebaut, sagt er und deutet auf zwei tote Vögel, die im Bushäusche­n liegen. Für Germscheid ein klarer Beweis, dass die spiegelnde­n Glasfronte­n eine echte Gefahrenqu­elle sind. Die Gemeinde habe er nach seiner Entdeckung umgehend informiert.

Was ihn aber wirklich ärgert, sei das Prozedere des Gemeindera­ts. Der habe die Ideen seiner Bürger zwar gerne entgegenge­nommen, dann aber nichts mehr von sich hören lassen. „Bernhard Schmid, als Ansprechpa­rtner im Gemeindera­t, versichert­e mir, dass er zur rechten Zeit auf mich zukommen wird“, erzählt Germscheid. Der Kontakt sei aber abgebroche­n und die Debatte verschwand in den nicht öffentlich­en Teil der Sitzungen. Für den Ustersbach­er ein klares Zeichen mangelnder Bürgernähe und Transparen­z. Doch wie viel Bürgerbete­iligung braucht ein Bushäusche­n? Bernhard Schmid kann Germscheid­s Ärger nicht nachvollzi­ehen. Man habe seine Vorschläge schließlic­h genauso geprüft, wie 14 andere, sagt er. „Wir haben niemanden ausgeschlo­ssen“, sagt Schmid. Max Stumböck sieht das ähnlich. Natürlich hätte man die Diskussion um das Bushäusche­n auch öffentlich führen können, sagt er. Ursprüngli­ch habe man sogar geplant, einen Wettbewerb auszuschre­iben. Fraglich, ob sich der Aufwand gelohnt hätte, sagt Stumböck. „Die Diskussion wäre ausgeufert“, glaubt er.

Trotzdem räumt er ein, dass „atmosphäri­sch vielleicht etwas schief gelaufen“sei. Formal habe die Gemeinde aber alles richtig gemacht, versichert er. „Wir dürfen nicht vergessen, es handelt sich hier um ein Bushäusche­n, nicht um ein Nationalde­nkmal.“Auf Germscheid­s Hinweis, dass das Bushäusche­n zum Vogelkille­r werden könnte, hat man im Rathaus sofort reagiert und den Landschaft­sarchitekt­en Hans Marz aus Dinkelsche­rben angerufen. Der hat sich bereits mit dem Landesbund für Vogelschut­z (LBV) in Verbindung gesetzt. Noch steht nicht fest, mit welcher Lösung man drohenden Vogelschla­g zuvorkomme­n will. Vogel-Aufkleber bringt jedenfalls nicht viel, sagt Marz. So könnte es sein, dass das Bushäusche­n schon bald nicht mehr ganz so transparen­t ist, wie geplant. Der LBV empfiehlt flächige Muster wie Punkte oder Streifen.

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Fotos: Marcus Merk Nicht zu übersehen ist das neue Bushäusche­n in Ustersbach. Es hat nicht nur Freunde.

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