Neues Bushäuschen wird zum Zankapfel
Der bunte Mix aus Glas und Stahl ist nicht jedermanns Sache in Ustersbach. Sind sogar Vögel gefährdet?
Ustersbach Es ist bunt, gläsern und erinnert an überdimensionierte Mikado-Stäbe. Wer in Ustersbach auf den Bus wartet, der kann dies in Zukunft mit Stil tun. An der Hauptstraße steht seit wenigen Tagen ein ganz besonderes Bushäuschen. Statt schnödem Einheitsbrei hat die Gemeinde einen farbenfrohen Hingucker aufgestellt. Der Entwurf kommt von der Ustersbacher Grafikerin Elisabeth Ellenrieder und ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern gleichzeitig eine liebevolle Hommage an die heimische Künstlerszene. Schließlich befindet sich die Galerie Kremaus in direkter Nachbarschaft.
Bürgermeister Max Stumböck ist mit dem Ergebnis zufrieden und vor allem erleichtert. In erster Linie, weil die Ustersbacher lange auf ein neues Bushaus warten mussten. Vor rund zwei Jahren war ein Autofahrer in das alte Häuschen gekracht. Zwar kam der Unglücksfahrer mit dem Schrecken davon, doch vom Unterstand blieb nichts mehr übrig. Weil eine Neuanschaffung Sache der Gemeinde ist, landete das Thema erst einmal auf der Agenda des Gemeinderats.
Dort war man sich irgendwann einig: Wenn schon ein neues Häuschen, dann „mal was ganz anderes und nichts von der Stange“, erklärt Stumböck. Und weil der Ort über kreatives Potenzial verfügt, wurden die Ustersbacher Künstler aufgefordert, sich in die Gestaltung einzubringen. Ein einberaumtes Bus- haus-Gremium sichtete die Ideen der Bürger und entschied sich für Ellenrieders fröhlichen FarbenMix. Die Künstlerin selbst beschreibt ihr Konzept als transparente Hülle mit buntem Innenleben. „Das Häuschen soll vor allem die Fahrgäste ansprechen und das sind in erster Linie die Schulkinder“, erklärt sie. Zudem biete die gläserne Fassade nicht nur Schutz vor Wind und Wetter, sondern verhindere auch möglichen Vandalismus.
Weil aber die Geschmäcker nun mal verschieden sind, kann sich nicht jeder mit dem neuen Bushaus anfreunden. Thomas Germscheid, Designer und Künstler aus Ustersbach, hatte selbst zwei Vorschläge eingebracht. Statt aus Glas, hätte er lieber etwas aus Holz gebaut, sagt er und deutet auf zwei tote Vögel, die im Bushäuschen liegen. Für Germscheid ein klarer Beweis, dass die spiegelnden Glasfronten eine echte Gefahrenquelle sind. Die Gemeinde habe er nach seiner Entdeckung umgehend informiert.
Was ihn aber wirklich ärgert, sei das Prozedere des Gemeinderats. Der habe die Ideen seiner Bürger zwar gerne entgegengenommen, dann aber nichts mehr von sich hören lassen. „Bernhard Schmid, als Ansprechpartner im Gemeinderat, versicherte mir, dass er zur rechten Zeit auf mich zukommen wird“, erzählt Germscheid. Der Kontakt sei aber abgebrochen und die Debatte verschwand in den nicht öffentlichen Teil der Sitzungen. Für den Ustersbacher ein klares Zeichen mangelnder Bürgernähe und Transparenz. Doch wie viel Bürgerbeteiligung braucht ein Bushäuschen? Bernhard Schmid kann Germscheids Ärger nicht nachvollziehen. Man habe seine Vorschläge schließlich genauso geprüft, wie 14 andere, sagt er. „Wir haben niemanden ausgeschlossen“, sagt Schmid. Max Stumböck sieht das ähnlich. Natürlich hätte man die Diskussion um das Bushäuschen auch öffentlich führen können, sagt er. Ursprünglich habe man sogar geplant, einen Wettbewerb auszuschreiben. Fraglich, ob sich der Aufwand gelohnt hätte, sagt Stumböck. „Die Diskussion wäre ausgeufert“, glaubt er.
Trotzdem räumt er ein, dass „atmosphärisch vielleicht etwas schief gelaufen“sei. Formal habe die Gemeinde aber alles richtig gemacht, versichert er. „Wir dürfen nicht vergessen, es handelt sich hier um ein Bushäuschen, nicht um ein Nationaldenkmal.“Auf Germscheids Hinweis, dass das Bushäuschen zum Vogelkiller werden könnte, hat man im Rathaus sofort reagiert und den Landschaftsarchitekten Hans Marz aus Dinkelscherben angerufen. Der hat sich bereits mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Verbindung gesetzt. Noch steht nicht fest, mit welcher Lösung man drohenden Vogelschlag zuvorkommen will. Vogel-Aufkleber bringt jedenfalls nicht viel, sagt Marz. So könnte es sein, dass das Bushäuschen schon bald nicht mehr ganz so transparent ist, wie geplant. Der LBV empfiehlt flächige Muster wie Punkte oder Streifen.