Wenn der Paketbote mit dem Fahrrad kommt
Zustelldienste verstopfen die Städte. In Nürnberg testet man jetzt eine Alternative
Nürnberg Keine Abgase, kein Feinstaub: In Nürnberg haben zwei Logistikunternehmen damit begonnen, Pakete umweltfreundlicher zuzustellen – mit dem Fahrrad. In der Nürnberger Südstadt und in der Fußgängerzone erproben die Firmen DPD und GLS dazu spezielle Lastenfahrräder als Alternative zu herkömmlichen Paketautos. Der Freistaat unterstützt die wissenschaftliche Begleitung des Projekts mit 153000 Euro. Die Stadt Nürnberg und die IHK Mittelfranken steuern 17 000 Euro bei.
„Gerade mit dem Lastenfahrrad ist man weitaus flexibler und weniger verkehrsbeeinträchtigend unterwegs. Die Vorteile im Hinblick auf Lärm und Schadstoffemissionen liegen auf der Hand“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beim offiziellen Startschuss am Donnerstag. Der Versuch läuft bereits seit Dezember. Seither wurden in der Stadt mehrere tausend Pakete mit dem Rad ausgeliefert.
Lastenfahrräder werden auch in anderen Städten erprobt. Die Besonderheit in Nürnberg ist neben der wissenschaftlichen Auswertung, dass leer stehende Gewerbe-Immobilien als Zwischenlager für die Pakete genutzt werden. Dort können die radelnden Zusteller die auf ihren Elektro-Rädern montierten Transportboxen schnell wieder auffüllen. Ein Zusteller mit Lastenfahrrad kann so knapp einen Transporter ersetzen. Pro Rad können Pakete mit einem maximal 200 Kilo Gesamtgewicht transportiert werden.
In Nürnberg sind täglich etwa 400 Lieferfahrzeuge unterwegs. Ralf Bogdanski von der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg geht davon aus, dass in Großstädten etwa 30 Prozent dieser Transportfahrzeuge durch Lastenfahrräder ersetzt werden könnten. Und das rechnet sich auch: Voruntersuchungen für das Nürnberger Pilotprojekt ergaben laut Bogdanski Kosteneinsparungen im zweistelligen Prozentbereich für die Logistikunternehmen. Mit den Lastenfahrrädern könnten wesentlich effizientere Routen gefahren werden. Es gebe bereits Anfragen aus anderen Städten, die Interesse an dem Modell hätten.
Nürnberg ist die deutsche Stadt mit der größten zusammenhängenden Fußgängerzone. Anlieferungen zu den vielen Geschäften sind per Lkw nur bis 10.30 Uhr gestattet – für Fahrräder gilt diese Einschränkung nicht. Nürnbergs zweiter Bürgerm,eister Christian Vogel sieht daher einen Vorteil: Nachlieferungen seien in der Fußgängerzone damit den ganzen Tag möglich.