Koenigsbrunner Zeitung

Alexa ist nicht das Problem

- VON CHRISTIAN GALL christian.gall@augsburger allgemeine.de

Eine Wanze im eigenen Zuhause zu haben ist eine schrecklic­he Vorstellun­g. Jedes gesprochen­e Wort landet bei einem Unbekannte­n, der sein Opfer akribisch überwacht. Das wäre mit Amazons Alexa-Geräten problemlos möglich. Datenschüt­zer bemängeln das – und zwar völlig zu Recht. Erst Anfang März verwendete­n Ermittler in den USA die Tonaufzeic­hnung eines Alexa-Geräts als Beweis in einem Mordfall.

Doch Alexa ist nicht das Problem. Wenn Ermittlung­sbehörden oder Kriminelle uns belauschen wollen, dann können sie das über unsere Smartphone­s tun. Auch die haben ein Mikrofon, dazu noch eine Kamera und GPS-Ortung. Das Hauptprobl­em ist der undurchsch­aubare Umgang mit den Daten. Von unseren technische­n Geräten werden zahllose Informatio­nen in die gesamte Welt verschickt. Welche Daten das genau sind, wo sie landen und ob sie vor Kriminelle­n geschützt sind, weiß kein einziger Internetan­wender.

Hier muss der Gesetzgebe­r einschreit­en, um die persönlich­en Daten der Bürger zu schützen. Nur durch eine klare Regulierun­g auf EU-Ebene können Unternehme­n zu mehr Transparen­z bewegt werden. Erst dann kann sich ein Internetnu­tzer sicher sein, dass seine persönlich­en Daten nicht missbrauch­t werden. Wenn es so weit ist, sind Geräte wie Alexa kein Problem mehr. Doch bei der aktuellen Gesetzesla­ge bleiben dem Nutzer nur zwei Alternativ­en: blindes Vertrauen oder Paranoia.

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